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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Mund. Dann holte er seinen Talisman, eine Münze mit eingestanztem Bisonkopf, aus der Hosentasche – von der die Legende behauptete, er habe sie aus der Tasche seines Vorgängers bei Magic Inc. genommen, als dieser bereits tot war. Minsky betrachtete sinnierend die Münze, warf sie hoch in die Luft und versuchte gar nicht, sie aufzufangen. Die Münze fiel auf den Tisch, rollte über die glatte Holzplatte, prallte gegen eine halb leere Wasserflasche und kam schließlich vor Dopey Benny zum Liegen.
    »Zahl, Boss«, meldete Benny trübselig.
    »Ich weiß«, sagte Minsky, ohne die Münze auch nur anzuschauen. »Dieser Höllensohn ist nun schon zwölf Jahre tot, aber seine Münze spielt mir immer noch denselben Streich. Ich hasse Flüche, die auch nach dem Tod des Zauberers weiter bestehen. So etwas sollte verboten werden.«
    »Was macht dich denn so nervös, Meyer?«, fragte Wolf.
    Minsky seufzte. Er streckte die linke Hand aus, die Münze glitt über den Tisch und landete klatschend in seiner offenen Hand.
    »Hast du auf der Straße etwas gehört von … tja, wie soll ich es nennen? Ich würde es Anschläge nennen, wenn Waffen im Spiel gewesen wären. Aber tatsächlich sind ohne ersichtlichen Grund mehrere Burschen einfach tot umgefallen.«
    »Du meinst, Gangster. Ja, ich habe davon gehört.«
    »Gyp Saminowski hat es vergangene Woche erwischt. Und Bloody Martin O’Shea. Und … es sind noch ein paar mehr, aber wer fragt nach Namen? Tatsache ist, dass jemand in der ganzen Stadt Gangster umlegt, und kein Hahn kräht danach. New York scheint in den vergangenen Monaten eine andere Stadt geworden zu sein. Früher war man nachts auf den Straßen sicher – nun, wir zumindest. Das ist jetzt vorbei.«
    »Wer steckt deiner Meinung nach dahinter?«
    »Ich weiß es nicht, würde ich dich sonst fragen? Auch zwei meiner Jungs hat es erwischt. Ehe sie starben, haben beide gesagt, jemand sei ihnen gefolgt.«
    »Haben sie sein Gesicht erkannt?«
    »Nein. Der eine sprach von einer Schattengestalt, die nicht sonderlich deutlich war. Ein jagender Schatten, so nannte er es. Und der andere, nun, der andere hat den Typ gesehen, aber was er sagte, ergibt keinen Sinn.«
    Wolf, der reglos auf dem Stuhl saß und kaum zu atmen wagte, starrte Minsky an.
    »Was hat er gesehen?«
    »Er sagte, es war ein Mann aus Fliegen.«
    Die beiden Männer starrten sich wortlos an. Sascha war unschlüssig, ob Wolf sich einen Reim auf die seltsamen Worte machen konnte oder nicht. Schließlich zuckte Wolf nur mit den Schultern und erhob sich. »Ich halte die Ohren offen«, sagte er.
    »Mehr wollte ich auch gar nicht, Max. Aber besser, man erfährt offiziell noch nichts davon. Und wenn ich dir noch einen freundschaftlichen Rat geben darf: Halt dich aus dieser Pentacle-Sache raus. Das gibt ein Blutbad.«

3 Der Teufelspakt
    Als sie schließlich das Café Metropol verließen, wurden die nachmittäglichen Schatten bereits lang, und der Stoßverkehr nahm die Stadt ein. Gewöhnlich, das heißt, wenn sie nicht an dringenden Fällen arbeiteten, kehrte Wolf zu diesem Zeitpunkt in sein Büro zurück. Seine Lehrlinge gab er dann in die Obhut des Chauffeurs der Astrals, der sie durch den Park heimfuhr. Sie machten fast täglich diese Autofahrt, denn obwohl Lily ihren Kopf durchgesetzt hatte und Lehrling bei Wolf geworden war, war es ihr noch nicht gelungen, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass der Himmel nicht einstürzen würde, wenn ihre Tochter einmal ein öffentliches Verkehrsmittel nähme.
    Heute jedoch bog Wolf von der Bowery ab in das Gewirr der engen, vor Menschen wimmelnden Gassen der Lower East Side. Sascha fürchtete schon, Wolf wollte Moische Schlosky im Hauptquartier der IMW aufsuchen – und das hätte bedeutet, sich in Lily Astrals Anwesenheit in die Mietskaserne zu wagen, in der auch seine Eltern wohnten. Doch dazu kam es nicht, denn Wolf verfolgte die Spur, die ihm Goldfaden gegeben hatte: Sam Schloskys alte Wohnung in der Henry Street.
    Pearl hatte recht gehabt, sie fanden tatsächlich eine Nachbarin, die sich an die vielköpfige Familie mit dem hageren Rotschopf erinnerte, der sich zum Rädelsführer der IMW -Bewegung entwickelt hatte. Die Frau wies sie zu einem Haus an der Ecke Grand und Orchard Street. Und dort wusste wiederum jemand, dass die Familie Schlosky vor anderthalb Jahren ausgezogen und in eine billige Wohnung im zweiten Stock in der Allen Street umgesiedelt war, direkt gegenüber der Hochbahn. Doch mit der Wohnung in der Allen Street

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