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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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fiel. »Verflucht.« Er schnappte danach und fing sie glücklich auf, bevor der empfindliche Knochen auf den Steinen zersplitterte. Wäre die Treppe gerade gewesen, er hätte das Gleichgewicht verloren und wäre gestürzt, aber die Wandkrümmung fing ihn auf.
    »Kalt, kommst du zurecht?« Scall erschien in der Biegung und stieß überrascht den Atem aus, als er den Überbringer unmaskiert sah.
    Was tut es schon, wenn er mein Gesicht kennt? Er wird es noch zur Genüge sehen, wenn wir ihn nach Gendival bringen. Trotzdem wäre es besser gewesen, ich hätte die Maske ein wenig länger aufbehalten. Zwar ist es nicht allzu wahrscheinlich, dass wir zu dieser Stunde in den Ställen jemandem begegnen, doch bleibt es Glückssache, und ein Überbringer ohne Maske zieht zuviel Aufmerksamkeit auf sich.
    Kalt zuckte die Achseln. »Durchaus«, sagte er. »Dieses dumme Ding ist gerissen, das ist alles.« Er hielt die Maske mit der baumelnden Schnalle hoch. »Geh du nur schon voraus. Ich komme hinterher, sobald ich das Band wieder befestigt habe.«
    »Einverstanden.« Nach einem kurzen neugierigen Blick auf das Gesicht des Überbringers drehte Scall sich um und ging weiter.
    Kalt folgte ihm noch bis zum nächsten Leuchter und blieb dann stehen, um an dem losen Verschluss herumzufingern. Ihn zu richten erwies sich als unerwartet schwierig, und er fluchte leise vor sich hin und war umso froher, das dumme Ding bald ein für alle Mal los zu werden. Schließlich rettete ihn ein Stück Schnur, das er in seiner Tasche fand. Es war vom Zusammenbinden der Bücherkisten übrig, die er am Nachmittag gepackt hatte. Mit der Schnur band er sich die Maske vors Gesicht und hoffte, sie möge noch so lange halten, wie es nötig war.
    Bald wird sie nicht mehr gebraucht, und in der Zwischenzeit werde ich hoffentlich niemandem in die Arme laufen. Ein Überbringer kann kaum Ehrfurcht und Schrecken einflößen, wenn seine Maske mit einem Stück Bindfaden zusammengehalten wird.
    Kalt eilte weiter und dachte, dass sein Lehrer sich sicher schon wunderte, wo er denn blieb. Als er in der warmen Dunkelheit der Ställe ankam, nahm er eine Laterne von dem Bord am Fuß der Treppe und zündete die Kerze am letzten Treppenleuchter an. Dass Arcan hier unten offene Kerzen und Fackeln verboten hatte, kam den Überbringern entgegen. In Trugbilder und Schatten eingehüllt, sollte es Grimm nicht schwerfallen, sich zu verbergen.
    Die feuchte Luft war geschwängert von dem Geruch nach Dung, Heu und Pferden. Er versuchte, möglichst flach zu atmen und bahnte sich einen Weg durch die Reihen der angeleinten Tiere, hielt die Laterne in die Höhe und sah zu, dass so wenig wie möglich Mist an seinen Stiefeln hängen blieb. Neugierige Köpfe mit gespitzten Ohren drehten sich nach ihm um und beobachteten ihn, während ein Augenpaar nach dem anderen unheimlich aufleuchtete. Dann entdeckte er in der entfernten Ecke den schwachen Schein einer Laterne und lief darauf zu. Er war erst auf halbem Weg, als der Tumult losbrach.
     
    Presvel, der im Stall darauf wartete, dass der kleine Schuft endlich aufkreuzte, kam es vor, als verstecke er sich schon eine Ewigkeit. Wenigstens war die Wärme der vielen Tiere recht angenehm, wenn nur der Gestank nicht wäre. Aber immerhin hatte ihm das Warten reichlich Gelegenheit gegeben, sich ausführlich zu überlegen, wie er Scall eine solche Todesangst einjagen könnte, dass der sich in Zukunft von Rochalla fernhielt und auch bei Tormon nichts ausplauderte. Wenn ihr neuer Freier von der Bildfläche verschwunden war, würde sie sicher zur Vernunft kommen und sich für den richtigen Mann entscheiden. Er tastete im Dunkeln nach seinem Messer. Wenn Scall die Klinge blitzen sah, würde er schon merken, dass er es mit jemandem zu tun hatte, dem es ernst war.
    Im Stall waren gute Verstecke rar, doch es gab da immerhin die großen Holzfässer, die in Abständen aufgestellt waren, um das Tränken der Pferde und des übrigen Viehs zu erleichtern. Im Schutz der Dunkelheit kauerte Presvel hinter dem Fass, das der braunen Stute am nächsten stand, und wartete ungeduldig. Einmal meinte er leise Schritte zu hören und wie sich jemand am anderen Ende des langen Raumes bewegte, aber es näherte sich kein Lichtschein und niemand begrüßte die kleine Stute, die in der Nähe angeleint stand. Da Scall fast den ganzen Weg von Tiarond mit dem dummen Vieh gesprochen hatte, war nicht anzunehmen, dass er es nun stumm versorgen würde.
    Als immer mehr Zeit verstrich, begann

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