Der Schatz des Blutes
erkunden.«
»Hmm. Und was ist mit all diesen Krügen? Was ist darin?«
»Der Schatz, nach dem wir gesucht haben.«
St. Omer war plötzlich hellwach. Er wandte abrupt den Kopf, um de Payens anzusehen, und machte keinen Hehl aus seiner Skepsis. »Diese Gefäße enthalten den Schatz? «
Sein Freund nickte.
»De Montbard glaubt, dass es so ist. Außerdem glaubt er, dass dieser Altar nicht das ist, was er zu sein scheint, und das macht mich neugierig. Kommt mit.«
Er führte sie so dicht an die Vorderseite des Altars heran, dass die überstehende Kante des Opfertischs ein Dach über ihren flackernden Fackeln bildete, und St. Clair lehnte sich zurück, um hinaufzuspähen.
»Der Altar muss ja mindestens so hoch sein wie vier große Männer«, sagte er. Dann zögerte er. »Was ist das dort oben, das große Symbol im Stein? Ist es ein Kreuz? Tretet einen Schritt zurück und haltet eure Fackeln hoch.«
Im Schein ihrer Fackel sahen sie ein Symbol, das hoch oben in den Stein geritzt war. Es war kreuzförmig, hatte aber eine Art Schlinge an seinem oberen Ende.
»Es ist ein Kreuz«, sagte St. Omer überrascht. »Dann ist dies eine christliche Stätte?«
Erneut war es André de Montbard, der die Antwort gab.
»Es ist kein Kreuz, mein Freund, es ist ein Ankh.«
»Ein was?«
»Ein Ankh.«
»Dann habe ich doch richtig verstanden. Ein Ankh, ja? Was ist ein Ankh? Ist es ein religiöses Symbol der Hebräer? Ich dachte, die Juden verabscheuen Götzenbilder.«
»So ist es auch. Stephen hat gerade genau dasselbe angemerkt«, sagte de Montbard nachdenklich, den Blick immer noch auf das Symbol über ihren Köpfen gerichtet. »Der Ankh, oder ›Schlüssel des Nils‹, ist zwar ein religiöses Symbol, aber kein jüdisches, Goff, sondern ein ägyptisches. Ein Symbol für Leben und Wohlstand nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der nächsten.«
St. Omer warf Montbard einen skeptischen Blick zu.
»Aber wir stehen doch hier in König Salomons Tempel. Willst du damit sagen, dass die alten Hebräer den Glauben der Ägypter hatten?«
»Nun, erst einmal sind wir gar nicht im Salomonstempel. Wir müssen zwar ganz in der Nähe sein, vielleicht sogar darunter, aber wir sind nicht im Salomonstempel. Wir wissen, dass er viel kleiner war.«
Er warf de Payens einen Seitenblick zu und senkte dann den Blick, um den Boden zu betrachten.
»Warum sollten die alten Hebräer nicht den Glauben der Ägypter gehabt haben? Sie haben schließlich Hunderte von Jahren dort gelebt. Es ist doch mehr als möglich, dass sie zumindest Teile des ägyptischen Glaubens bewundert haben. Aber das soll uns im Moment nicht kümmern. Was uns kümmert, ist dieser andere Ankh.«
Damit senkte er seine Fackel und wies auf den Boden. Sie sahen einen zweiten Nilschlüssel, der zwar nicht ganz so groß war wie der über ihren Köpfen, der dafür aber viel tiefer in den Stein eingeritzt war, auf dem Montbard stand. Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, ließ er sich auf ein Knie sinken und winkte St. Clair, der ihm gegenüberstand, das Gleiche zu tun.
»Hier«, sagte er, »taste einmal, was in der Ritze ist.«
Er steckte die Finger der freien Hand in das ihm zugewandte Ende des Kreuzarms und versuchte, den Staub und Schmutz herauszukratzen, doch es gelang ihm nur, einen Teil der festen Kruste zu lösen. Montbard blieb stehen und sah St. Clair an, der es an seinem Ende auch nicht weitergebracht hatte.
»Würde es dich überraschen zu erfahren, dass das, was du in der Hand hast, ein Griff ist?«
St. Clair zuckte mit den Achseln.
»Ich wäre nicht darauf gekommen, aber natürlich glaube ich dir.«
De Montbard nickte, dann warf er einen Blick auf ihre Fackeln.
»Wie lange halten die Fackeln noch, und wie viele frische haben wir noch?«
St. Omer rechnete rasch nach.
»Ich sehe noch sechs. Die anderen sind alle mehr oder weniger heruntergebrannt.«
»Oh, Tod und Teufel. Ich hätte es ahnen sollen.«
Keiner der anderen wusste, wovon er sprach, und sie sahen einander verständnislos an, bis St. Clair fragte: »Was vorausgesehen?«
»Wir haben nicht genug Fackeln. In kurzer Zeit werden wir hier im Dunklen stehen. Wir brauchen viel mehr Licht, als wir jetzt haben, um diese Aufgabe zu vollenden und die restlichen Schätze freizulegen.«
»Aber wir haben doch oben noch Fackeln in Hülle und Fülle.«
»Einige, ja, aber nicht annähernd so viele, wie wir brauchen werden. Darum halte ich es für besser, jetzt aufzuhören und uns erst einen Vorrat zuzulegen, bevor
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