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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ein Gottesschwert. Er war verpflichtet, die Tiarondianer zu schützen. Doch so viele Leute waren umgekommen, und Kaita hatte ihr vom Tod seines alten Freundes Dawel erzählt, der sein Leben verloren hatte, als die Ungeheuer in den Tempel eindrangen.
    All die anderen hat er nicht retten können. Darum ist er entschlossen, wenigstens diese eine vor dem Tod zu bewahren. Und er scheint nicht zu begreifen, dass er sich damit noch mehr Herzweh bereitet. Ach, Galveron! Tu dir das nicht an.
    Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte er sich um. »Bleib bei ihr«, befahl er. »Ich gehe nach oben und hole zwei Decken.« Er stieg aus dem Keller, und die beiden Frauen waren miteinander allein.
    »Er ist ein guter Mann«, sagte Cerella leise.
    Aliana nickte. »Der beste.«
    »Es wird ihm das Herz brechen, wenn er die Stadt wiederaufbauen will. Lass es nicht zu.«
    »Ich kann ihn nicht davon abhalten. Er ist nun einmal so.«
    »Bist du sein Mädchen?«
    Die Diebin lächelte. »Nein. Er ist der Hauptmann der Gottesschwerter, und ich bin – war zumindest – eine Diebin. Unter diesen Umständen haben wir wenig gemeinsam.«
    »Er ist der Hauptmann? Blank wurde also getötet?«
    »Ich nehme es an.«
    »Es wurde Zeit, dass wir einen guten Mann für den Posten bekommen. Und Zavahl? Haben sie ihn am Ende geopfert?« Plötzlich lag eine neue Dringlichkeit im Ton der Frau.
    »Um die Wahrheit zu sagen, Cerella, ich bin auch nicht dabeigewesen.« Aliana drückte ihre Hand. »Soweit ich sehen kann, auch eine Menge anderer Leute nicht. Du siehst also, es ist zwecklos, dass du dir an diesem Unglück die Schuld gibst, nur weil du zu Hause geblieben bist. Aber um auf Zavahl zurückzukommen, er ist nicht unter den Leuten im Tempel, und Gilarra ist der neue Hierarch, also können wir wahrscheinlich annehmen, dass er tot ist.« Sie runzelte die Stirn. »Warum fragst du danach?«
    Cerellas Augen waren groß und dunkel. »Mein Baby«, flüsterte sie. »Ich lag in den Wehen, als der Hierarch starb. Wenn kein anderes Kind in der Nacht geboren wurde, muss meine Kleine die Nachfolgerin werden.«
    Die Diebin sperrte Mund und Augen auf. »In Myrials Namen! Daran hätte ich nie gedacht.«
    »Ich habe hier unten viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Du siehst, es ist ganz recht, dass ich sterbe. Wenn ich weiterlebte, wie könnte ich meine Kleine denn aufgeben?« Sie seufzte. »Nach allem, was in den letzten Tagen geschehen ist, hat man als Hierarch in Callisiora wahrscheinlich wenig Zukunft. Aber wenigstens wird für sie gesorgt sein, und mehr kann keiner von uns verlangen.«
    Aliana drückte ihre Hand. »Und für dich wird ebenfalls gesorgt werden. Du bist schon so weit gekommen. Gib jetzt nicht auf, du bist fast in Sicherheit.«
    Cerella fielen die Augen zu. »Ihr Name ist Ruhanna«, flüsterte sie matt. In diesem Augenblick kam Galveron die Stufen herab, die Decken im Arm. Aliana war noch nie im Leben so froh gewesen, jemanden zu sehen. Sie rannte ihm entgegen. »Beeil dich besser«, flüsterte sie. »Sie hat keine Kraft mehr, sie will aufgeben.«
    Galveron kniete sich neben die halb bewusstlose Frau, nahm den Säugling und gab ihn Aliana, die ihn sehr vorsichtig entgegennahm. Das kleine Gesicht, von einem dunklen Haarschopf gekrönt, war blass und eingesunken. Das Mädchen atmete, wachte aber nicht auf, nicht einmal, als es unbeholfen in eine Decke gewickelt wurde. Aliana sah es stirnrunzelnd an. Sie kannte sich mit Säuglingen nicht aus, aber diese Reglosigkeit konnte bestimmt kein gutes Zeichen sein.
    Galveron hatte in der Zwischenzeit die Mutter in Decken gewickelt und auf die Arme genommen. »Bist du fertig?«, fragte er. »Dann lass uns gehen.«
    Das Schwierigste war, die Frau die steile Kellertreppe hinauf und durch die enge Falltür zu bringen. Aliana ging mit dem Kind als erste, dann schob Galveron die Frau durch die Öffnung, während Aliana sie von oben zog und zugleich stützte. Bis das geschafft war, hatte die Frau das Bewusstsein verloren, und bis sie aus dem Haus waren, tropfte das Blut durch die Decken hindurch.
    Sie hasteten durch das Wohnviertel, Galveron mit Cerella und Aliana mit Ruhanna. Dann kamen sie bei dem goldenen Tor an, dem Eingang zum Tempelplatz, und Aliana war froh, die Handwerkersiedlung hinter sich zu lassen. Selbst die grausigen Leichenhaufen waren ihr lieber als die unheimlichen, leeren Häuser, in denen vor kurzem noch glückliches Leben geherrscht hatte. Und endlich war ringsum alles frei, sodass sich nichts mehr

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