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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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beugten und leise auf ihn einredeten. Kriss spürte die Angst auf beiden Seiten. Und die Wut. Und die ganze Zeit murmelte Grimald vor sich hin: »I-Ich wollte nicht ...! Ich hab das nicht gewollt, ich –!«
    »Nehmt die Waffen runter!«, rief Kriss unter Tränen, während sie Lian festhielt.
    Die Matrosen hörten nicht auf sie. Sie sah, wie sich Lorgis’ Finger um den Abzug verkrampfte.
    » Sofort! « Kriss’ Stimme überschlug sich fast.
    Die grünen Riesen beobachteten angespannt, wie erst Barabell, dann Lorgis und schließlich Aulin und Grimald ihre Musketen senkten und langsam, ganz langsam zu Boden legten. Aber selbst dann ließen die fremden Wesen ihre Speere nicht sinken.
    »Er braucht Hilfe!«, flehte Kriss; sie wusste nicht genau, zu wem sie sprach. Ihre Tränen mischten sich mit Lians Blut. »Lorgis, Barabell!«
    »Ganz ruhig!« Lorgis hob eine Hand, damit die Riesen sie sehen konnten. Unter ihren funkelnden Blicken griff er vorsichtig in seine Umhängetasche. Drei Speere richteten sich auf ihn, als er kurz darauf eine Rolle Mullbinden hervorzog. »Ganz ruhig!«
    Sie ließen es geschehen, doch ohne ihre Waffen zu senken.
    Blut floss. Lian ächzte vor Schmerz. Kriss flüsterte seinen Namen, hielt seine Hand, während Barabell und Aulin ihr halfen, ihn zu stützen. Lian sah sie an und zeigte ein verzerrtes Lächeln. »Wein’ nich’«, sagte er. »Du bist nich’ mehr hübsch, wenn du weinst ...«
    Seine Finger waren eiskalt.
    Lorgis drückte Kriss die Mullbinden in die Hand. In Ka-Scha-Raad war eines der Ausgrabungsmitglieder von einem Sandrochen gebissen worden. Alrik hatte ihr gezeigt, wie man eine solche Wunde versorgte – aber sie hatte es noch nie selbst getan.
    Blut malte Kriss’ Finger rot, als sie den Spalt in Lians Fleisch zusammendrückte und mit zitternden Händen verband. Sie wusste, dass die Wunde gesäubert und genäht werden musste. »Alles wird gut«, flüsterte sie, ohne es zu glauben.
    »Ich weiß«, sagte Lian, so leise, dass sie ihn kaum hörte. Er war bleich wie der Tod.
    »Es war ein Versehen!«, klagte Kriss die Riesen an. »Wir wollten euch nicht weh tun!«
    Sechzehn rote Augen starrten sie verständnislos an. Kriss spürte, wie der Wahnsinn ihren Verstand streifte, als sie sah, wie sich der gefallene Riese plötzlich wieder bewegte. Seine Artgenossen halfen ihm aufzustehen. Die Wunde in seiner Brust hatte sich halb geschlossen. Der weiße Saft, sein Blut, war auf der grünen Haut zu Harz geronnen.
    Der Anführer der Wesen sprach zu dem Verletzten; Kriss erschrak, als seine fremdartigen Augen sie wieder fixierten.
    »Er braucht Hilfe!«, sagte sie und deutete auf Lian. »Bitte! Wir müssen zu unseren Leuten und ihn verarzten, oder er wird verbluten, versteht ihr das nicht?«
    Das große, grüne Wesen knarrte ein paar Worte. Sein Wurzelfinger zeigte in eine Richtung.
    Die anderen Riesen verengten den Kreis um die Matrosen. Sonnenlicht brach sich auf Steinsplittern. Einer von ihnen – seine Haut algengrün und mit Moos bedeckt – trat auf Kriss zu. »Nein!«, protestierte sie. »Nein!« Knorrige Hände packten sie und schoben sie zur Seite. Der Riese schlang einen Arm um Lians Brustkorb; er war zu benommen, um sich dagegen zu wehren. Kriss wusste nicht einmal, ob er überhaupt noch bei Bewusstsein war. Sie war bereit, mit bloßen Fäusten auf das Wesen loszugehen, doch zwei Speerspitzen hielten sie zurück.
    Der Moosriese hob Lian wie eine übergroße Puppe hoch und trug ihn in die Richtung, die der Anführer gezeigt hatte. Die anderen bedeuteten den Menschen mit ihren Waffen, ihm zu folgen.
    »Was tut ihr mit ihm?«
    Die grünen Riesen drängen sie vorwärts. Befahlen etwas mit fremden Worten.
    »Was habt ihr vor?«
    Kriss erhielt keine Antwort, die sie verstehen konnte. Die kriegerischen Pflanzen trieben ihre Gefangen vorwärts. Die Musketen blieben im Unterholz liegen.
    Kriss gingen neben dem Moosriesen her, griff nach Lians Hand. »Halt durch«, flüsterte sie. »Halt durch ...«
    Er antwortete ihr nicht.
     
    Sie wusste nicht, wie lange sie wanderten und in welche Richtung. Das Gefühl, in einem Traum gefangen zu sein, war noch immer nicht vergangen.
    Irgendwann erreichten sie ein Dorf auf einer Lichtung. Um einen freien Platz aus Erde standen Häuser aus grauen Felsklötzen. Rankpflanzen hatten ihre Mauern und die flachen Dächer erobert.
    Weitere Pflanzenwesen beobachteten, wie die Fremdlinge an ihnen vorbei geführt wurden. Wie viele es waren, konnte Kriss nicht

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