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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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paar zusätzliche Makel gut brauchen können.«
    »Es ist sehr nett von Euch, dass Ihr Euch meinetwegen solche Mühe macht.«
    »Levin, meine Zeit ist zu knapp, als dass wir uns lange mit Plaudereien aufhalten können.«
    »Ihr kennt meinen Namen?«, fragte Levin wie wachgerüttelt und trat ans Gitter vor.
    »Ich kenne mehr als deinen Namen.« Gereon öffnete seine Hand und präsentierte den roten Stein. »Gehörte der nicht einmal dir?«
    »Woher hast du ihn?«
    »Denk nach, wer ihn zuletzt hatte.«
    Levin brauchte nicht lange nachzudenken. Stattdessen studierte er das Gesicht des Mannes, der einen halben Meter vor ihm stand. Es war so unauffällig, so ganz ohne Merkmale. Im Gegensatz zu Thanos wirkte er zart, was durch den Stoppelbart um die Mundpartie kaschiert wurde. Fast ausdrucksleer waren die Augen, die ihn unentwegt ansahen. Gereon war ein Mann, der einem nur dann im Gedächtnis blieb, wenn man ihn in einer außergewöhnlichen Situation antraf. Vielleicht war dies eine solche Situation.
    »Dann bist du der Mann, der das Otusnetz gegründet hat?«
    »Ja, so ist es«, sagte Gereon beiläufig. »Aber glaube nicht, dass diese Gruppe eine allzu große Bedeutung hat. Sie dient ihrem Zweck, mehr nicht.«
    »Und worum geht es dann wirklich?«
    Gereon lächelte. »Ich denke nicht, dass ich dir das jetzt alles erklären könnte. Sagen wir einfach: Es geht um alles.«
    »Wie schön. Für mich ist in zwei Tagen alles vorbei.«
    »Wenn ich alles sage, dann schließt dich das natürlich mit ein. Deshalb bin ich hier. Ich möchte dir die Möglichkeit geben, dir deinen Stein zurückzuverdienen. Es ist ein sehr schöner Stein.«
    »Stell ihn als Andenken zu Hause ins Regal.«
    »Du nimmst mich nicht ernst. Nun ja, es sollte auch mehr ein erster Anreiz sein. Ich soll dich herzlich von Elena grüßen.«
    »Elena.« Levin sagte ihren Namen so gleichgültig wie möglich. Doch es gelang ihm nicht, seine Erregung gänzlich zurückzuhalten. Ein paarmal hatte er sich gefragt, was aus ihr geworden war. Sie musste entkommen sein, sonst hätte er etwas erfahren. Und manchmal hatte er gedacht, dass er etwas hart mit ihr umgegangen war. Doch er hatte das beiseitegeschoben, weil er davon ausging, dass er sie ohnehin nie mehr sehen würde. »Geht es ihr gut?«, fragte er schnell.
    »Es ist alles in Ordnung mit ihr. Und sie ist nicht minder entschlossen.«
    »So kenne ich sie. Sie meint es also ernst mit ihren wahnsinnigen Plänen.«
    »Dafür sollte man sie bewundern, nicht wahr?«
    »Von wegen bewundern. Du hast ihr doch diese Ideen eingeredet. Ist dir klar, dass sie Thanos nicht nur ausspionieren, sondern töten will?«
    »Dazu hat sie guten Grund, oder?«
    »Sie wird es nicht überleben, verflucht!«
    »Wie du weißt, hat sie ohnehin nicht mehr lange Zeit.«
    »Einen Moment. Jetzt verstehe ich das Ganze. Du schickst sie voraus, damit sie Thanos für dich beseitigt. Ist es so?«
    »Jetzt fantasierst du. Ich habe ihr nie gesagt, dass sie ihn töten soll.« Gereon machte eine Pause und vertiefte seinen Blick auf Levin. Der spürte, dass ihr Gespräch jetzt eine neue Intensität erlangte. »Sie hat etwas verstanden, was du noch nicht verstanden hast, Levin.«
    »Ach ja?«
    »Lass uns über deine Träume reden. Ist es nicht so, dass dich die Menschen verfolgen, die dein Gewissen belasten?«
    »Gelegentlich, ja.«
    »Und fragst du dich manchmal, wieso das so ist?«
    »Wahrscheinlich ist das normal, wenn man auf seinen Tod wartet.«
    »Elena wartet auch auf ihren Tod. Sie hat keine Träume. Weißt du, wieso?« Levin wartete auf die Antwort. »Sie ist so mutig, sich den Dingen zu stellen. Das ist wahre Unabhängigkeit. Ich bin davon überzeugt, dass sie nicht sterben wird, ehe sie ihr Ziel erreicht hat.«
    »Schön für Elena. Ich werde es nicht mehr miterleben.«
    »Levin, ich sagte, ich bin deinetwegen hier. Auch für dich gibt es Freiheit. Nicht die Freiheit, die du bislang gekannt hast. Dein jetziger Zustand zeigt, dass du nur feige vor den Herausforderungen deines Lebens davongelaufen bist.«
    Levin umklammerte mit beiden Händen die Gitterstäbe. Das war nicht die Art von Gespräch, die er sich versprochen hatte. Doch er beherrschte sich, denn irgendetwas sagte ihm, dass Gereon noch etwas für ihn bereithielt.
    Mit großer Ruhe setzte der Alte fort: »Ein Mann auf der Flucht bist du. Auf der Jagd solltest du sein, wenn du wirklichen Frieden suchst. Nur ein Jäger ist unabhängig.«
    »Und wen soll ich jagen?«
    »Wer hat dir Unrecht

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