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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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sich an der nächsten Kabinentür fest. Als Kriss ihm nachsetzte, hatte er sich schon weiter vorwärts gekämpft.
    Es war, als würde man versuchen, einen Hügel bei Erdbeben zu besteigen. Kriss bemühte sich, ihr Zittern unter Kontrolle zu kriegen. Ihre Muskeln verkrampften sich beim Gedanken an den nächsten Angriff des Schiffsfressers, während sie den Sinkflug der Windrose in ihrem Magen spürte.
    Das Schiff schwebte mittlerweile nur knapp über den rauen Wellen. Durch das Loch in der Wand sah Kriss drei Beiboote, voll mit Matrosen, Kisten und Fässern. Laternen brannten an den Spitzen der Boote. Weitere Männer und Frauen sprangen aus dem oberen Deck ins Wasser. Man warf ihnen Rettungsringe an Seilen zu.
    Der Schattenriss des Schiffsfressers zeichnete sich für einen Moment vor dem Gelben Mond ab. Das rubinrote Leuchtorgan flatterte im Wind, als die Maschine abermals auf die Windrose zuhielt.
    »Du zuerst!«, rief Lian gegen den Lärm an; das Haar wehte ihm ins Gesicht. Er hielt ihre Hand und zog sie vor das Loch, während er sich an dessen gesplitterten Rand festhielt.
    Kriss sah die Fluten gute fünf Klafter unter sich; Mondlicht färbte die Gischt.
    »Los! Das Vieh is’ gleich hier!«
    Kriss holte tief Luft, schloss die Augen. Sie nahm einen Schritt Anlauf –
    Und sprang.
     
    Die Steuermänner und der Maat sahen zu, wie Kapitän Bransker den Schrein von Sankt Haros durch das Brückenfenster schleuderte. Glas barst in tausend Splitter.
    »Das Ding hat sowieso nichts genutzt!«, rief Bransker, als er die Blicke seiner Leute sah. »Worauf wartet ihr? Raus mit euch!«
     
    Das Meer verschlang sie, zog sie in die Tiefe. Kriss kämpfte mit Händen und Füßen gegen den Sog an; sie schnappte nach Luft, als sie die Oberfläche durchbrach. Etwas schlug klatschend neben ihr auf die Wellen und nur einen Moment später tauchte Lians Kopf über dem Wasser auf. Mit einem Ruck warf er sein nasses Haar aus dem Gesicht, um sehen zu können. »Kriss?«
    »Hier ...!«, begann sie, dann erfasste sie die Macht der See; eine Welle brach über ihr zusammen und begrub sie unter Wasser. Mit brennenden Augen sah Kriss in der Tiefe einen Schemen, der auf sie zueilte. Lian griff nach ihrem Arm; sie traten mit den Beinen, bekamen wieder Auftrieb, kehrten zurück an die Oberfläche.
    Das Verbotene Meer war stärker als der Ozean vor der Küste von Raxander. Die Wellen rissen sie in die Höhe und wieder hinab, ohne dass sie sich dagegen wehren konnten. Nicht weit von ihnen sah Kriss ein Beiboot in dem schweren Seegang kentern. Die Besatzungen der zwei verbliebenen Boote streckten ihren Kameraden im Wasser helfend ihre Ruder entgegen.
    »Hierher!«, schrie Kriss und winkte mit dem linken Arm. »Hierher! Wir brauchen Hilfe!«
    Eine entfernte Stimmte rief etwas über das Brausen der Wellen.
    »Hilfe!«, schrie auch Lian.
    Ein Rettungsring flog ihnen zu. Lian und Kriss taten alles, um gegen die See anzukämpfen. Kriss erreichte den Ring zuerst. Sie umschlang ihn mit dem linken Arm und zog Lian mit der rechten Hand zu sich. Während die Matrosen sie mitsamt des Rings heranzogen, blickte Kriss über ihre Schulter und sah die Windrose , oder deren Überreste. Die Gondel ragte nur noch zur Hälfte aus den Wellen, mit der Brücke an ihrer Spitze. Von der Ballonhülle war nur noch die vordere Hälfte übrig, die sich wacker gegen die Schwerkraft hielt, während der luftleere Rest hinter dem Wrack hergezogen wurde wie eine Schleppe. Wie durch ein Wunder waren die Kessel nicht explodiert. Doch das half ihnen nur wenig.
    Der Schiffsfresser fiel hungrig über das zerstörte Luftschiff her – es gab einen Knall, als seine Zähne einen weiteren Gasballon platzen ließen. Nun sank die gesamte Gondel unter Wasser. Nur die letzten verbliebenen Ballons hielten sich über Wasser, zusammen mit Trümmern, Tonnen und Kisten – und den Körpern toter Menschen. Dafür konnte Kriss nun drei weitere Boote sehen, die auf der anderen Seite des Schiffs zu Wasser gelassen worden waren. Auch sie waren mit Matrosen und Vorräten beladen.
    Der Kapitän! , durchzuckte es sie. Hatte er es geschafft? Was war mit Lorgis, Barabell und Nesko?
    Ihre Sachen waren noch auf dem Schiff, genau wie Brias Notizbuch und ihr letzter Brief an Alrik ...
    Die Matrosen zogen sie an Bord. Kriss kannte keinen von ihnen mit Namen. Das Beiboot schaukelte und wippte auf den Wellen und zwang sie, sich am Bootsrand festzuhalten. »Das Monster!«, rief sie.
    Lian und die Matrosen folgten

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