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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
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schlechte Nachricht. Niemand weiß, wo er ist. Meine Oma konnte mir nur sagen, dass wir ihn dort finden werden, wo das Fahrrad kaputt geht.«
    »Das mit dem Fahrrad ist die schlechteste Nachricht.«
    »Nicht ganz. Ich habe nämlich mein Fahrrad schon gefunden. Aber es ist nicht kaputt.«
    »So was Blödes habe ich noch nie gehört.«
    »Jetzt hast du es gehört«, erwiderte der Prinz und setzte sich auf eine Bank. Ich setzte mich neben ihn und wir warteten, dass das Fahrrad kaputtgehen würde. Wie lange wir einfach nur dasaßen, weiß ich nicht. Es gab nur eine kaputte Wanduhr im Zimmer. Sie zeigte immer die gleiche Zeit. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass die Uhr in Ordnung und das Fahrrad kaputt wäre. Aber leider war es umgekehrt.
    Dann sprang der Prinz plötzlich auf. Durch das offene Fenster hörten wir eine wunderschöne Stimme, begleitet von herrlichen Ziehharmonikaklängen. So schön konnte bestimmt nur die blaue Eule singen und das war das Schlimmste, was passieren konnte. Die Frau mit den zwei Gesichtern hatte gesagt, wenn die blaue Eule mit voller Stimme sang, müsste ich sofort das Schattenreich verlassen.
    Die blaue Eule sang zwar noch nicht mit voller Stimme, aber sie hatte begonnen und ich war noch immer im Schattenreich.
     

Der Gesang der blauen Eule
     
    Die blaue Eule sang wunderschön, begleitet von den Ziehharmonikaklängen. Ich wäre sehr gerne neben dem Fenster gesessen, um diesem Gesang zu lauschen. Aber leider hatte ich keine Zeit dazu. Ich lief nervös im Zimmer hin und her.
    »Wir müssen weg aus dem Schattenreich!«, rief ich.
    »Das weiß ich«, beruhigte mich der Prinz.
    »Aber wohin?«, rief ich aufgeregt.
    »Egal, wohin. Wir müssen das Schattenreich verlassen.«
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Was sollen wir bloß tun?«
    »Wir können mein Fahrrad nehmen, damit sind wir schneller.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte ich. »Komm, wir springen aus dem Fenster.«
    Kaum hatte ich den Satz zu Ende gesagt, sprangen wir auch schon in den Garten.
    Der Prinz stieg auf das Fahrrad, ich setzte mich hinten auf den Gepäckträger und wir begannen unsere Fahrt, egal wohin, um das Schattenreich zu verlassen.
    Auf einmal bemerkte ich, dass auf der Straße hinter uns viele Schatten waren, die uns verfolgten. Sie schrien immer lauter: »Riw nehceir nie Dniknehcsnem. Riw nessüm se negnaf.«
    Die Schattenmenge kam immer näher. Der Gesang der blauen Eule wurde voller und voller.
    »Wir sind verloren!«, rief der Prinz,
    »Halt die Klappe und fahr weiter!«, rief ich zurück. »Vielleicht können wir uns noch retten.«
    Ich wusste nicht, warum, aber ich spürte, dass das, was geschah, uns helfen würde.
    Aus meiner Schultasche kam nämlich ein mächtiger Windstoß. Ich sah, wie er die Schattenmenge zurückstieß. Sie schrien vor Zorn laut auf, aber gegen diesen mächtigen Windstoß konnten sie nicht ankommen. Bald war die Schattenmenge ganz weit hinter uns. Dann kehrte der Wind um und kam zu uns zurück. Er war stark, aber freundlich. Mit seiner Hilfe konnten wir schneller fahren. Nach kurzer Zeit sah ich, dass die Gegend ganz verändert war. Nun war nicht mehr alles dunkelblau. Ich konnte noch hören, dass die blaue Eule begonnen hatte mit ihrer schönsten, vollsten Stimme zu singen. Ich wusste, dass die Gefahr für uns vorüber war. Wir hatten mit viel Glück das Schattenreich rechtzeitig verlassen. Der Wind wehte noch ein bisschen, um dann überraschend in meiner Schultasche zu verschwinden.
    Obwohl uns der freundliche Wind nun nicht mehr half, fuhren wir immer schneller und schneller. War das ein neues Wunder? Nein, es war kein Wunder. Die Straße ging bergab. Wir fuhren so schnell wie noch nie.
    Ich sah am Ende der Straße einen großen Stein. Ich hoffte, dass wir es schaffen würden, an ihm vorbeizufahren.
    Leider schafften wir das nicht. Das Vorderrad fuhr genau gegen den Stein. Wir fielen beide im hohen Bogen in das Gras. Dem Prinz passierte nichts, er stand sofort wieder auf. Ich blieb am Boden sitzen und betupfte meine aufgeschürften Knie mit Spucke. Zum Glück waren die Verletzungen nicht schlimm. Aber das Fahrrad! Das Fahrrad war total kaputt. Wir konnten es nicht mehr reparieren.
    Als ich wieder aufstehen wollte, bemerkte ich, dass ich fast schon stand. Ein ganz alter Mann mit langen weißen, unordentlichen Haaren und einem noch längeren, noch unordentlicheren Bart hatte mir beim Aufstehen geholfen.
    Seine Kleidung war zerrissen und dort, wo sie nicht zerrissen war, hatte sie

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