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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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ihrer Blickrichtung. Der schwarze Fisch hatte die Überreste der Windrose einmal umkreist – nun hielt er in ihre Richtung! Kriss hörte mehrere Stoßgebete an Sankt Haros. Die junge Frau neben ihr hatte angefangen zu weinen.
    Aber die Maschine interessierte sich nicht länger für die Menschen. Sie hatte ihr Werk der Vernichtung vollendet und kehrte zurück in die Ferne, bis sie zu einem Schatten zwischen den Sternen wurde. Kriss sah ihr nach, unfähig zu glauben, dass es vorbei sein sollte. War Veribas dem Ding nie begegnet – oder hatte er es absichtlich verschwiegen? Bria und die anderen Forscher – waren sie dem Fresser ebenfalls zum Opfer gefallen?
    »Der Käpt’n!«, rief jemand von einem anderen Boot. Kriss atmete erleichtert aus, als sie Branskers massige Gestalt zwischen den Wellen ausmachte. Weitere Überlebende schwammen auf die Beiboote zu.
    »Das war’s«, murmelte ein dicker Matrose. »Wir sind erledigt. Hier draußen findet uns keiner. Und mit diesen Nussschalen kommen wir nicht weit.« Er versuchte, ins Meer zu spucken, aber der Wind war gegen ihn und der Speichel klatschte ihm ins Gesicht. Kriss sah Lian müde grinsen. Eine Erinnerung wurde wach: ein dunkler Kegel, der aus dem Wasser ragte. »Die Insel«, flüsterte sie.
    Eine Matrosin sah sie an. »Was?«
    »Ich habe im Vorbeiflug eine Insel gesehen! Sie-Sie kann nicht sehr weit weg sein!«
    Die Matrosen legten sich in die Riemen. Bald trug der Wind den Ruf zu ihnen:
    »Land in Sicht!«

DRITTER TEIL

Schiffbrüchig
    Sie hörte das Brüllen des Ungeheuers hinter sich, während sie versuchte gegen die Strömung anzuschwimmen. Doch was sie auch tat, das Meer trieb sie immer weiter auf den eisernen Schlund zu; rotes Licht fiel über ihren Rücken, brannte auf ihrer Haut. Ihre Muskeln waren wie gelähmt, sie kam nicht voran; sie schrie, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Sie beging den Fehler, über ihre Schulter zu blicken, sah den Schatten des Ungeheuers, aber das Licht, das es vor sich hertrug, war nicht rot – es war grün, giftgrün; ein Auge aus Kristall, das sie anvisierte, sie bis auf die Knochen durchleuchtete. Ich sehe dich , hörte sie eine Stimme wie Granit sagen und –
    Kriss erwachte keuchend aus dem Schlaf und das Brüllen des Schiffsfressers wurde zum Tosen der Brandung. Sie fand sich auf dem Beiboot wieder, den Rücken gegen eine Kiste gelehnt.
    Hinter ihnen war die Sonne eben erst über den Horizont gestiegen und wusch den Himmel mit gelbem Licht. Seevögel, so grau wie die Morgenwolken, kreischten über ihren Köpfen. Es klang, als würden sie die Schiffbrüchigen auslachen, als deren sechs Boote die Insel erreichten.
    Kriss’ Brille hatte den Untergang der Windrose weitgehend schadlos in der Tasche ihres Kleides überstanden: die Gläser waren unzerkratzt und die verbogenen Bügel ließen sich leicht wieder richten.
    Noch im Mondlicht hatte sie erkannt, dass es sich bei ihrer Zuflucht um eine Vulkaninsel handelte. Um den braungrauen Felskegel, der sich in ihrer Mitte erhob, lag ein grüner Ring aus Urwald, vor dem sich wiederum ein weißer Sandstrand ausbreitete. Behausungen waren nirgends zu erkennen. Niemand wusste, wie die Insel hieß; wenn je zuvor Menschen hier gewesen waren, dann hatten sie sich nicht bemüht, die königlichen Kartographen darüber zu unterrichten.
    Sie stiegen im niedrigen Wasser aus. Sand schmirgelte über Holz, als die Matrosen die Boote aus der Reichweite der Wellen zogen.
    Kriss’ Kleid hing feucht und klamm an ihr. Sie hatte ihre durchnässten Schuhe ausgezogen; ihre Zehen versanken halb im Sand, als sie den ersten Fuß auf die Insel setzte. Verzweiflung schlang sich um ihr Herz. Gestrandet im Nirgendwo.
    »Na bitte, is’ doch ganz idyllisch hier«, sagte Lian hinter ihr, um ein Lächeln bemüht. »Aber bei unser’m Glück bricht wahrscheinlich jeden Moment der Vulkan aus.«
    Sie antwortete ihm nicht. Wie sollte es weitergehen? Wie sollten sie von hier entkommen? »Es ist meine Schuld ...«
    »Wie bitte?« Lian sah sie an, als habe sie etwas sehr Dummes gesagt.
    »Ich ... ich hätte wissen müssen, das so etwas passiert!«
    »Was? Wie, bitte schön, hätt’st du dieses Vieh vorhersehen soll’n?«
    »Ich leite diese Expedition, Lian! Ich bin verantwortlich für –!«
    »Irgendwelche Fischmonster? Hast du dir den Kopf angehau’n?« Er betastete ihre Stirn. Sie zog seine Hand weg.
    »Niemand gibt dir die Schuld dafür«, sagte Lian. »Außer dir selbst. Und du solltest

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