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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ein.
    »Wir kommen so schnell wie möglich zurück«, fügte Veldan hastig an. »Obwohl wir zuerst ein Pferd retten mussten. Aber dann beschlossen wir, es sein zu lassen …« Sie merkte, dass sie faselte, und brach ab, bevor sie sich noch tiefer hineinredete, aber es war zu spät.
    »Ein Pferd? Was zum Teufel glaubst du, was hier gespielt wird, Mädchen? Du kommst sofort hierher!«
    »Jetzt hast du es geschafft«, sagte Bailen. »Ich glaube, er hat auch den letzten Teil missverstanden. Er nimmt an, dass du jetzt einem Pferd nachjagen willst. Du gehst jetzt besser, Veldan, bevor sich alles noch mehr verwirrt. Überlass es mir, ihm alles zu erklären – und nimm dir Zeit, um dich auszuruhen. Bis du hier eintriffst, wird sich Cergorn hoffentlich wieder beruhigt haben. Wenn nicht, solltest du dir Gedanken über einen neuen Beruf machen.« Seine Blindheit hielt ihn davon ab, jenseits der Schleierwand zu reisen, und er kam nicht umhin, die Wissenshüter ein wenig um ihre Freiheit und die Abenteuer zu beneiden, obwohl er als Horcher große Anerkennung bekam. Er mochte Veldan gern, aber die Versuchung, sie zu necken, war einfach zu groß. »Ich bin zuversichtlich, dass es viele Möglichkeiten für einen ehemaligen Wissenshüter gibt.«
    »Hol dich doch der Teufel, Bailen«, fauchte Veldan. »Das ist nicht einmal andeutungsweise lustig.« Dann war sie fort.
     
    »Hol dich der Teufel, Tormon! Hast du den Verstand verloren? Ich werde dort nicht hinuntergehen!« Rochalla blickte mit schreckgeweiteten Augen die Straße hinunter, die von der Ebene zu den Tieflanden führte. Sie war in Tiarond geboren und hatte, selbst noch ein Kind, ihre jüngeren Geschwister großgezogen, weshalb sie weder die Zeit noch die Neigung gehabt hatte, danach zu fragen, was es außerhalb der Stadtgrenzen noch gab. Wie sehr sie sich doch wünschte, dass sie in dem seligen Zustand der Unwissenheit hätte bleiben können.
    Man hatte ihr zwar erzählt, dass die Straße aus der Stadt führt, den Fluss überquert und ein paar Wegstunden am Ufer entlang verläuft, bis beide über die Kante des Plateaus verschwinden. Doch das hatte sie keinesfalls auf die Wirklichkeit vorbereitet. Es war schwer, allein die Ausmaße hinzunehmen, die sie vor sich sah. Der Steilfelsen stürzte sich endlos in die Tiefe, und was auch immer an seinem Fuß lag, verschwand, wie sie zu ihrer Bestürzung erkannte, unter einer Wolkenschicht. Wie in Myrials Namen war es möglich, dass sie von oben auf die Wolken blickte? Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.
    Von dem Wachhaus, welches ein paar Schritte vom Abgrund entfernt stand, hatte es so ausgesehen, als ob die Straße sich in dem umliegenden Sumpfland verlaufen würde. Jetzt musste Rochalla feststellen, dass sie zwischen zwei hohen Pfeilern hindurch und in einer scharfen Linkskehre zur Steilwand hin verlief, wo sie von einem natürlichen Felsvorsprung an der Wand nach unten führte. Dort hatte sie sich nach den langen Regenfällen in einen zusätzlichen Wasserlauf verwandelt, der etwa knietief trübes braunes Wasser führte. Rochalla folgte der Route, die ihr bevorstehen sollte, ein Stück weit mit den Augen und erlitt ihren zweiten Schock. Der in den vergangenen Monaten reißend gewordene Fluss stürzte sich in einem breiten Wasserfall über die Kante. Mit lautem Donnern sprangen die Wassermassen in die Tiefe, wallten und schäumten und zerstäubten einen feinen weißen Dunst. Das Tosen war nahezu ohrenbetäubend, und die rohe Kraft des Elements ließ den Boden erzittern.
    Von Rochallas Standort aus wirkte die Straße zerbrechlich wie ein Spinnennetz an einer Hauswand, wobei sie auch noch geradewegs auf das brodelnde, schäumende Chaos zuhielt. Hastig trat sie zurück, ihr Magen regte sich heftig. »Das können wir nicht schaffen! Wir werden alle umkommen!« Sie hörte selbst, wie schrill sie klang, und kam sich vor wie eine Närrin, aber sie konnte nicht anders.
    Tormon sah sie verständnisvoll an und klopfte ihr unbeholfen auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Mädchen. Diese Straße jagt mir jedes Frühjahr eine Todesangst ein, und dabei ist sie zu normalen Zeiten nicht annähernd so schlecht. Sie geht für gewöhnlich nicht unter dem Wasserfall hindurch, sondern führt vorher durch einen Tunnel und über Serpentinen ein paar hundert Schritt in die Tiefe, dann kommt sie von dem Wasserfall ein Stück entfernt wieder ans Licht, um von da an einer Falte des Berges zu folgen, wo es so was wie einen Weg gibt. Man muss

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