Der Schatz des Blutes
Soldaten hatten die Arme miteinander verschränkt und beobachteten die Menge, sodass sie der leeren Straße den Rücken zukehrten.
Er begann, sich nach vorn durchzuschieben, ohne den Protest der Leute zu beachten, die er dabei verdrängte. Viele von ihnen wandten die Köpfe, um zu sehen, wer da so drängelte, und verkniffen sich dann angesichts des hünenhaften blauäugigen Ferenghi mit dem Kettenpanzer ihre wütenden Bemerkungen. Bevor er einen der Soldaten erreichen konnte, um zu fragen, was hier vorging, erscholl ein Trompetenstoß, und die massiven Tore begannen, sich zu öffnen. Ihr behäbiges Knarren ging rasch im aufgeregten Geschrei der Menge unter, und die Anspannung in den Gesichtern der Soldaten nahm zu.
St. Clair begriff, dass jede Frage zwecklos war, und er blieb stehen und blickte über die Köpfe der Menschen hinweg, während er abwartete, was geschah.
Er hätte keinen besseren Platz wählen können, um die Ankunft einer wahrhaft prachtvollen Kavalkade in Jerusalem mit anzusehen. Die meisten der Reiter entsprachen dem, was er und seine Kameraden als Frischlinge bezeichneten: Ihre Gesichter waren noch nicht vom Wüstenklima gezeichnet, ihre Kleider, ihre Waffen und ihre Ausrüstung waren neu, die Farben leuchteten, und ihre Wappen, die er noch nie gesehen hatte, waren noch nicht verblichen.
Sechzig dieser Krieger mit den leuchtenden Augen ritten der Prozession in fünfzehn Reihen zu jeweils vier Mann voraus, angeführt von einer üppig herausgeputzten Formation von zwölf Offizieren Baldwins auf den besten Pferden des Königs.
Trommler und Trompeter folgten den Reitern. Und dann kam das königliche Gefolge, goldglitzernd und mit Juwelen geschmückt in reich bestickten Gewändern. König Baldwin selbst saß auf einem Thron, der auf einer Tragevorrichtung montiert war und vorn und hinten von je einem Dutzend Männern getragen wurde. Seine Diener warfen im Vorübergehen Süßigkeiten in die wartende Menge.
Direkt hinter dem König folgte der Patriarch in einer offenen Kutsche, die von vier kräftigen Rappen gezogen wurde. Auch er saß in seiner Amtstracht auf seinem Bischofsthron und wurde von seinem Sekretär begleitet, Bischof Odo von Fontainebleau.
Es folgte ein weiteres Trommlerkorps, das im Rhythmus einer einzelnen Trommel marschierte, dann ein weiterer Trupp von Frischlingen, deren kostbare Ausstattung die von Baldwins Rittern übertraf – und der junge Mann, der auf einem herrlichen goldenen Pferd mit silbernem Langhaar an ihrer Spitze ritt, schien der Inbegriff eines christlichen Paladins zu sein. Er war hochgewachsen und breitschultrig, hatte langes blondes Haar, dunkel gebräunte Haut und auffallend blaue Augen. Er war offensichtlich der Ehrengast, wer auch immer er sein mochte, und er war ebenso offensichtlich froh, hier zu sein, denn er lächelte breit und zeigte dabei seine perfekten weißen Zähne.
Seine Rüstung, die nach byzantinischer Art gearbeitet war, schimmerte, wenn er sich bewegte; der Brustpanzer war vollständig mit identischen Blättern bedeckt, die aus Gold zu sein schienen, genau wie die Beinschienen, die ihn vom Knie bis zum Knöchel schützten. Ein wallender Umhang aus schwerer elfenbeinfarbener Seide mit einem bunten, aufgestickten Wappen hing ihm von den Schultern bis über die Kruppe des Pferdes und saß so perfekt, dass sich St. Clair fragte, ob er vielleicht mit Nadeln festgesteckt war.
Der junge Mann ritt stolz an ihm vorüber, gefolgt von seiner Leibwache, der wiederum die Nachhut folgte, die wiederum von Soldaten der Palastwache gebildet wurde. Auch sie waren makellos herausgeputzt und marschierten im Gleichschritt. Ihre Rüstungen trugen deutliche Spuren des täglichen Gebrauchs, als wollten sie signalisieren, dass sie zwar mit dem Prunk und Pomp vor ihnen nicht mithalten konnten, dass sie aber bereit waren, ihre Gäste mit Leib und Leben zu verteidigen.
Während die letzten Soldaten der Nachhut vorüberzogen, begann die Menge, sich aufzulösen. Viele folgten der Kavalkade, andere kehren zu ihren Alltagsgeschäften zurück. Die Soldaten, die die Straße gesäumt hatten, stellten sich in Formation auf, um in ihre Quartiere zurückzukehren, und St. Clair erkannte den Ritter, der sie befehligte. Er trat auf die Straße und rief seinen Namen, und der Ritter erkannte ihn und erwiderte seinen Gruß.
»Was war denn das? Wer ist der junge Halbgott?«
Der andere Mann grinste, bellte einem seiner Untergebenen einen Befehl zu, bevor er sich wieder umwandte.
»Das
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