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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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das so ist, hätte ich lieber mein schönes, scharfes Schwert dabei. Und wenn es nicht so ist, können wir die Dolchspitze benutzen, um den Schmutz aus den Ritzen im Stein zu kratzen. Und das Schwert kann uns vielleicht als Hebel dienen.«
    Die beiden Männer benötigten fast eine halbe Stunde, um sich mit dem Korbkran in die Tiefe zu hieven und die unterirdische Halle zu erreichen. Sie hatten einen großen Vorrat an Fackeln dabei, von denen St. Agnan, der sie selbst gemacht hatte, schwor, dass sie stundenlang brennen würden. De Montbard trug die Fackeln im Arm, und St. Clair hatte zwei Eisenständer dabei, die sie auf den Boden stellten und mit jeweils zwei Fackeln bestückten.
    In kürzester Zeit hatten sie die Fackeln so platziert, dass sie ihnen die größtmögliche Menge an Licht spendeten, und knieten so zu beiden Seiten des in den Boden geritzten Ankhs, dass sie einander ansahen. De Montbard nickte, und sie gingen ans Werk, indem sie zunächst mit ihren Dolchspitzen den Staub aus den Ritzen kratzten, der sich im Lauf eines Jahrtausends dort angesammelt hatte. Bald zeigte sich, dass Montbard erneut Recht gehabt hatte: Als der Staub beseitigt war, war unter jedem Kreuzarm des Ankhs genug Platz, um ihn wie einen Schwertknauf zu packen.
    St. Clair legte seine Hand fest darum und sah Montbard an. »Fertig?«
    »Ja, aber ich glaube, du kommst besser mit auf diese Seite. Dann können wir beide zusammen ziehen.«
    St. Clair kniete sich neben den anderen Mann und fasste den »Griff«, den Montbard freigelegt hatte. Doch bevor sich dieser bewegen konnte, legte St. Clair den Kopf zurück und sah seinem Kameraden ins Auge, ein kleines, angespanntes Lächeln auf den Lippen.
    »Ich muss gerade daran denken, dass das, was wir hier tun wollen, gewaltige Folgen haben könnte.«
    De Montbard zog eine Augenbraue hoch.
    »Zum Beispiel?«
    »Woher soll ich das wissen? Wir haben es ja noch nicht getan, nicht wahr? Aber wir krabbeln jetzt schon so lange wie die Ratten hier im Dunklen umher. Und jetzt tun wir möglicherweise etwas, wonach es kein Zurück mehr gibt. Die Welt wird vielleicht nicht mehr dieselbe sein, wenn wir an diesem Griff gezogen haben. Sollten wir nicht einige angemessene Worte sprechen?«
    Er runzelte die Stirn.
    »Eigentlich hatte ich nur vor, einen Scherz zu machen, als ich das gesagt habe. Aber plötzlich habe ich das Gefühl, dass etwas Wahres in meinen Worten steckt.«
    De Montbard starrte ihn lediglich ungerührt an.
    »Möchtest du denn etwas sagen?«
    »Nein …«
    »Ich auch nicht, sollen wir dann also anfangen? Zusammen auf drei.«
    Sie zogen gemeinsam, doch der Griff rührte sich keinen Millimeter, und es war, als versuchten sie den gesamten massiven Steinboden anzuheben. Sie ließen gleichzeitig los und atmeten heftig aus.
    De Montbard wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Tausend Jahre sind natürlich eine lange Zeit. Eventuell hat sich hier nur etwas verklemmt.«
    »Hebelwirkung«, sagte St. Clair und betrachtete das Ankh-Symbol.
    De Montbard stand auf und reckte sich ausgiebig.
    »Was für eine Wirkung?«
    Der jüngere Mann hockte sich auf die Fersen.
    »Bruder Joachim, einer der Mönche aus meiner Kinderzeit, hatte eine Vorliebe für die Wissenschaftler der Antike – Archimedes und Euklid und Pythagoras. Ich weiß noch, dass er gesagt hat, man könnte die ganze Welt hochheben, wenn man nur den richtigen Hebel hat. Er hat von den Gesetzen von Kraft und Energie erzählt und gesagt, dass man alles bewegen kann, wenn man es nur richtig macht. Wenn wir uns Knie an Knie hinhocken, gleichzeitig ziehen und dazu die Beinmuskeln benutzen statt der Arme, geht es vielleicht besser.«
    »Versuchen wir es.« De Montbard ging unverzüglich in Position, und beide Männer griffen zwischen ihre Füße, um den Griff zu fassen.
    »Mir fällt gerade etwas ein, etwas, was du gesagt hast, als wir das letzte Mal hier unten waren.«
    De Montbard zog die Augenbraue hoch. »Und was?«
    »Es ging darum, dass alles vorbei ist, wenn wir den Schatz finden. Das stimmt aber nicht, oder? Den Schatz zu finden, wird nur ein Anfang sein.«
    De Montbard legte den Kopf zur Seite, und auf seinen Lippen regte sich ein Lächeln.
    »Der Anfang wovon, Stephen?«
    St. Clair schüttelte den Kopf.
    »Der Anfang dessen, was als Nächstes kommt. Ich weiß nicht, was das ist, und ich möchte auch nicht darüber spekulieren, aber ich zweifle nicht daran, dass etwas Unausweichliches kommt. Ich bin nicht mehr als ein einfacher

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