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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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und Frauen der Palastwache gingen freundlich miteinander um und einige schienen tatsächlich den Grafen wie einen Freund zu behandeln. Beim Essen hatte Thanos gerne den ein oder anderen bei sich am Tisch und viele Unterredungen gingen weit über die Mahlzeiten hinaus. »Man muss die Menschen kennen, die täglich um einen herum sind«, antwortete ihm Thanos, als Levin ihn darauf ansprach. »Wie sollen sie einem zuverlässige Dienste leisten, wenn man sie wie Fremde behandelt?«
    Nach seinen Dienstzeiten ging Levin ins Haus zurück, wechselte die Kleider und legte sich meistens bald ins Bett. Elena erwartete ihn bereits und fragte ihn, ob er vorangekommen sei. Dann erzählte Levin ihr von seinem Dienst und erntete dafür einen prüfenden Blick.
    »Was hast du vor, Levin? Du wolltest doch etwas erledigen und dann wieder verschwinden.«
    »Die Sache ist nicht so einfach, wie du dir vorstellst.«
    »Woran liegt es? Du kannst dich doch jetzt im ganzen Palast bewegen.«
    »Je länger ich das tue, umso weniger glaube ich, dass ich etwas entdecke.«
    »Kannst du den Grafen nicht alles fragen?«
    »Du kennst Thanos nicht. Er ist ein offenes Buch und doch voller Geheimnisse. Man freundet sich mit ihm an und hat das Gefühl, immer weniger zu wissen.«
    »Bist du dir sicher, dass du zum Ziel kommst, wenn du dich nur auf ihn konzentrierst?«, fragte Elena. Dabei hatte sie ganz glühende Augen, die Levin nicht recht einzuordnen wusste.
    »Worauf sollte ich mich sonst konzentrieren?«
    Sie zuckte die Schultern. »Wenn du mir nicht mehr über deine Ziele verrätst, kann ich dir keine Antwort geben. Ich weiß nur, dass mir hier oben todlangweilig ist.«
    »Es ist wohl nicht dein Ding, eine Ehefrau zu sein«, sagte er lächelnd.
    »Genauso wenig wie es dein Ding ist, ein Weinbauer zu sein.« Als sie das sagte, starrte sie auf den Boden, ganz nachdenklich, als sei ihr eben ein Einfall gekommen. »Es macht dir sicher nichts aus, wenn ich hier mal ein paar Bekanntschaften mache?«

21. Kapitel
    Nach zwei Wochen hatte Levin das Gefühl, den Palast in- und auswendig zu kennen. Seine Dienstzeiten wurden zur Routine, die Gemächer des Grafen zu seiner zweiten Wohnung. Oft setzte er sich nach Dienstschluss zu Thanos in die Bibliothek oder leistete ihm beim Abendessen Gesellschaft. Er wusste, dass es nichts gab, was Thanos zu persönlich war, um darüber zu reden. Wenn er etwas nicht erzählen wollte, wand er sich nicht lange, sondern schwieg einfach. Es war auch nicht schwer herauszufinden, wodurch Thanos in Wut geriet: Es geschah, wenn Levin sich über die Bewohner von Briangard, die Fünf Ehernen Regeln oder den Zustand von Alsuna lustig machte. Er unterließ es bald, denn er hatte die Befürchtung, dass ihn solche Momente das Vertrauen kosten würden, das er gerade mühsam aufbaute.
    Dennoch wurde er nach einiger Zeit unzufrieden. Seit seinem ersten Tag im Palast war er seinem eigentlichen Ziel nicht ein Stück nähergekommen. Er erfuhr nichts über eine Verschwörung, eine unterirdische Schmiede, einen geheimen Treffpunkt. Und das Schlimmste: Vier Tage blieben ihm noch, dann erwartete ihn Darius und er musste sein Ergebnis vorlegen. Eine Nacht lang grübelte Levin fieberhaft, welche entscheidenden Hinweise ihm Thanos in ihren vielen Gesprächen möglicherweise gegeben hatte. Oder war seine Tarnung so vollkommen, dass es nicht einmal die geringste Spur gab?
    Eine Aussage von Thanos ließ ihn nicht los: dass das Labor der wichtigste Ort im Palast sei. Der Graf verbrachte den größten Teil seines Tages in diesem Raum, experimentierte mit allerlei Stoffen und präsentierte Levin gelegentlich eine neue Erfindung. Levin hatte dieser Beschäftigung zuerst nicht viel Bedeutung beigemessen. Doch je länger er darüber nachdachte, umso weniger konnte er glauben, dass dieser mächtige und intelligente Mann seine kostbare Zeit für ein sinnloses Vergnügen verschwendete. Wenn es einen Hinweis gab, dann musste er hier verborgen liegen.
    Am nächsten Morgen ging er ins Labor und sagte zu Thanos: »Ich kenne nun das ganze Haus. Aber noch kein einziges Mal habe ich die Meskanhalle von innen gesehen.«
    »Tatsächlich? Hat Norman sie dir nicht gezeigt?«
    »Er meinte, da gäbe es nichts zu sehen. Nur ein paar Kübel und schwitzende Arbeiter.«
    »Da hat er sicher nicht ganz unrecht. Trotzdem lohnt sich ein Besuch. Immerhin sind das die Ursprünge dieser Stadt.«
    Er ging zur Tür im hinteren Teil des Labors, schloss sie auf und sagte: »Komm mit.«
    Eine

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