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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Splittern. Ein Hauch bunten Staubs entwich aus ihnen, als wäre es die Seele des winzigen Geschöpfs, die sich auflöste.
    »Umi!« Sie bekam kaum mit, wie Lian mit einem Kampfschrei auf den Wächter losging. Mit einem Säbelstreich schleuderte er ihm die Pistole aus der Hand und trat ihm in den Bauch. Der Wächter torkelte zurück, gegen eine abgedeckte Vitrine. Glas klirrte, als er zusammen mit dem Schaukasten umkippte. Bevor er wieder auf die Beine kam, schmetterte Lian ihm die Handkante gegen den Hals. Der Mann sank leblos in sich zusammen, sein Bart baumelte herab.
    Kriss hatte sich nach den Überresten des Vogels gebückt; heiße Tränen liefen über ihre Wange, als sie Umis Kopf sah und die blauen Glasaugen, die nun endgültig zersplittert waren. Sie begann, die Einzelteile aufzusammeln. Vielleicht konnte sie ihn wieder zusammensetzen! Ein neues Herz für ihn finden! Vielleicht konnte sie –!
    Lian packte sie am Oberarm und riss sie mit sich.
    »Nein!«, rief sie. »Wir können ihn nicht einfach zurücklassen!«
    »Er is’ hinüber«, sagte Lian; Kriss hasste ihn dafür. »Und das sind wir auch bald, wenn wir uns nich’ beeilen!«
    Schon hörten sie Schritte. Auf diesem Stockwerk!
    Sie rannten durch die Tür, die Lian vorhin noch versperrt hatte, zurück ins Treppenhaus und in das Stockwerk darüber. Lian trat die Tür auf, hob den Säbel – sie waren allein. Sie liefen los, in den Saal unter der Kuppel.
    Kriss spürte immer noch den Stich in ihrem Herzen. Die Expedition hatte das erste Opfer gefordert. Sie glaubte nicht, dass es das letzte bleiben würde.
    Lian kletterte ihr voraus, die Geisterseide hoch. Schließlich wickelte Kriss sich das Seil um beide Handschuhe, während Lian all seine Kraft einsetzte, sie hochzuziehen. Sie hörte ihn ächzen und keuchen, spürte, wie die Seide bis aufs Äußerste belastet wurde, und wünschte sich, sich irgendwie leichter machen zu können. Doch Lian verzichtete auf einen Kommentar über ihr Gewicht. Und das verwirrte sie.
    Die Nacht bebte vor Lärm und Licht. Das Fluggerät stand unangetastet dort, wo sie es gelassen hatten. Kriss zog die Schutzbrille über, schulterte den federleichten Apparat und schnallte sich in den Harnisch. Lian kam zu ihr. Er warf den Säbel fort und machte sich ebenfalls fest. »Flieg!«, befahl er dem Gerät laut.
    Als sie abhoben, kämpfte Kriss darum, ihr Abendessen bei sich zu behalten. Auf Insektenflügeln jagten sie zurück zur Windrose , die vor der Küste auf sie wartete.
    Das Museum lag fast eine halbe Meile hinter ihnen, als das Fluggerät zu rucken und zu bocken begann.
    »Was ist los?«, kreischte Kriss.
    »Ich weiß nich’!«, gab Lian gleichermaßen panisch zurück. »Das Schessk ding gehorcht mir nich’ mehr!«
    Kriss sah den Grund: die Speicherkristalle, die an den Harnisch montiert waren, hatten kaum noch Ladung. Die Ælon-Partikel, die sie umflirrten, waren gerade so zu erahnen.
    Ein weiterer Ruck – und sie verloren an Höhe!
    » Korf! Wir müssen runter!«, schrie Lian gegen den brausenden Flugwind.
    Kriss antwortete nicht. Sie betete nur.
    Lian ließ den Flieger in einer großzügigen Spirale zu Boden gehen. Ein Boulevard voller Menschen lag direkt unter ihnen. Finger wurden nach oben gerissen, Leute sprengten in alle Richtungen.
    »Halt dich fest!«, rief Lian und Kriss gehorchte. Der Flieger drehte sich um die eigene Achse und krachte auf eine Festtribüne, auf der eben noch eine Kapelle gespielt hatte.
    Kriss’ Rücken traf auf etwas Hartes. Stöhnend schlug sie die Augen auf und begriff erst nach einem Moment, dass sie nicht tot war. Lian lag auf ihr, sein Gewicht drückte ihr fast die Luft ab. Sie hörte, wie er sich abschnallte und dann das Gleiche mit ihr tat.
    »Kriss! Alles in Ordnung?«
    Sie ächzte ein »geht schon«. Sichtlich erleichtert, streckte Lian ihr die Hand entgegen. Er half ihr auf und umarmte sie. »Dem Weltengeist sei Dank!«, sagte er lachend.
    Kriss spürte Flügel in ihrem Bauch flattern. Sie war nicht bereit, sich aus der Umarmung zu lösen, aber sie bemerkte die Blicke der Menschen, die sich der Tribüne näherten und mit maskierten Gesichtern zu ihnen starrten.
    Lian verneigte sich vor der Menge. »Danke, danke, danke! Ihr wart ’n wunderbares Publikum!«
    Keiner wusste, was er meinte. Jemand fing zögernd an zu applaudieren. Andere stimmten mit ein.
    »Soldaten!«, flüsterte Kriss, als sie auf der anderen Seite des Boulevards schwarze Barette zwischen den Masken sah. Lian hielt

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