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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Schwert gebrauchte und es verwundete oder tötete, könnte es den Jungen fallen lassen oder mit ihm zusammen in die Tiefe stürzen. Gilarra stockte der Atem. Die Schmiedin warf sich in einem verzweifelten Sprung nach vorn, schloss die Faust um den Fußknöchel ihrer Beute, gerade als die sich in die Höhe heben wollte.
    Abrupt aus dem Gleichgewicht gebracht, fiel das Ungeheuer rückwärts in den Raum hinein und auf Agella. Unter Wutgeheul fuhr es heftig herum, warf das Kind auf den Boden, um die tödlichen Klauen freizubekommen. Aukil fiel mit dem Kopf auf den Eckstein des Kamins, das Knacken war durch den ganzen Raum zu hören. Gilarra schrie auf. Bevron war schon unterwegs. Er schoss quer durch den Raum, an den am Boden Kämpfenden vorbei und riss sein regloses Kind an sich. Gilarra sah das bleiche Gesichtchen, sah den Kopf vom Arm des Vaters herabhängen. War der Junge tot oder am Leben? Einen Augenblick lang wurde es dunkel um sie, sie glaubte ohnmächtig zu werden, doch sie tat einen tiefen Atemzug, bezwang das Schwindelgefühl und folgte ihrem Lebensgefährten mit der kostbaren Last aus der Ratskammer.
    Vom unteren Stockwerk drang Kampflärm herauf. Auf dem Treppenabsatz stand der Stallmeister hilflos über den reglosen Dawel gebeugt. Erleichtert sah er die Hierarchin kommen, dann deutete er bestürzt auf den Jungen in Bevrons Armen. »Ist er …?«
    Bevron schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er atmet, aber er braucht Hilfe, und zwar schnell.«
    Fergist nickte. »Das gilt auch für den Sergeant. Verehrte Hierarchin, wenn du deinen Jungen trägst, kann Bevron mir helfen, Dawel die Treppen hinunterzutragen.«
    »Natürlich.« Gilarra nahm eilig ihr Kind. Es fühlte sich so kalt und schwer an.
    Er wird gesund werden. Das wird er. Lieber Myrial, lass Aukil wieder gesund werden.
     
    In diesem Augenblick drängten die anderen aus der Ratskammer, Flint führte den strauchelnden Galveron, der sich die Hände vor das Gesicht drückte, das Blut quoll ihm zwischen den Fingern hindurch. Agella kam hinterher und gab ihnen Rückendeckung. Sie schwenkte ihr besudeltes Schwert, warf die Tür ins Schloss und lehnte sich dagegen. Sie wünschte, es bliebe ihr ein Moment zum Atemholen.
    Aber was nützt das schon.
    »Hast du einen Schlüssel?«, fragte sie die Hierarchin. »Es wird sie nicht lange aufhalten, aber jeder Augenblick zählt.«
    Gilarra mühte sich ab, das Kind auf einem Arm zu tragen und gleichzeitig den langen, prunkvollen Schlüssel aus der Rocktasche zu fischen. Sie gab ihn Agella, die ihn ins Schloss steckte und energisch herumdrehte. Dann wandte sich die Schmiedin hastig an Galveron: »Kannst du überhaupt sehen?« Er schüttelte den Kopf. »Meine Augen sind voller Blut«, antwortete er benommen. Er zitterte. »Ich helfe dir«, sagte Agella, nahm ihn beim Arm und führte ihn die Treppe hinunter. Gilarra folgte mit dem Kind auf dem Arm, Bevron und Fergist trugen den Sergeanten zwischen sich.
    Das untere Stockwerk glich einem Vorhof der Hölle. Auf dem Treppenabsatz gab es mehrere Türen zu den Priesterquartieren, und es hatte sich gezeigt, dass sie nicht alle verteidigt werden konnten. Die Ungeheuer waren an einigen Stellen durchgebrochen, und ein Haufen Gottesschwerter, unterstützt von Bürgern, die mit allem bewaffnet waren, was sie hatten finden können, verteidigten verzweifelt die Treppe, um zu verhindern, dass die Feinde Zugang zur Basilika gewannen. Agella sank der Mut. Die Ungeheuer drängten sich als wimmelnder Haufen auf dem Treppenabsatz, schnitten die von oben kommende Gruppe von jeglicher Hilfe ab und versperrten ihnen gleichzeitig den Fluchtweg.
    Agellas Gedanken überschlugen sich. Wir sind ohnehin nur noch wenige Kämpfer und werden überdies von unseren Verwundeten behindert. Wir werden uns den Ausweg nicht erkämpfen können. Wie um alles in der Welt sollen wir hier herauskommen?
    Ihr fiel nichts ein, und sie ertappte sich bei dem Wunsch, zu Hause in ihrer Schmiede zu stehen, auf eine Schwertklinge zu hämmern, die sie weiß glühend aus dem grimmigen Feuer holte … und da hatte sie die Lösung.
    Sie drehte sich zu den anderen um, die sich ängstlich hinter ihr zusammendrängten. »Wenn ich sage: lauft, dann lauft ihr – ganz gleich, was um euch herum passiert. Zögert nicht, werdet nicht starr vor Angst, und wenn sie noch so groß ist. Ihr habt nur diese eine Gelegenheit, und wenn ihr nur einen Moment zögert, seid ihr tot. Galveron, du hältst dich an mir fest, ich werde dich da

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