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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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schleunigst damit aufhör’n, sonst tret’ ich dir gegen’s Schienbein. Verstanden?«
    Sie lächelte schwach. »Verstanden.«
    Zwei Matrosen, die mit ihnen im Boot gewesen waren, öffneten eine Kiste mit Verbandsmaterial, um die Verletzten aus den anderen Booten zu versorgen. Lorgis, Barabell und Nesko hatten den Untergang ebenfalls auf verschiedenen Booten überstanden. Drei Boote weiter sah Kriss Kapitän Bransker auf den Strand hüpfen. Er ließ seine Mannschaft durchzählen: Fünf Matrosen hatten es nicht überlebt; sie waren auf dem Luftschiff von umherfliegenden Kisten erschlagen worden oder im Meer ertrunken. Nun waren nur noch fünfundzwanzig Luftfahrer übrig. Kriss sah, wie Bransker diese Nachricht düster aufnahm, doch er sagte nichts. Stattdessen packte er mit an, wo er konnte, half seinen Leuten, die Kisten und Fässer von den Booten zu hieven und klopfte dann und wann einem seiner Matrosen aufmunternd auf die Schulter.
    »Seid Ihr wohlauf, Doktor? Herr Berris?« Lorgis kam zu ihnen. Das Schielen ließ seinen Blick nur noch trauriger wirken.
    »Ja, danke, Lorgis.« Kriss nickte kaum merklich. »Ich bin froh, dass ihr noch bei uns seid.«
    Er legte ein Grinsen auf. »Keine Sorge, Doktor. So schnell werdet Ihr uns nicht los!«
    »Schöner Schessk «, murmelte Lian, als er die Boote und den müden Haufen der Überlebenden betrachtete.
    »Hätt’ ich selbst nicht besser sagen können.« Sand knirschte, als Barabell zu ihnen marschierte. Das feuchte schwarze Haar hatte sie mit den Händen aus der Stirn gestrichen. »Bitte sagt mir, dass wir Glück im Unglück haben und schon am Ziel sind, Doktor.«
    Kriss tat es leid, die Frau zu enttäuschen. »Nein. Ich meine, das ist sehr unwahrscheinlich. Die Insel hier ist zu klein, um Dalahan zu sein. Immerhin gab es dort eine Hochkultur. Es müssten Spuren von Zivilisation zu sehen sein. Gebäude. Oder wenigstens Ruinen.«
    »Vielleicht gibt’s die«, sagte Lian. »Irgendwo im Dschungel. Kann doch sein. Außerdem, was is’ mit den Dingern da drüben?«
    Als sie erkannte, was er meinte, verengte Kriss verwirrt die Augen:
    Eine Reihe mannshoher Steinklötze stand mit gut hundert Schritten Abstand zueinander. Dort, wo der Strand in den Dschungel überging. Sie hatten alle die gleiche Größe und die gleiche Form. Zu regelmäßig, um auf natürlichem Wege entstanden zu sein. Anscheinend bildeten sie einen Ring um die gesamte Insel.
    Wie gebannt ging Kriss auf die Klötze zu und hörte die Schritte von Lian und den drei Matrosen hinter sich; manchmal piekten sie Muschelscherben und Steine in die Fußsohlen. Ein Kiesel schien lebendig zu werden und verwandelte sich vor ihren Augen in eine kleine Krabbe.
    »He! Bleibt nicht zu weit weg von den Booten!«, rief der Maat.
    Ein Gesicht sah ihnen entgegen, als sie den erstbesten Klotz erreichten. Ein Gesicht, in Stein gehauen.
    Schauer liefen Kriss über den Rücken. Es war kein menschliches Gesicht. Seine Augen waren winzige runde Löcher; Nase und Ohren fehlten. Der Mund war da, wo ein Mund sein sollte, doch er erschien nur als schmaler Schlitz, fast wie eine Schnittwunde im Fels. Steinernes Blattwerk umrahmte das Antlitz. In die übrigen Seiten des Klotzes waren Muster aus Rankpflanzen eingearbeitet.
    »Sind das irgendwelche ... Götzen?«, fragte Nesko und knetete nervös seine Mütze.
    Kriss hockte sich vor den Klotz. Ihre Finger fuhren über glattgeschmirgelten Stein. »Ich vermute, ja.« Die eigenen Worte kamen ihr weit entfernt vor. »Vielleicht ein Fruchtbarkeitsgott ...«
    »Habt Ihr so was schon mal gesehen?« Abergläubische Furcht sprach aus Lorgis’ Stimme.
    Kriss schüttelte nur den Kopf. Sie blickte zu den nächsten Klötzen links und rechts. Aus der Entfernung schien es, als zeigten sie ähnliche Gesichter. Eine Warnung vielleicht?
    Lian sprach aus, was ihnen allen auf der Zunge lag: »Irgendwer lebt also doch hier.«
    »Vielleicht auch nicht«, sagte Kriss. »Wir wissen nicht, wie alt diese Steine sind.« Dennoch fröstelte ihr und das lag nicht allein am Morgenwind und ihrem feuchten Kleid. Die Rufe der Dschungeltiere erschienen ihr auf einmal drohend und abweisend. Sie klangen anders, als die Stimmen des Smaragdwalds. Fremder. Verzerrter. Sie erwartete halb, dass grünblaue Echsen zwischen den Bäumen hervorbrachen.
    »Vielleicht sollten wir erst mal zu den anderen zurück«, schlug Lian vor. Niemand widersprach ihm.
     
    »Also gut«, rief der Kapitän, nachdem sie alle einen Gedenkmoment für die

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