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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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locken. Also hatte sie lediglich versucht, ihm seine Nervosität zu nehmen, indem sie ihm den Eindruck vermittelte, dass ihr Interesse an seinen Brüdern und ihrer Tätigkeit aufrichtig war.
    Sie war zwar über drei Jahre jünger als er – sie war achtzehn, er war einundzwanzig –, aber an Lebenserfahrung war sie ihm um Jahrzehnte voraus. St. Clair war noch unberührt; nichts in seinem bisherigen Leben, das er fernab von jeder Frau in der Gesellschaft frommer Männer und großer Krieger im nasskalten England verbracht hatte, hatte ihn auf den Umgang mit weiblicher Schönheit vorbereitet.
    Alice dagegen hatte ihre Jungfräulichkeit mit vierzehn verloren, und sie sonnte sich in der Macht, die sie über die Männer hatte. Sie verführte jeden, den sie sich gefügig machen wollte, ohne sich jedoch jemals selbst verführen zu lassen. Das Vergnügen lag für sie in der Kontrolle. Niemals ließ sie es zu, sich selbst umwerben zu lassen und sich womöglich eine Blöße zu geben. Genau wie ihre Mutter war Alice bei ihren Affären die treibende Kraft, und sie hatte noch nie einen Misserfolg erlebt.
    Bis jetzt. Angesichts dieses gut gebauten, aber unfassbar verlegenen Mönches war sie ratlos. Sie hatte keine Ahnung, was sie als Nächstes tun sollte, denn regelmäßig, wenn sie ein Gesprächsthema anschnitt, das ihm nicht vertraut war, geriet er in Panik. Jede Formulierungsgabe kam ihm abhanden. Wie hätte sie ahnen sollen, dass er Angst hatte, sich zu versprechen und seine lüsternen Gedanken zu verraten.
    Andererseits spürte sie, dass es ihn in ihre Nähe zog, denn die Freude, die bei ihrem Anblick in seinen Augen aufleuchtete, war unmissverständlich. Deshalb setzte sie ihren Angriff weiter fort und kochte innerlich vor Ungeduld, während in ihm das schlechte Gewissen mit dem Vergnügen rang.
    Es war ihre dritte Begegnung, die den Ausschlag gab und Alice über die Grenzen des Erträglichen hinweg in Rage trieb.
    Sie hatte Spione auf St. Clair angesetzt, die ihr Bericht erstatteten, sobald er von einem Patrouillenritt zurückkehrte, und die auch herausbekommen hatten, wie er die Tage nach seiner Rückkehr verbrachte. Nachdem er den Ordensoberen Bericht erstattet hatte, schlief er einen ganzen Tag, um nach dem langen Ritt unter der Wüstensonne wieder zu Kräften zu kommen. Am folgenden Tag besuchte er den Markt vor dem Südwesttor der Stadt, wo er den Morgen verbrachte und sich satt aß und trank. Dann kehrte er zum Tempelberg zurück, wo er tagelang nicht mehr gesehen wurde, bis der Zeitpunkt kam, an dem er erneut auf Patrouille ritt.
    Er war so verlässlich wie der Auf- und Untergang der Sonne; er verhielt sich immer gleich und nahm immer denselben Weg vom Tempelberg zum Markt.
     
    SULEIMAN AL KHARIF wusste, dass die Ferenghiprinzessin mit ihren Gedanken anderswo war. Sie war eine seiner geschätztesten, zugleich aber kritischsten Kunden. Trotz ihrer Jugend wusste sie alles über die Kunst der Teppichherstellung, und sie war schwer zufriedenzustellen.
    Heute dachte sie an etwas anderes als die Qualität seiner Waren. Doch er war zu alt und zu gerissen, um sich anmerken zu lassen, dass ihm das aufgefallen war. Stattdessen dankte er Allah für seine Gunst, denn die Prinzessin hatte bereits exorbitante Preise für zwei Teppiche bezahlt, die sie an normalen Tagen nicht einmal genauer betrachtet, geschweige denn gekauft hätte. Die Art, wie ihr Blick immer wieder in die Menge auf der Straße abschweifte, sagte dem Alten, dass sie sich heute nicht für seine Teppiche interessierte, sondern nur seinen Stand benutzte, um auf jemanden zu warten.
    Deshalb ließ er sie in Ruhe und kletterte auf die Plattform, auf der sein Stuhl stand und von der er den Überblick über seinen gesamten Stand hatte. Dort wartete er geduldig ab, was geschehen würde. Er ließ sie ungestört so tun, als inspizierte sie seine Waren, während er ebenfalls die Menge beobachtete.
    Er hatte zwar keine Ahnung, wen sie erwarten mochte, doch er hatte auch keinen Zweifel daran, dass es ein Mann war. Daher fragte er sich, ob er den Mann wohl ausmachen konnte, bevor sie selbst ihn sah. Sein Aussichtspunkt war ja weitaus besser als der ihre.
    Und dann sah er am anderen Ende eine hochgewachsene Gestalt, die die Menschen ringsum überragte, und er wusste, dass er aufhören konnte, sich zu fragen. Der herannahende junge Mann war ein hünenhafter junger Ferenghi mit blonden Haaren, breiten Schultern und blauen Augen, die so leuchteten, dass selbst der alte Suleiman

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