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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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seine Männer Haschisch, jedoch nur als Teil bestimmter religiöser Rituale. Er erinnerte Alice an ihre eigenen Erfahrungen mit der Droge. Sie diente zur Entspannung, nicht nur Stimulation, und war denkbar ungeeignet für die brutalen, gewissenlosen Einsätze der Assassinen, bei denen es auf Geistesgegenwart ankam.
    Hassan selbst vermutete, dass der Name im Dialekt der jemenitischen Ismailiten »Gefolgsmänner al-Hassans« bedeutete.
    Alice machte sich keine Illusionen, was Hassans Offenheit betraf; sie wusste, dass sein Wohlwollen nicht auf Selbstlosigkeit beruhte. Doch in der Welt, in der sie lebte, konnte sie kaum etwas anderes erwarten, und eine erkannte Gefahr war letztlich eine gebannte Gefahr.
     
    SIE HÖRTE das Klicken des Perlenvorhangs hinter ihrem Rücken und wandte sich um.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Prinzessin. Womit kann ich Euch dienen?«
    »Setzt Euch, Hassan, und hört Euch an, was ich zu sagen habe. Ich habe ein Problem, das ich, glaube ich, nur mit Eurer Hilfe lösen kann –«
    Sie sah die Neugier in seinen Augen aufflackern und hob lächelnd die Hand.
    »Nein, ich möchte niemanden verschwinden lassen, doch ich brauche Eure Hilfe bei einem Mann.«
    Hassan grinste.
    »Ihr braucht Hilfe bei einem Mann?«
    Ohne diese Anspielung zu beachten, erzählte ihm Alice von St. Clair, dem Mönchsritter, der ihrem Haschisch gegenüber immun gewesen war. Ohne sich anmerken zu lassen, dass sie nur Antworten von Bruder Stephen wollte, fragte sie Hassan, ob er ein Mittel kannte, das einem Mann die Erinnerung an alles nehmen würde, was mit ihm geschah, während er unter seinem Einfluss stand – mochte Hassan ruhig seine lasziven Schlüsse aus ihrer Frage ziehen.
    Nach einer Weile erhob sich Hassan. Er verneigte sich tief und führte die Hand grüßend von der Stirn an seine Lippen und sein Herz. Dann ging er – und Alice wusste, dass sie morgen um die gleiche Zeit das Mittel besitzen würde, um den Widerstand Bruder Stephen St. Clairs zu brechen.
7
    S
    T. CLAIR TRÄUMTE, einen angenehmen, lethargischen, irgendwie aber auch beängstigenden Traum. Weil er spürte, dass irgendetwas nicht stimmte und er eigentlich nicht schlafen dürfte, versuchte er aufzuwachen.
    Es war nicht die Frau in seinem Traum, die ihn so beunruhigte, denn sie war in schwere Gewänder eingehüllt; er konnte so gut wie nichts von ihr sehen, und ihr einziger Berührungspunkt war die schmerzhafte Umklammerung, in der sie sein linkes Handgelenk hielt. Sie zog ihn schneller hinter sich her, als er sich bewegen wollte, sodass er hin und wieder stolperte, weil er nicht mit ihr Schritt halten konnte. Irgendwie wusste er, dass sie ein hübsches Gesicht hatte, dunkelhäutig mit riesigen braunen Augen, doch hätte ihn jemand gefragt, woher er das wusste, hätte er es nicht sagen können.
    Die Traumfrau war in einem halbdunklen Zimmer zu ihm gekommen, hatte ihn halb wach gerüttelt und dann in drängendem Ton unverständlich auf ihn eingeredet und unablässig an ihm gezerrt, während er sich aus dem Bett erhob. Wahrscheinlich hatte sie ihm auch beim Ankleiden geholfen, obwohl er sich daran nicht eindeutig erinnern konnte. Dann hatte sie ihn durch ein alptraumhaftes Labyrinth finsterer, gewundener Gässchen geführt, die alle gleich aussahen. Und jedes Mal, wenn er versucht hatte, seine Schritte zu verlangsamen, hatte sie an ihm gezerrt. Hin und wieder war sie aus unerfindlichen Gründen plötzlich stehen geblieben, um ihn gegen eine Wand zu drücken und ihm die Hand vor den Mund zu halten, als wollte sie ihn daran hindern zu rufen. Jedes Mal, wenn sie das tat, hatte er das Gefühl gehabt, dass seine Handgelenke brannten.
    Dann waren sie zu einer Tür gekommen, durch die gleißendes Licht fiel, sodass er die Augen schließen musste. Doch sie hatte ihn gnadenlos weitergezogen.
    Jetzt jedoch war sie stehen geblieben, und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit stand er still. Seine Handgelenke fühlten sich an, als stünden sie in Flammen, und seine Brust schmerzte unerträglich, sobald er versuchte, zu tief Luft zu holen. Doch er wusste, dass er nicht mehr träumte … seine Schmerzen waren echt.
    Außerdem erklangen jetzt irgendwo gedämpfte, verzerrte Geräusche. Er lauschte angestrengt und bemühte sich noch angestrengter, wach zu werden.
    Die Frau hatte seine Hand losgelassen, das Licht in seinen Augen schmerzte nicht mehr so sehr, und er konnte eine Wand an seinem Rücken spüren, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, sich dagegengelehnt zu

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