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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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ihrer unkontrollierten Gewaltausbrüche zu lösen. Wie er das anstellen will, ohne entweder den Ritterstand oder das Priestertum abzuschaffen, ist mir ein Rätsel, mir und jedem anderen, der auch nur anfängt, darüber nachzudenken. Doch er hat sich vorgenommen, es zu tun.«
    »Hmm! Nun, er könnte jederzeit irgendwo einen Krieg beginnen. Das wäre ja nichts Neues. Er ist immerhin der Papst.«
    St. Clair klang zwar noch, als scherzte er, aber der Baron nahm ihn völlig ernst.
    »Wo denn, Stephen, und was für einen Krieg? Dieses Problem ist ja nicht allein auf Frankreich beschränkt. Es existiert in der ganzen Christenwelt. Überall. In unserer Welt, und damit meine ich die Welt der Männer von noblem Geblüt, gibt es nur zweierlei Arten von Männern – Kämpfer und Kleriker, Ritter und Priester. Die Welt ist zur Hälfte von Rittern erfüllt, und in den Augen derer, die die andere Hälfte ausmachen, der Priester, sind sie zur Landplage geworden.«
    Sir Stephen St. Clair erstarrte und setzte sich kerzengerade hin. Sein Blick wurde glasig und verlor sich in der Ferne, sodass ihn seine Begleiter besorgt ansahen. Doch nach einigen Sekunden lehnte er sich wieder entspannt zurück und begann, sich nachdenklich mit dem Fingernagel das Kinn zu kratzen.
    »Du hast mich gerade auf einen verblüffenden Gedanken gebracht, Junge«, sagte er zu Hugh. »Du und dein Vater. Die Christenwelt ist voller Ritter, sagt ihr, und in den Augen der Kirche sind sie zur Plage geworden. Doch nicht die ganze Welt ist christlich, und die Christenwelt ist leider nicht die ganze Welt … und in der ganzen Bibel wimmelt es von Plagen …«
    Er verstummte, sprach aber nach einer Weile weiter, als hätte er sich nie unterbrochen.
    »Ich muss noch weiter darüber nachdenken … mich mit anderen beraten … und dann unterhalte ich mich vielleicht mit diesem neuen Papst. Vielleicht. Aber nicht heute. Ich habe nicht den Wunsch, mich unter die Pfaffen zu begeben, und nicht das Bedürfnis, nach Rom oder Avignon zu reisen. Also lasst uns von etwas anderem reden. Habt ihr schon von dieser neuen Belagerungsapparatur gehört, die die Normannen erfunden haben, diesem Katapult? So nennen sie es, glaube ich. Nein, keiner von euch? Das überrascht mich. Ich habe selbst noch keins gesehen, habe aber gehört, dass es eine schreckenerregende Waffe ist, die einen mannsgroßen Stein so weit schleudern kann, wie es noch nie zuvor möglich war.«
    Keiner hatte von dieser neuen Erfindung gehört, und Sir Stephen, der als Einziger etwas darüber wusste, beschrieb ihnen, was sie vermochte. Hugh vertiefte sich genauso in das Gespräch wie alle anderen. Doch aus irgendeinem Grund ging ihm die Bemerkung seines Paten, dass die Christenwelt nicht die ganze Welt war, nicht mehr aus dem Kopf – und als er sich Jahre später wieder daran erinnerte, spukte sie noch lange wie ein Gespenst durch seine Gedanken.
4
    I
    N DEN JAHREN, die auf seine Weihe folgten, lernte Hugh de Payens mit Hingabe. Rasch durchlief er die verschiedenen Wissensstufen des Ordens der Wiedergeburt, während er sich für die großen Veränderungen ringsum in der Welt kaum zu interessieren schien. Er war geradezu besessen vom Lerneifer, angetrieben von dem unbedingten Willen, alles, was er begann, mit Erfolg abzuschließen.
    Auch was seine ritterliche Verantwortung betraf, kämpfte er wie ein Löwe. Schwert, Axt, Dolch, Streitkolben, Speer und selbst die Armbrust beherrschte er meisterlich. Sowohl auf dem Fechtplatz als auch auf dem Scheibenstand war er unschlagbar, wo seine Zielsicherheit mit den Stahlgeschossen der Armbrust ihm rasch große Ehrfurcht einbrachte.
    Ansonsten konzentrierte er sich beinahe ausschließlich auf seine Studien innerhalb des Ordens und verbrachte weitaus mehr Zeit mit seinen Tutoren als mit seinen Altersgenossen.
    Hätte man Hugh nach seiner Meinung gefragt, hätte man verblüfft festgestellt, dass er es trotz seiner Jugend für belanglos hielt, Müßiggang zu betreiben. Er hatte keinerlei Interesse daran, sich mit anderen Rittern zu vergnügen, und er machte kein Geheimnis aus der Tatsache, dass er nichts davon hielt, sich zu betrinken. Das brachte ihm wenig Sympathien seitens seiner Kameraden ein, doch Hugh war der Meinung, dass er genug Freunde hatte. Godfrey St. Omer und Payn Montdidier waren von Kindesbeinen an seine Freunde, und schon damals hätte er ihnen sein Leben anvertraut – was er später tatsächlich wieder und wieder tun sollte.
    Godfreys Familie besaß weitläufige

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