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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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viel behutsamer als sonst schnallte er sich die Maske um und verließ das Zimmer.
    Im Gegensatz zu Grimm war bei ihm keine Heimlichkeit nötig. Er trat kühn auf den Gang hinaus und nahm, als er an der Tür zu Arcans Räumen vorbeiging, den achtungsvollen Gruß der Wächter entgegen.
    Wie gut, dass die Maske mein Gesicht verbirgt. Wenigstens brauche ich mir keine Sorgen zu machen, ob ich aufgeregt aussehe.
    Er hatte Scall schon bei seinem Besuch im Turm gefragt, wo er in der Festung schliefe. Dorthin ging er nun und eilte durch die dunklen zugigen Gänge, die nahezu verlassen waren. Zu dieser Abendstunde versammelten sich die meisten in der großen Halle, zuerst einmal um zu essen und dann um den langen Abend mit Tändeln, Plaudern, Spielen und Singen zu verbringen. Wenn anderswo so viel Leben herrschte, stand wohl kaum zu hoffen, dass er den Jungen in dem kalten Schlafraum antraf, aber da er auf dem Weg lag, schob er rasch den Kopf hinein, um nachzusehen. Er hatte kein Glück. Der Raum, in dem das Zeug acht unordentlicher junger Männer verstreut lag, war verlassen.
    Schade. Hätte ich ihn hier angetroffen, wäre jetzt alles viel einfacher.
    Achselzuckend setzte er seinen Weg zur großen Halle fort und stand schließlich im Eingang, von wo er den Blick über die Köpfe schweifen ließ. Die Gesellschaft wirkte behaglich und einladend, zwei große Kaminfeuer spendeten Wärme und ein angenehm leuchtendes Licht zur Ergänzung der großen Talgkerzen, die in Leuchtern an den Wänden brannten. In einer Ecke spielte jemand Harfe. Vor einer der Feuerstellen nahm eine Gruppe Krieger, die auf der Kamineinfassung würfelten, die Hitze allein für sich in Anspruch. Vor der anderen hatte ein Geschichtenerzähler gespannte Zuhörer um sich versammelt, und dort entdeckte Kalt Scall, bei dem kleinen Kind und dem hübschen jungen Mädchen sitzend, mit denen er zusammen angekommen war.
    Mist. Was nun? Nichts, was ich vorschlagen könnte, dürfte genügen, um ihn von diesem reizenden Geschöpf wegzulocken.
    Er zögerte eine Weile am Eingang und überlegte, wie er weiter verfahren sollte, doch das Glück war ihm hold. Der Geschichtenerzähler kam zum Schluss. Scalls Freundin beugte sich flüsternd zu dem schläfrigen Kind in ihrem Schoß hinab. Sie bedeutete Scall, er möge sitzen bleiben, stellte die Kleine behutsam auf die Füße und stand auf, dann nahm sie das Kind bei der Hand und brachte es hinaus. Als sie an ihm vorbeigingen, hörte er sie sagen: »Ich weiß, du möchtest gern noch eine hören, Annas, aber deine Schlafenszeit ist schon angebrochen. Komm, wir wollen deinen Vater suchen und ihm gute Nacht wünschen. Du kannst dir morgen wieder eine Geschichte anhören.«
    Sobald sie fort war, betrat Kalt die Halle. Er versuchte erst gar nicht, unauffällig hineinzuschlüpfen. Der leuchtende Totenkopf reichte aus, um Unruhe zu schaffen, wo immer er sich hinwandte.
    Also wirklich! Und du hast geglaubt, die Narren hätten sich inzwischen daran gewöhnt!
    Scall riss erstaunt die Augen auf, als er ihn auf sich zukommen sah. Wenigstens lag in seinem Blick nichts weiter als gewöhnliche Achtung. Das war mal eine nette Abwechslung zu der üblichen Furcht. Kalt winkte den Jungen vom Feuer weg und führte ihn aus dem Saal.
    »Guten Abend, Herr.« Scall klang ein wenig verwirrt. »Bist du gut umgezogen? Hast du noch etwas über meine Fundstücke herausgefunden?«
    »Dazu hatte ich keine Zeit«, antwortete der Überbringer. Die Lüge kam ihm nur mit Mühe über die Lippen. »Mein Lehrer befasst sich soeben damit. Darum bin ich gegangen und lasse ihm ein wenig Muße. Mir ist eingefallen, dass du über deine hübsche Stute gesprochen hast, darum dachte ich, wenn du nichts Besseres zu tun hast, wäre das eine gute Gelegenheit, um sie mir zu zeigen.«
    Die Miene des Jungen hellte sich auf. »Natürlich, Herr. Das will ich gern tun.«
    »Du brauchst mich nicht Herr zu nennen, Scall. Kalt genügt.«
    »Ja, Herr … Kalt.« Aufgeregt über seine Stute schwatzend, lief Scall voraus die Hintertreppe hinab, die zu den Ställen führte. Kalt folgte ihm unter nagenden Schuldgefühlen.
    Entlang der engen Wendeltreppe aus behauenem Stein brannten Leuchter an der Wand, und es herrschte ein ständiger feuchtkalter Luftzug. Sie gingen hintereinander, damit sie einen Entgegenkommenden vorbeilassen könnten.
    Und so brauche ich dem armen Jungen auch nicht ins Gesicht zu sehen.
    Auf halbem Weg geschah es. Kalt spürte, wie die Schnalle nachgab, und die Maske

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