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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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für sie getan hatte. Dann teilte sie ihm mit, dass sie sich bedauerlicherweise nicht mehr regelmäßig mit ihm treffen könne. Bei diesen Worten sackte Grosbec erneut in sich zusammen, doch er nickte nur widerspruchslos.
     
    NATÜRLICH LERNTE PRINZESSIN Alice de Bourcq in der Folge, dass die Geschichten, die sie über die Freuden der Sexualität gehört hatte, stimmten.
    Kurz bevor Bischof Grosbec nach Frankreich reiste, um sich dort zur Ruhe zu setzen, machte ihn Alice zu ihrer ersten Eroberung. Und nachdem sie den Erfolg erst einmal gekostet hatte, entwickelte sie rasch das nötige Selbstvertrauen, ihren eigenen Überzeugungen zu folgen.
    Doch es war die Art, wie ihre Mutter das Verhalten des lüsternen Bischofs in der Kapelle geduldet hatte, die in Alice endgültig den Entschluss reifen ließ, das gleiche Spiel zu spielen wie ihre Mutter. Und zwar offen und ohne die geringste Spur von Scheinheiligkeit – allein schon, um ihre Mutter zu provozieren.
    Und so folgte das Leben der Familie des Grafen Baldwin schon bald einem festgesetzten Muster. Alice gab sich nicht einmal mehr den Anschein, sich ihrer Mutter gegenüber freundlich oder gar gehorsam zu zeigen. Als Reaktion darauf nahm die Missbilligung ihrer Mutter weiter zu, und sie kritisierte ihre Tochter bei jeder Gelegenheit.
    Da der Graf irgendwie mit der konstanten Disharmonie zwischen den beiden Frauen leben musste, begann er, ihre Streitereien vollständig zu ignorieren. Zusätzlich sorgte er dafür, dass er nie mit beiden gleichzeitig in einem Zimmer war.
    Morfia gönnte sich weiterhin täglich ihre »einsamen Stunden«, und ihre Tochter tat es ihr in der Zurückgezogenheit ihrer eigenen Gemächer gleich.
    Und dann starb König Baldwin der Erste von Jerusalem. Überraschenderweise hatte man ihrem Vater die Krone angetragen. Dieser war zu Baldwin dem Zweiten ernannt worden, und seine Frau war nun Königin.
    Alice eröffnete sich ein völlig neuer Horizont. Da das Königspaar keine Söhne hatte, würde die älteste Tochter einmal den Thron besteigen. Alice wusste zwar noch nicht, wie, doch sie würde Melisende um diese Ehre bringen. Eines Tages würde sie Königin von Jerusalem sein.
    Bis ihr Blick auf den Novizen Bruder Stephen fiel, hatte Alice noch nie einen Mann nur zum Vergnügen begehrt. Die Tatsache, dass sich in ihm der Idealismus des Mönchs mit der Kraft und Männlichkeit des Kriegers paarte, entfachte eine neue Art von Lust in der Königstochter. Und sie setzte ihre ganze Besessenheit daran, ihn zu bekommen.
3
    I
    N DEN SECHS WOCHEN, die auf ihre erste Begegnung folgten, traf Stephen St. Clair die Prinzessin noch drei weitere Male – und jedes Mal schien es purer Zufall zu sein. In seiner weltfremden Art wäre ihm die Möglichkeit, dass Alice ihn beobachten ließ, nie in den Sinn gekommen. Er wäre schockiert gewesen, wenn jemand angedeutet hätte, dass sie ihn als Mann begehrte.
    Zwar wunderte er sich über die plötzliche Häufigkeit ihrer Begegnungen – doch das lag auch daran, dass sie ihm stets im Kopf herumspukte, was ihn häufig in Verlegenheit brachte. Ständig träumte er von ihr und vergoss dabei seinen Samen. Dass es ununterbrochen derselbe Traum von einer bestimmten Person war, der dazu führte, hatte er noch nie erlebt. Immer öfter jedoch wurde er während der Klimax zitternd wach und sah nur das Gesicht der Prinzessin vor seinem inneren Auge, während er sich an ihre Berührung zu erinnern glaubte.
    Die Intensität dieser Träume verfolgte ihn zunehmend auch am Tage. Inzwischen besorgte ihn dies so sehr, dass er schon daran dachte, einen Priester aufzusuchen und seine vermeintlichen Sünden zu beichten. Noch hatte er das nicht getan, doch sein Bedürfnis, es zu tun – sich von seinen Schuldgefühlen zu reinigen –, bestimmte seine Reaktionen, wann immer er sich Alice in Person gegenübersah.
    Beim ersten Mal – in der Nacht zuvor hatte er zum ersten Mal von ihr geträumt – hatte er ihr nicht in die Augen sehen können und vor lauter Verlegenheit kein Wort herausgebracht. Alice hatte sich davon nicht beirren lassen und Belustigung über seine Schüchternheit an den Tag gelegt, bevor sie ihn nach wenigen Minuten wieder seinem Elend überließ.
    Ihre zweite Begegnung war ähnlich verlaufen. Allerdings hatte St. Clair diesmal ein paar gestammelte Worte als Antwort auf die Fragen der Prinzessin herausgebracht. Auch diesmal hatte Alice jedoch beschlossen, dass es noch nicht an der Zeit war, den jungen Ritter in ihr Spinnenetz zu

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