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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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überlegte kurz, dann hob er den Kopf.
    »Ich bin von Dämonen besessen.«
    »Du bist besess…« De Payens verstummte erstaunt. Mit so einer Aussage hatte er nicht gerechnet. »Dämonen?«
    »Von Teufeln … einem Teufel.«
    »Einem Teufel. Ich verstehe. Weißt du auch, was für ein Teufel?«
    »Aye. Ein Sukkubus.«
    »Ah! Ein Sukkubus. Das ist … Das ist ein Teufel, der häufig vorkommt. Ein weiblicher Teufel.«
    »Aye, ich weiß. Ich weiß es nur zu gut. Ich bin besessen.«
    »Nun, Stephen, so weit, würde ich, glaube ich, nicht gehen.«
    De Payens fühlte sich beklommen, denn er besaß nicht genug Erfahrung mit solchen Dingen, um ein solches Gespräch zu führen. Doch es ließ sich nun einmal nicht vermeiden, und so versuchte er, sein Gegenüber zu beschwichtigen.
    »Jeder von uns, jeder Mann, der im Zölibat lebt, wird hin und wieder vom Sukkubus geplagt.«
    »Das weiß ich, Master de Payens. Das war schon immer so, und ich weiß es, seit ich das Mannesalter erreicht habe. Darin habe ich nichts Besonderes gesehen. Es schien ein- oder zweimal im Monat vorzukommen, und es war schnell wieder vergessen. Doch dieser Fluch, der jetzt auf mir liegt, ist anders.«
    »Anders … inwiefern?«
    »In jeder Hinsicht. Früher habe ich manchmal nachts geträumt, vage, formlose Träume, an die ich mich nicht einmal erinnert hätte, wenn sie nicht ihre Spur hinterlassen hätten. Vergossenen Samen. Doch das hat sich geändert. Jetzt geschieht es jede Nacht. Und ich kann mich an die Träume erinnern, manchmal sehr deutlich. Sie spielen sich an Orten ab, die ich beinahe erkennen kann, obwohl ich dort noch nie gewesen bin … Und die Gefühle, die ich dabei empfinde, sind beinahe greifbar echt. Jede Nacht, Master Hugh. Kein Gebet hilft. Auch die Müdigkeit nicht. Deshalb kämpfe ich jede Nacht gegen das Einschlafen an. Aber ich schlafe trotzdem ein. Und ich träume. Ich bin der Verzweiflung nahe.«
    Es folgte eine lange Pause, in der de Payens den jüngeren Ritter betrachtete und erkannte, wie elend er sich fühlte.
    Archibald St. Agnan kam zur Tür herein, blieb aber auf der Schwelle stehen, als er die beiden sah. Er schien zu begreifen, dass sich hier etwas abspielte, was nicht für seine Ohren bestimmt war, und sah de Payens mit hochgezogener Augenbraue an. Dieser schüttelte sacht den Kopf und schickte ihn mit einer Geste fort. Als St. Agnan gegangen war, wandte er sich wieder an St. Clair.
    »Du hast gesagt ›früher‹. Erinnerst du dich noch, wann es angefangen hat? Kannst du ein bestimmtes Datum oder Ereignis damit in Verbindung bringen?«
    St. Clair seufzte.
    »Nein, nichts Eindeutiges. Aber es hat nach meiner … Erkrankung begonnen.«
    »Du meinst deine Entführung.«
    »Aye, Entführung, Krankheit. Ganz gleich, wie wir es nennen, ich kann mich an diese Zeit nicht erinnern. Deshalb kommt sie mir eher wie eine Krankheit vor. Genau danach hat es angefangen.«
    »Aber das ist doch schon fast acht Monate her. Seit wann hast du diese Träume?«
    »Ich weiß es nicht, Master Hugh. Ich glaube, zirka vier oder fünf Monate nach meiner Rückkehr. Ich bin mir dessen nur ganz allmählich … bewusst geworden. Dann geschah es immer öfter, erst ein- oder zweimal im Monat, dann drei- oder viermal, dann zweimal in der Woche. Jetzt geschieht es jede Nacht, und ich habe keinen Einfluss darauf. Ich bin besessen.«
    De Payens erhob sich und begann, das Zimmer zu durchschreiten. Er hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und das Kinn auf die Brust gelegt, während St. Clair unglücklich vor sich hin starrte.
    Schließlich blieb de Payens direkt vor ihm stehen.
    »Ich kann dir in dieser Angelegenheit nicht helfen, Bruder Stephen. Ich besitze weder die Fähigkeiten noch die Erfahrung dazu. Aber ich glaube nicht, dass du besessen bist. Ich möchte, dass du mit dem Patriarchen, Erzbischof Warmund darüber sprichst. Erzähle ihm alles, was du mir erzählt hast. Als guter Christ wird er dir zu helfen wissen.«
    St. Clairs Miene verfinsterte sich.
    »Aye, Master Hugh, aber es ist die Tatsache, dass er Christ ist, die mir Sorgen macht. Glaubst du wirklich, dass ich nach so langer Zeit christliche Gebete nötig habe?«
    »Du hast Gebete nötig. Vor allem aber den Beistand eines guten, noblen Mannes, der für dich Fürsprache bei seinem und unserem Gott einlegen kann. Warmund von Picquigny ist dieser Mann. Dessen bin ich mir sicher. Genauso sicher bin ich mir, dass sein fehlgeleiteter Glaube in dieser Frage keine Rolle spielt. Als deinem

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