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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Professor Usmilian Dremmgorf, Universität Ontodrien (zweite Auflage) . Vielleicht musste sie, um den ersten Stern zu finden, zu den ältesten Mythen zurückgehen; zurück zur Erschaffung der Welt.
    » ... ist laut den Lehren des Kults der Blauen Dämmerung die Welt aus dem Ei des Urugu entstanden; des Urvogels, dessen Schwingen das Universum verdunkeln können. Sie glauben – « Was hatte er nur damit gemeint? ›Nicht hübsch, aber ...‹? Aber was ? Egal, sie hatte zu arbeiten.
    » ... wie die Prophetin St. Ildrinn verkündete, wurde die stoffliche Welt aus dem Schatten des Weltengeists gewoben und bevölkert mit den Menschen, die er aus seinen Träumen geschaffen – « Hatte er sie nur aufziehen wollen, als Rache dafür, dass sie ihm seine mangelnde Lesefähigkeiten vorgeführt hatte?
    Vergiss es endlich und konzentriere dich auf das Buch!
    »... formte der Gottvater Haru den Kosmos aus seinem Atem, wie ein Glasbläser sein Glas formt und – «
    Verdammt, WAS HATTE ER DAMIT GEMEINT?
    Kriss linste wieder über den Buchrand. Lian las mit zusammengekniffenen Augen. Als er in ihre Richtung sah, wandte sie rasch den Blick zurück auf die Seiten. Und plötzlich war da ein seltsames Kribbeln in ihrem Bauch. Warum machte er sie auf einmal so nervös? Sie schüttelte den Kopf und zwang sich dazu, die Worte aufzunehmen:
    » ... auf den Feldern von Junuhr niederging und aus seiner Asche die Menschen gebar. «
    Halt! Sie war so durcheinander, dass sie den Anfang des Satzes völlig überlesen hatte – und sie glaubte, dabei etwas Wichtiges verpasst zu haben. Hastig blätterte sie eine Seite zurück – wieso schwitzten ihre Hände plötzlich so? – und las ihn ein zweites Mal: » Am Anfang waren die Sterne; dann spann die Muttergöttin die Sonne, die Welt, die Planeten und die Monde aus ihrem Haar, bevor sie den ersten der Sterne zur Erde sandte, wo er auf den Feldern von Junuhr niederging und aus seiner Asche die Menschen gebar. «
    Kriss’ Augen wurden groß. War das die Lösung des Rätsels, oder zumindest ein Teil davon? Zur Sicherheit las sie die Stelle ein zweites Mal, dann ein drittes. Und sie wurde sich immer sicherer.
    Sie sah Lian an. »Ich weiß, wo wir hin müssen!«
    Er hob den Blick. Er hatte braune Augen. Es war ihr vorher nie aufgefallen. »Und wirst du’s mir auch verraten?«
    Sie lächelte. »Wenn du brav bist, vielleicht.«

Das Fest der Farben
    An der Nordküste Ellkors, dem Kontinent der Mitte, dort, wo sich laut der Überlieferung einst die mystischen Felder von Junuhr befanden, lag mittlerweile das Fürstentum Hestria; ein winziger Stadtstaat mit sommerlichem Klima, dessen Hafen als »das Tor zur Welt« bekannt war. Vor über zweihundert Jahren hatte Hestria zum Herzen des Kiradianischen Reiches gehört, als dieses drei Viertel der Welt beherrscht hatte. Auch heute noch wurde hier die Reichssprache Feban gesprochen (wenn auch mit einem gewöhnungsbedürftigen, näselnden Akzent) und der rege Handel mit anderen Nationen auf allen drei Kontinenten brachte der Herrscherfamilie das Geld, das sie brauchte, um die Schäden zu beheben, die das Große Feuer angerichtet hatte.
    Am Morgen des dritten Tages ihrer Reise in das Fürstentum saß Kriss am offenen Bullauge ihrer Kabine, kaute auf einer Indigopille und brachte ihren zweiten Brief an Alrik zu Papier.
     
    Zum ersten Mal habe ich keine Zweifel: Hestria ist unser Ziel! Veribas’ andere Hinweise stammten aus Märchen und Legenden; es war seine Art, uns auf den Schöpfungsmythos des ersten Sterns zu führen. Leider habe ich keine Bücher dabei, die sich ausgiebig mit Hestria und seiner Geschichte befassen. Wir werden also vor Ort herausfinden müssen, wer oder was der ›letzte Krieger‹ sein könnte. Lian scheint davon noch nicht ganz überzeugt zu sein, aber zumindest ist ihm klar, dass es unsere beste Chance ist. Ich bin noch immer nicht dahinter gekommen, was er
    Die letzten zwei Tage haben wir den Inneren Ozean überquert. Der Flug war ziemlich ereignislos. Zum Glück. Die meiste Aufregung brachte die Sichtung eines Donnerwals, der wie ein zerklüfteter, grauer Berg aus den Fluten aufgetaucht ist und Fontänen in den Himmel geblasen hat. Die Matrosen haben mir daraufhin die Geschichte vom Schiffsfresser erzählt, einem fliegenden Ungeheuer, ein Dutzend Mal größer als der größte Donnerwal. Angeblich versteckt es sich in den Wolken und fällt über arglose Luftschiffe her, um sie zu verspeisen. Sicher bloßer Aberglaube. Aber man

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