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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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seinem Gestikulieren inne, hob die Augen zur Zimmerdecke und sagte: »Wie?«, dann sank er wie ein angeschlagener Mammutbaum in majestätischer Langsamkeit zu Boden.
    Die Frauen im Zimmer kreischten, die Männer schrien. Beka sprang auf und eilte, Bennys blutende Nase zu versorgen. Dabei schimpfte sie die ganze Zeit auf Moische, schien aber zugleich verlegen und irgendwie geschmeichelt zu sein.
    Bald richtete sich Benny wieder auf, betastete seine Nase und sah Moische düster an.
    »Ich wusste ja nich, dass sie dein Mädchen is«, sagte er vorwurfsvoll. »Hättest bloß was sagen brauchen. Was soll das überhaupt, so ohne jede Warnung einen Kerl zu prügeln? Wie soll einer wissen, was los is, wenn ihm keiner was sagt?«
    »Ich bin nicht ›sein‹ Mädchen!«, mischte sich Beka ein.
    »Doch, das bist du!«, beteuerte Moische.
    »Ich bin niemandes Mädchen!«, rief Beka. »Ich bin ein Mensch, kein eingelegter Hering! Und wenn du das nicht respektierst, Moische Schlosky, dann …«
    »Ich respektiere das, selbstverständlich! Aber das ist eine Sache zwischen Benny und mir!«
    »Was bist du doch für ein Revolutionär!«, lästerte Beka. »Und dann habt ihr Männer auch noch die Frechheit, Frauen als konterrevolutionär zu verhöhnen!«
    Lily lachte schallend, als sie das hörte, und auch Wolf amüsierte sich schmunzelnd.
    Während Beka über Bennys Nase ein großes Geschrei erhob, entging es Sascha nicht, dass ihr Gesichtsausdruck gar nicht so wütend war, wie ihre Worte glauben machten. Moische wiederum schien ganz vergessen zu haben, dass er Benny früher nicht gemocht hatte. Er half Mrs Kessler dabei, die Nase des Gangsters zu kühlen. Mr Kessler und Mo Lehrer fachsimpelten über Moisches Boxtechnik, wohingegen Mordechai eine Anekdote aus seinen Erfahrungen in den feinen Kreisen zum Besten gab und damit alle zum Lachen brachte. Als Bennys Nasenbluten schließlich gestillt war, setzte sich Beka auch wieder zum Essen an den Tisch. Sie nahm ihren alten Platz neben Moische ein und rückte ihm vielleicht sogar noch etwas näher als vor Bennys Auftritt.
    Nach dem Essen hielten sich alle den wohlgefüllten Bauch und schoben die Stühle nach hinten, denn nun war es Zeit für den vierten Becher Wein.
    Saschas Mutter schenkte den Wein aus, doch dann rief sie: »Wir haben etwas vergessen! Wie konnten wir nur?«
    Sascha begriff sofort, was sie meinte, und Beka traten Tränen in die Augen. Tatsächlich ging ihr Vater auch schon an die Kommode, öffnete die unterste Schublade und wickelte behutsam den Silberbecher aus, der alle Wanderungen der Familie Kessler mitgemacht und so viele Gefahren überstanden hatte.
    Lily und Wolf wussten selbstverständlich nicht, was der Becher bedeutete, doch sie nahmen den feierlichen Ernst wahr, der sogar den unbändigen Mordechai erfüllte und mit dem Saschas Vater das Gefäß auf den Tisch stellte. Sie tranken aus ihm den vierten Becher. Dann gab Mrs Kessler Sascha den
Kidduschbecher
, und er machte die Runde am Tisch, damit jeder den Rest seines Weins dazugab, um daraus einen fünften und letzten Becher zu füllen. Als Sascha mit diesem zur Tür ging, hörte er, wie sein Vater den Gästen erläuterte, dass es der
Elija-Becher
sei, den man zu Pessach an die offene Wohnungstür trage, um ihn dem Propheten Elija anzubieten.
    Mit dem Becher in der Hand öffnete Sascha die Tür und schaute hinaus in den dunklen Gang. Die Nacht schien ins Treppenhaus gekrochen zu sein, so stark war der frühlingshafte Geruch von frischen Knospen und grünen Blättern. Als er sich wieder ins hell erleuchtete Zimmer begab, kam ein Windstoß durch die offene Tür, der die Fenstervorhänge und das Tischtuch aufbauschte und die Flammen der Sederkerzen zum Tanzen brachte. Plötzlich brannten Tränen in Saschas Augen. Er stellte den Kelch wieder auf den Tisch, setzte sich aber nicht an seinen Platz, sondern stieg zum Luftschnappen hinaus auf die Feuertreppe. Kurz darauf ging das Fenster auf und Wolf setzte sich neben ihn. Eine Weile saßen sie wortlos nebeneinander.
    »Dass Morgaunt so leicht davongekommen ist!«, sagte Sascha heftig.
    Auch jetzt hatte Morgaunt keine Mühe gehabt, den Skandal zu vertuschen, wie damals nach dem Brand im Hotel Elefant. Diesmal war es nur noch schlimmer. Sowohl die Polizei als auch die Presse tanzten nach Morgaunts Pfeife. Von der tödlichen Auseinandersetzung in seinem Haus drang nichts nach außen, nur vage Gerüchte, die beim Publikum schnell vom nächsten, noch grelleren Skandal

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