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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Kopfnicken und setzte sich im Bett auf. Er überließ ihnen das erste Wort, denn er wusste, dass sie weitere Nachforschungen über sein Verschwinden angestellt hatten und mit ihm darüber sprechen wollten.
    »Es ist schön zu sehen, dass du wieder du selbst bist, Bruder Stephen«, begann de Payens, »denn einige Zeit mussten wir befürchten, dass ein böser Geist von dir Besitz ergriffen hatte. Der Patriarch hat dich jedoch persönlich am Krankenbett besucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass du nur genug Zeit brauchst, um zu genesen. Es freut mich zu sehen, dass er Recht hatte.«
    Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort.
    »Ausgehend von den Dingen, die du uns nach deiner Rückkehr erzählt hast, haben wir unsere Spurensuche fortgesetzt, und es scheint festzustehen, dass du entführt worden bist. Aber wir konnten nicht herausfinden, wo man dich festgehalten hat oder warum, und im Moment stehen wir vor mehr Rätseln als wir zählen können.«
    St. Clair runzelte die Stirn. »Und was heißt das?«
    »Man hat dich also entführt. Aber warum? Niemand hat eine Lösegeldforderung gestellt, und außerdem bist du ein bettelarmer Mönch. Wahrscheinlich auch nicht als Bestrafung, denn sonst wärst du wirklich tot. Aber man hat dich gefoltert. Du warst mit Brandwunden und blauen Flecken übersät, und du hast einige Rippenbrüche. Dein Körper trug die Spuren von Hand- und Fußeisen, doch selbst das ist verwunderlich, denn du warst über einen Monat fort, und keine deiner Verletzungen war mehr als zehn Tage alt.«
    De Payens schüttelte ratlos den Kopf.
    »Außerdem warst du sauber. Kannst du dich daran erinnern?«
    St. Clair riss erstaunt die Augen auf und runzelte dann die Stirn.
    »Sauber? Wie meinst du das, sauber? Wovon redest du?«
    »Ich meine sauber, frisch gebadet, wie es die Sarazenen tun.«
    »Frisch gebadet? Das ist unmöglich. Ich habe mit den anderen als Teil der Osterriten gebadet, seitdem aber nicht mehr. Du musst dich irren.«
    De Payens zuckte mit den Achseln.
    »Ich irre mich nicht. Der Arzt, der dich untersucht hat, hat mich darauf aufmerksam gemacht. Er hat gesagt, dass du zwar die Spuren der Folter trägst, dass dein Körper aber danach gewaschen und … wie hat er es ausgedrückt, Godfrey? … genau, verhätschelt worden war.«
    »Aber das ist unmöglich, Bruder Hugh. An solche Entwürdigungen würde ich mich doch erinnern, und ich weiß von nichts. Wie erklärst du dir das?«
    De Payens zuckte mit den Achseln.
    »Wie soll ich das erklären, Bruder Stephen? Ich kann dich nur erneut bitten: Fällt dir irgendetwas ein, das möglicherweise tief in deinem Inneren vergraben liegt und uns zu einer Antwort verhelfen könnte? Vielleicht gibt es ja etwas, das du aus irgendeinem Grund nicht genügend beachtest oder bis jetzt nicht wichtig genug gefunden hast?«
    St. Clair saß einige Sekunden lang still. Schließlich begann er zu sprechen. Dabei nickte er so heftig, als müsste er sich die Dinge bestätigen, die er vor seinem inneren Auge sah.
    »Entführt. Ja, du hast Recht. Ich weiß jetzt, wie es passiert ist … zumindest teilweise. Ich bin auf dem Markt umherspaziert, als ein Dieb vor meiner Nase einem Kaufmann die Börse gestohlen hat. Er hat gesehen, dass ich es bemerkt habe. Einen Moment lang hat er dagestanden und mich angestarrt, in der einen Hand die Börse, in der anderen ein kleines Messer. Dann hat er kehrtgemacht und ist davongerannt. Er hat gehumpelt, und ich bin ihm in eine kleine Gasse gefolgt. Dort war es dunkel, aber ich konnte ihn weglaufen sehen. Dann habe ich rechts von mir Gestalten bemerkt, die auf mich zukamen. Und dann hat mich etwas am Kopf getroffen … Das Nächste, woran ich mich erinnern kann ist, dass ich in der Gasse aufgewacht bin – möglich, dass es dieselbe Gasse war –, als mich der Sergeant gefunden hat.«
    »Und das ist alles, woran du dich erinnerst? Denk genau nach. Alles, woran du dich erinnerst, könnte wichtig sein.«
    St. Clair schüttelte den Kopf.
    »Nein, sonst nichts, außer der Frau, und sie war nur ein Traum.«
    »Warum sagst du das? Woher willst du wissen, dass sie nicht mehr war als ein Traum?«
    »Weil sie nicht mehr da war, als ich die Augen geöffnet habe und mich bei ihr bedanken wollte. Ich war allein in der Gasse.«
    »Aber sie hat dich dorthin geführt.«
    St. Clair zuckte nur mit den Achseln, denn er konnte das weder bestätigen noch verneinen. Also bedrängte de Payens ihn weiter.
    »Was? Du zweifelst daran? Wenn es nicht so war, wie bist du dann

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