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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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und zwar als Schwiegersohn!
    »Moment mal, Sie wollen Beka heiraten?« Sascha fühlte sich wie jemand, der die Straße überqueren wollte, sorgfältig nach rechts und links schaute und dann doch gerade in einen Omnibus knallte.
    »So isses«, bestätigte Benny verschwörerisch. »Ich bin hergekommen, um mit deinem Vater drüber zu reden, aber, na ja, ehrlich gesacht, ich hatte immer ein bisschen Schiss vor ihm.«
    Sascha schielte in die Küche, ob sein Vater mitgehört hatte. Mr Kessler saß immer noch am Küchentisch und las den Wirtschaftsteil der Zeitung – zumindest tat er so, denn hinter seiner Zeitung schüttelte er sich vor Lachen. Mordechai war schon den Tränen nahe, und als er Saschas Blick bemerkte, tat er, als ob er seinen Teil der Zeitung auffraß. Sascha musste erkennen, dass keiner der beiden die Situation mit dem gebührenden Ernst würdigte.
    »Und deshalb möchte ich, dass du mit ihr redest«, erläuterte Benny seinen Plan.
    »Jetzt gleich?«
    »Na ja, bald. Bis dahin könnteste ja mit mir und Beka ein bisschen spazieren gehen. Du weißt ja, als Anstandswauwau. Deine Schwesta is ja ’n anständiges Mädchen. Das respektier ich natürlich.«
    Saschas Vater und sein Onkel bekamen hinter ihren Zeitungen gleichzeitig heftige Hustenanfälle.
    »Drehn wa ’n paar Runden um den Block, wenn sie heimkommt? Was meinste?«
    Sascha blieb es erspart, sich ehrlich zu äußern, weil Beka in diesem Augenblick in die Wohnung hereinschneite und Schal und Hut ablegte. »Ich glaube, wir machen wirklich Fortschritte«, sagte sie. »Heute hat ein Pinkerton sogar ein Flugblatt von mir angenommen. Wie Moische immer sagt, es ist alles eine Frage der richtigen Worte, man muss die gute Seite der Menschen ansprechen. Schließlich sind die Pinkertons ja keine Kapitalisten oder Großgrundbesitzer, sondern ganz normale Leute. Wer weiß, vielleicht hat der Pinkerton, mit dem ich heute gesprochen habe, daheim eine Mutter, die auch zaubert …«
    »Meine Mutter kann Zaubersprüche«, bekannte Benny ungefragt. »Ihre
Matzen
knödelsuppe ist« – und dazu presste er seine Lippen an die Finger und warf eine Kusshand in die Luft – »einfach himmlisch!«
    »Oh«, sagte Beka erstaunt. »Hallo, Mr Fein. Was machen Sie denn hier?«
    Benny würgte wieder seinen Hut, als hätte er eine von Mrs Moguleskos koscheren Gänsen zwischen den Fingern. »Ich, äh, schönes Wetter haben wir, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Beka. Sie runzelte die Stirn, dann ging sie zum Ofen, stellte sich davor und rieb sich die kalten Hände.
    »Ich würde gern einen Spaziergang mit Ihnen machen, Miss Kessler«, sagte Benny, der knallrot im Gesicht wurde. »Außerdem würde ich Sie gern meiner Mutter vorstellen.«
    »Aber ich kenne Ihre Mutter doch«, stellte Beka sachlich fest. »Sie wohnt einen Stock über uns. Fehlt dir was, Mordechai? Du klingst, als hättest du einen schlimmen Husten.«
    »Nein, sprich nur weiter!«, brachte Mordechai mit halb erstickter Stimme hervor. Sascha sah, wie er mit einem leichten Tritt unter dem Tisch seinem älteren Bruder ein Zeichen gab.
    »Was geht hier eigentlich vor?«, fragte Beka. Da niemand antwortete, sprach sie Benny direkt an: »Hören Sie, Benny, ich habe heute Abend keine Zeit, Ihre Mutter zu besuchen, ich muss rauf in die IMW -Zentrale und dort aushelfen. Aber wenn Sie sich ebenfalls nützlich machen wollen, wäre das wirklich nett.«
    »Oh, äh, ich weiß nicht so recht, wenn Meyer davon erfährt?«
    Beka stemmte die Hände in die Hüften, lehnte sich zurück und sah dem Gangster fest in die Augen. »Benny, lassen Sie sich von Meyer Minsky sagen, was Sie tun und lassen sollen? Sie sind doch ein erwachsener Mann! Fragen Sie ihn immer um Erlaubnis? Wenn Sie meine Meinung hören wollen, ihr Schläger solltet auch mal streiken!«
    Und damit verließ Beka die Wohnung und stieg hinauf in die IMW -Zentrale. Benny schaute ihr eine Weile sprachlos nach. Dann hob er nur resignierend die Schultern und folgte ihr.
     
    Als Beka nach einiger Zeit wieder herunterkam, war sie allein.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte sie zu Sascha.
    »Was siehst du mich so an? Ich habe keine Ahnung von deinem Liebesleben!«
    »Es geht um etwas anderes«, sagte Beka.
    Ihr ernstes Gesicht verdarb Sascha die Lust am Grinsen. Er folgte ihr auf den Treppenabsatz und machte sacht die Tür hinter sich zu, um sicher zu sein, dass Mrs Lehrer sie nicht hören konnte.
    »Worum geht es denn?«
    Doch Beka war noch nicht so weit. Sie trippelte

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