Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)
gehört der Baronin!«
»Dalahan ... gehört den Toten«, sagte Orrm hinter ihnen.
Seine Artgenossen waren alle unten. Die Speerträger gaben den Weg für die Menschen frei. Bransker ermahnte seine Leute, die Ruhe zu bewahren und einer nach dem anderen der Treppe zu folgen. Eine Handvoll Krieger blieben zurück, um auf weitere Nachzügler zu warten.
Die Stufen führten in einen Tunnel. Kriss war dankbar, dass der Kapitän Lorgis beauftragt hatte, eine der Laternen zu holen, die sie von den Rettungsbooten mit ins Dorf genommen hatten. Ihr gelbes Licht hielt zumindest etwas von der absoluten Finsternis zurück und ließ Kriss Wurzelenden erkennen, die sich hier und da durch Lücken im Mauerwerk gezwängt hatten. Irgendwo in weiter Ferne hörte sie das stetige plip-plip-plip von tropfendem Wasser.
Kriss blickte in die Schwärze jenseits des Laternenscheins und erschauderte. Jemand griff nach ihrer Hand. Lian. Sie hielt ihn ihrerseits fest, froh, dass er bei ihr war.
Die Kinder der Erde brauchten zwar keine Laternen, aber die meisten von ihnen mussten gebückt gehen, um sich nicht die Köpfe anzustoßen. Für die Menschen bestand diese Gefahr nicht, selbst für den hochgewachsenen Lorgis.
»Wohin führen diese Tunnel?«, fragte der Kapitän.
»Zu einem Ort ... im Wald«, raunte Orrm. Seine Wurzelfüße schlurften über Stein. »Weit, weit weg ... vom Dorf.«
Kriss blickte zur Decke. Haben sie uns schon gesehen? Was, wenn sie uns hier finden? Sie hatte Mühe zu atmen. Da ließen sie aufgeregte Rufe nichtmenschlicher Stimmen herumfahren. Die Riesen am Ende der Treppe liefen zu den anderen hinab.
»Sie ... sind hier«, übersetzte Orrm. Die Blätter standen von seiner borkigen Haut ab.
Mit singenden Antrieben schwebte die Morgenstern drei Klafter über dem Dorf. Ihr Bug war auf den freien Platz in der Mitte der Siedlung gerichtet, während ein Großteil ihres Rumpfes die Bäume am Waldrand zu den Seiten drückte und halb entwurzelte.
Zwanzig Soldaten waren über eine Gangway in der Siedlung eingefallen, bis an die Zähne bewaffnet. Während ein Teil von ihnen das Gelände sicherte, durchsuchte der Rest die Häuser. »Niemand hier, Herr Hauptmann!«
»Sucht weiter!«, befahl Dorello. Er dachte an die winzigen Gestalten, die der Maat während ihres Anflugs durch das Periskop beobachtet haben wollte. Sie waren irgendwo zwischen den Häusern verschwunden.
»Die Leute von der Windrose ?«, hatte Dorello gefragt.
Der Maat hatte mit trockener Kehle geschluckt und ihn mit großen Augen angesehen. »Nein, Herr.«
»Was habt Ihr gesehen?«, hatte Ruhndor wissen wollen.
Der Maat hatte es ihnen gesagt. Hätte er es nicht besser gewusst, Dorello wäre sicher gewesen, dass der Mann betrunken war.
Während seine Männer nun die Siedlung erforschten, ging Ruhndors Adjutant in die Hocke. Die nackte Erde auf dem Dorfplatz wies Spuren von Schuhen auf ... und andere Abdrücke, die er nicht zu deuten wusste. Sie erinnerten an übergroße Vogelspuren, aber sie besaßen zu viele Zehen und waren zu unregelmäßig.
Wer oder was lebte hier?
Er spähte hinauf zur Brücke der Morgenstern , wo die Silhouette des Generals stand, winzig gegen den eisernen Koloss seines Schiffs. »Glaubt Ihr wirklich, dass das hier Dalahan ist, General?«, rief Dorello.
»Nein«, antwortete die ælonisch verstärkte Stimme des alten Manns. »Aber ich glaube, dass die Leute von der Windrose hier sind. Und dass sie wissen, wo die Insel liegt.«
Dorello rieb sich das perfekt rasierte Kinn. Sie hatten im Vorbeiflug Wrackteile am Strand ausgemacht. War die Windrose ebenfalls dem fliegenden Monster begegnet? Hatte das Ding die Lakaien der Baronin kurz vor dem Ziel erwischt? Der General mochte Recht haben. Wenn es Überlebende gab – und das schien der Fall zu sein – dann wussten diese vielleicht mehr als sie.
»Herr Hauptmann, seht Euch das an!«
Dorello richtete sich auf, als eine Soldatin ihm eine Laterne zeigte. In deren Fuß war ein Name eingraviert: Windrose. Er war nicht überrascht.
»Hauptmann Dorello!«, rief ein anderer Soldat. Er deutete auf das größte der Steinhäuser. »Sie sind in das Gebäude geflohen! Wir haben frische Kratzspuren auf dem Boden entdeckt – anscheinend gibt es einen versteckten Raum unter der Erde!«
Dorello lächelte. Sie verbarrikadieren sich. »Na los, worauf wartet ihr? Holt sie da raus!«
»Sind schon dabei, Herr Hauptmann!«
Dorello sah zum General hinauf und übermittelte ihm die Neuigkeiten. Ob
Weitere Kostenlose Bücher