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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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gepflegt«, gab Lily zu bedenken.
    »Oh«, gab Gellman zurück. Offenbar hatte er daran noch nie gedacht. »Durchaus möglich, dass Rivka das übernommen hat. Trotzdem, niemand würde es Asher zugetraut haben.«
    »Aber durchaus, dass er seine Seele dem Teufel verkauft hat«, wandte Wolf ein.
    Gellman sah ihn scharf an. »Wer hat Ihnen das erzählt? Goldfaden? Glaubt er das?«
    Wolf zuckte mit den Schultern.
    Gellman sprach mit nervöser Flüsterstimme weiter. »
Ich
glaube es. Naftali Asher verhexte die Frau, die ich liebte, und nahm mir alle Hoffnung, auf dieser Welt glücklich zu werden. Und damit nicht genug, er wandelte sich vom mäßigen Kaschemmenmusiker zum größten Klezmerklarinettisten, den ich je gehört hatte. Aber wissen Sie, obwohl er alles besaß, was ich mir in meinem Leben je gewünscht habe, tat er mir doch leid. Er hat einen Pakt geschlossen, ob mit einem Menschen, einem Magier oder dem Teufel selbst, sei dahingestellt. Und was er auch bekommen hat, er musste dafür einen Preis zahlen, den ich niemals bezahlt hätte.« Kid Klezmer schauderte. »Zumindest hoffe ich das. Ich glaube, ein Mensch weiß nicht, wie käuflich er ist, solange der Teufel nicht mit dem Scheckbuch gewedelt hat.«
    Tiefes Schweigen befiel die Versammelten, als Gellman zu Ende erzählt hatte. Seine Geschichte war so finster, dass selbst die beiden hartgesottenen Gangster verstummt waren.
    Schließlich brach Meyer Minsky das Schweigen.
    »So ist das also«, sagte er und nahm sich eine neue Zigarre, zum Zeichen, dass die Unterhaltung aus seiner Sicht nun beendet war. »Wenn du The Kid verhaften möchtest, Maximilian, machst du das am besten gleich. Ich muss mich jetzt um den Laden kümmern.«
    »Ich denke nicht daran, ihn zu verhaften«, sagte Wolf über Gellmans Kopf hinweg, so als ob Minskys Zuspruch das Einzige wäre, auf was es hier ankam. »Nur falls er flüchten wollte, müsste ich tätig werden. Aber ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Wenn man erst einmal einen Mann eingebuchtet hat, kriegt man ihn nämlich nicht so leicht wieder heraus.«
    »Das brauchst du mir nicht erzählen«, sagte Minsky. »Ich habe dort zwei Zähne gelassen!«
    Dopey Benny schwieg, befühlte aber vorsichtig seine mehrfach gebrochene Nase und sah um diese ein wenig blass aus. Die unterirdischen Gefängniszellen der Polizeizentrale in der Mulberry Street hießen bei den New Yorkern nur »die Grüfte«, und sie hatten einen so schlechten Ruf, dass so manch schwerer Junge schon bei der bloßen Aussicht, eine Nacht dort verbringen zu müssen, lieber ein Geständnis ablegte.
    »Tun Sie nichts Unbedachtes«, riet Wolf Gellman, »wenn Sie sich daran halten, kann ich Ihnen vielleicht helfen.«
    »Dann glauben Sie mir also?«, fragte Gellman mit großem Ernst.
    »Ich kann nicht sagen, dass ich Ihnen glaube«, erwiderte Wolf. »Aber es ist nicht verboten, sich zu betrinken und eine Hochzeit zu stören. Und soweit ich sehe, gibt es nicht den geringsten Hinweis, dass Sie mehr als das getan hätten.«
    »Max, du bist eine Seele von Mensch«, sagte Minsky, während er sich die Zigarre mit einem zierlichen kleinen Taschenmesser anschnitt. »Du könntest ein Jude sein. Wir sollten dich ehrenhalber in unsere Sippe aufnehmen.«
    »Ich nehme das als Kompliment.«
    »Das ist die größte Ehre überhaupt«, sagte Minsky stolz. »Und ich würde es nicht aussprechen, wenn ich es nicht ernst meinte. Also fühl dich nicht als Fremder und besuch uns einfach mal wieder in unserem Laden.«
    »Das mache ich, und sei es auch nur, um Neuigkeiten zu erfahren, die nicht in der Zeitung stehen.«
    »Polizisten erhalten bei uns Süßigkeiten gratis.«
    »Ja, aber Süßigkeiten schmecken einfach besser, wenn man sie sich selbst kauft«, meinte Wolf.
    Minsky zündete seine Zigarre an und löschte dann das Streichholz zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich persönlich finde ja, dass gestohlene Bonbons am besten schmecken.«
    Wolf lächelte und erhob sich langsam. Doch dann hielt er inne, setzte sich wieder und sah Minsky stirnrunzelnd an. »Da war doch noch etwas, worüber du mit mir reden wolltest?«
    »Wollte ich das?«, erwiderte Minsky, während er mit einigen Münzen in der Hosentasche spielte. »Vielleicht habe ich es mir noch einmal überlegt.« Er blickte zu Sascha und Lily. »Besser, du kommst in den Süßigkeitenladen, dass wir uns dort unter vier Augen unterhalten können.«
    »Aber Meyer, du weißt doch, dass ich das nicht machen kann.«
    Minsky verzog enttäuscht den

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