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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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lächelte, als er auf sie zukam.
    »Fast hätte ich Sie nicht erkannt.«
    Sein Blick streichelte ihr Gesicht. Sie wich ihm aus. Erst jetzt nahm sie den bezaubernden Frühlingsstrauß wahr, den er ihr hinhielt.
    »Wie schön«, sagte sie und vergrub die Nase in den Blumen. Und schon kam der Kellner mit einer passenden Vase hinter dem Tresen hervor.
    Wenig später saßen sie einander gegenüber und der Kommissar nippte an einem dampfenden, duftenden Kaffee. »Irgendwelche sonderbaren Vorkommnisse?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Abgesehen davon, dass ich mich so gut wie nie unbeobachtet fühle - nein.«
    »Bleiben Sie vorsichtig. Das kann nicht schaden.«
    Nein, dachte Imke. Vorsicht ist immer gut. Auch dir gegenüber. »Und bei Ihnen?«, fragte sie. »Gibt es etwas Neues?«
    »Wir befragen sämtliche Dorfbewohner, gehen verschiedenen Spuren nach, aber keine davon ist zurzeit konkret.«
    »Das Dorf ist doch viel zu weit von der Mühle entfernt. Wer soll denn da etwas bemerkt haben?«
    »Einem Bauern auf dem Feld oder einer Frau, die vom Einkaufen kommt, würden ein fremdes Auto oder ein unbekanntes Gesicht doch sofort auffallen.«
    »Und wenn der … Täter sich der Mühle vom Wald her genähert hat?«
    »Das ist sogar wahrscheinlich. Wir haben einen Teil einer Reifenspur sichergestellt und vier unterschiedliche, leider ebenfalls unvollständige Fußabdrücke. Ein Wunder, dass überhaupt etwas da war, es hat ja am Tag des Mordes wie aus Kübeln geschüttet. Umso mehr hoffe ich auf jemanden, der eine Beobachtung gemacht hat.«
    »Und was passiert weiter?«
    »Wir nehmen uns jetzt nacheinander die Fahrzeuge der Dorfbewohner vor und überprüfen die Profile der Reifen.«
    »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass einer aus dem Dorf …«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. Er sah müde aus. »Reine Routine. Sie kennen das doch.«
    »Und wenn sich herausstellt, dass das Reifenprofil dem Wagen eines Dorfbewohners zugeordnet werden kann?«
    »Dann werden wir uns seine Schuhe vornehmen.«
    »Und wenn es ein fremdes Profil ist?«
    »Das würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass wir eine Spur des Täters gefunden haben.«
    »Er hat nichts zurückgelassen, was Sie zu ihm führen kann«, sagte Imke. Sie war sich dessen absolut sicher. »Wenn er einen Wagen benutzt hat, dann bestimmt nicht seinen eigenen. Und Schuhe? Die kann man nach Belieben wechseln, vor und nach einer Tat. Er ist nicht dumm.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Was haben Sie noch?«
    Der Kommissar hob die Tasse an die Lippen und trank. Als er sie wieder absetzte, erzeugte das einen hellen, verstörenden Klang. Seine Lippen glänzten. »Sollte nicht eigentlich ich derjenige sein, der die Fragen stellt?«
    Sein Lächeln traf sie unvorbereitet. Sie sah ihm in die Augen. In diesem Augenblick stand, wie aus dem Boden gewachsen, der Kellner an ihrem Tisch. Imke, die ihn völlig vergessen hatte, erschrak.
    »Haben Sie gewählt?«
    Schuldbewusst beugte sie sich über die Speisekarte. Jeder Satz schien heute Abend eine doppelte Bedeutung zu haben.
     
    Nach dem Dienst fuhr ich noch einmal zur Mühle, um meine restlichen Bücher abzuholen. Diesmal hatte ich mich mit Tilo verabredet. Es war im Augenblick unvorstellbar für mich, das Haus allein zu betreten.
    Tilo kam gerade aus der Scheune, als ich vorfuhr. Er strahlte übers ganze Gesicht, als er mich sah. Mit weit ausgebreiteten Armen kam er auf mich zu. »Jette!«
    Ich umarmte ihn und nuschelte ihm meine Begrüßung ins Ohr.
    Er hielt mich ein Stück von sich ab. »Hast du Lust auf ein erstklassiges selbst gekochtes Abendessen?«
    »Geht leider nicht, Tilo, ich bin verabredet.«
    »Verabredet?« Seine Augenbrauen schoben sich in die Höhe und bildeten zwei höchst merkwürdige spitze Winkel.
    »Ich habe dir von ihm erzählt.«
    »Aber äußerst, äußerst flüchtig.«
    »Klingt das irgendwie besorgt?«
    »Ich weiß nicht - tut es das?«
    Ich knuffte ihn in die Seite und er lachte und legte mir den Arm um die Schultern. »Wir freuen uns sehr für dich, deine Mutter und ich.«
    Obwohl seine Beine um einiges länger waren als meine, gingen wir im Gleichschritt. Auf dem Kies klang das wie eine ganze Armee.
    »Bist du glücklich?«
    Was sollte ich darauf antworten? Ein durchdringender Ruf ließ mich zusammenfahren. Ein riesiger Bussard stieß auf uns nieder und schoss haarscharf an uns vorbei.
    Auch Tilo war erschrocken. Mit hochgezogenen Schultern sah er dem Vogel nach, der jetzt auf dem Dach der Scheune

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