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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dorthin gekommen? Oder glaubst du etwa, dass es tatsächlich dieselbe Gasse war und du einen ganzen Monat dort gelegen hast?«
    »Halt.« St. Clair hob stirnrunzelnd die Hand. »Da ist noch etwas … Ich erinnere mich, wie sie zu mir gekommen ist. Beim ersten Mal bin ich in einem dunklen Zimmer auf einem Bett gelegen und konnte mich nicht bewegen. Ich glaube, ich litt große Schmerzen. Sie hatte eine Lampe dabei, und sie hat sich über mich gebeugt und mir in die Augen gesehen. Dann wischte sie mir das Gesicht mit einem kalten Tuch ab und ist wieder gegangen. Doch ich habe gesehen, wie sie dabei jemandem zunickte, der außerhalb meines Blickfeldes stand. Ich weiß noch, wie ich versucht habe, mich umzudrehen und nachzusehen. Aber davon bekam ich solche Rückenschmerzen, dass ich das Bewusstsein verloren habe.«
    »Und sie hat dich mehrfach aufgesucht?«
    »Aye, noch einmal, als sie mich geweckt und fortgebracht hat. Da war sie allein, und alle Türen standen offen. Sie führte mich durch ein Labyrinth von Tunneln und Gässchen zu der Stelle, wo mich der Sergeant gefunden hat, und sobald wir dort waren, muss sie davongeschlüpft sein, während ich von der Sonne geblendet war.«
    »Gut. Der Sergeant kennt die Stelle – vielleicht können wir mit seiner Hilfe deinen Fluchtweg zurückverfolgen.«
    De Payens und St. Omer, der kein Wort gesagt hatte, erhoben sich, und de Payens beugte sich vor, um St. Clair auf den Oberarm zu klopfen.
    »Ruh dich aus und mach dir keine Sorgen. Wir lassen uns von Giacomo zu der Stelle führen. Das sollte uns den Weg zu deinen Entführern zeigen.«
     
    DAS TATEN SIE AUCH. Sergeant Giacomo führte sie genau zu der Stelle, wo er den jungen Ritter gefunden hatte. Doch so gründlich sie die umliegenden Gebäude auch absuchten, fanden sie absolut keinen Hinweis auf Bruder Stephens Entführer oder den Ort, wo man ihn festgehalten hatte.
    So gaben sie schließlich auf, und St. Clairs rätselhaftes Verschwinden trat langsam, aber sicher, in den Hintergrund.

G ESTÄNDNISSE

1
    H
    UGH DE PAYENS hielt eine Sekunde inne und wischte sich mit der Oberseite seines gepanzerten Handschuhs über die Stirn, um den Schweißtropfen loszuwerden, der ihn seit geraumer Zeit zum Wahnsinn trieb. Seine Augen schmerzten schon, weil ihm unter der Kettenpanzerkapuze ständig der Schweiß hineinlief. Auch seine Hände schwitzten im Inneren der mit Metall beschlagenen Handschuhe. Die Haut an Brust und Rücken schien zu brennen, und er konnte spüren, wie ihm der Schweiß in Strömen über die Mitte der Brust und die Wirbelsäule lief.
    Leise fluchend kniff er die Augen zusammen, denn er wusste zwar, dass er besiegt war, doch es fiel ihm schwer, sich einzugestehen, dass er zu alt war, um am helllichten Tag in der Sonne zu kämpfen.
    Auch sein Gegenüber, Stephen St. Clair, war stehen geblieben und hatte die Spitze seines Schwerts in den Boden gesteckt. Geduldig wartete er, bis sich der Ordensobere wieder gesammelt hatte und einen neuen Angriff startete. Seit fast einer Stunde trainierten die beiden Männer gemeinsam, und während sie beide ihre volle Rüstung trugen und mit Schwertern und schweren Schilden bewaffnet waren, musste de Payens zähneknirschend feststellen, dass St. Clair die Hitze kaum zu bemerken schien. Ach Gott , so jung müsste man noch einmal sein , dachte er, während er spontan seinen Schild wegwarf, mit beiden Händen sein Schwert packte und direkt auf seinen Gegner zustürzte, um ihn so zu überraschen und sich einen Vorteil verschaffen zu können.
    St. Clair sah ihn kommen und hob den Schild hoch über seinen Kopf, um de Payens’ gewaltigen Hieb zu parieren. Im selben Zug ließ er sich auf ein Knie sinken und schwang seine eigene Klinge in silbernem Bogen. Sie landete mit solcher Wucht am Knie des Älteren, dass dieser zu Boden krachte. Genauso schnell, wie sein Gegner fiel, war St. Clair wieder auf den Beinen. Nun trat er vor, um dem anderen die Schwertspitze an den gepanzerten Hals zu drücken.
    »Ergib dich«, forderte er.
    De Payens funkelte einige Sekunden zu ihm empor, dann nickte er.
    »Aye, gern. Hilf mir auf.«
    Wenig später hatten sie beide ihre Waffen und Handschuhe beiseitegelegt und ihre Kapuzen abgenommen, um sich mit den Fingern durch das schweißverklebte Haar zu fahren, bis ihre Kopfhaut kribbelte. Ihre Tonsuren leuchteten weiß in der Sonne.
    Schließlich ließen sie sich Seite an Seite an einem Felsbrocken nieder und blickten den Hang hinauf. Dort, wo früher nur der doppelte

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