Der Schatz des Blutes
Mönchskrieger, aber ich bin nicht dumm. All diese Krüge enthalten doch irgendetwas , André. Was immer es ist, es muss von großem Wert und großer Bedeutung sein, wenn man es vor tausend Jahren so sorgfältig versteckt hat. Ein ganzes Jahrtausend – fünfzig Generationen von Vätern und Söhnen. Während dieser ganzen Zeit hat unser Orden davon geträumt, diesen Ort und das, was sich hier verbirgt, zu finden. Ein solcher Zeitraum ist bedeutungslos für gewöhnliche Sterbliche. Wir können uns ja kaum an unsere Großväter erinnern – zehn Generationen sind etwas Unvorstellbares, von fünfzig ganz zu schweigen.«
Er sah de Montbard an, als suchte er Bestätigung.
»Und jetzt sieht es so aus, als stünden wir kurz davor, diesen Schatz nach all dieser Zeit wieder freizulegen. Wir haben ihn freigelegt. Was immer es ist, Bruder, was dieser Schatz auch immer enthält, ich hoffe, du wirst mich nicht beleidigen, indem du mir sagst, dass er ein Geheimnis bleiben wird. Denn selbst ich kann sehen, dass er dazu viel zu wichtig ist. Und dann frage ich mich, was aus dem Orden der Wiedergeburt in Sion wird. Wird er geheim bleiben wie zuvor, oder wird auch er sich ans Tageslicht begeben und aller Welt zeigen, was wir gefunden haben?«
De Montbard hob abwehrend die Hände.
»Ich habe keine Ahnung, das schwöre ich, Stephen. Diese Dinge kann ich weder beeinflussen noch deuten. Eines kann ich dir allerdings versprechen: Egal was wir hier finden, heute, morgen oder irgendwann, muss sorgfältig katalogisiert werden, bevor ein einziges Wort über unseren Fund diese Tunnel verlassen darf. Je nachdem, was wir hier finden, kann allein das Monate oder sogar Jahre dauern. Aber es ist zwingend notwendig. Wir müssen unsere Funde bis ins letzte Detail zu Protokoll bringen.«
Er grinste erneut. Seine Zähne glänzten, und seine Gesichtszüge schienen im flackernden Fackelschein zu verschwimmen.
»Doch es ist genauso möglich, dass wir nicht mehr als diese Krüge finden. Also, was sagst du? Sollen wir die Idee mit dem Hebel ausprobieren?«
Er wartete St. Clairs zustimmendes Nicken ab, dann ächzte er: »Nun gut. Bist du bereit? Eins … und zwei … und drei !«
Sie richteten sich langsam und gleichzeitig auf und sahen einander dabei in die Augen. Ihre Beinmuskeln zitterten vor Anstrengung, und langsam, so allmählich, dass es kaum mehr war als ein vages Gefühl, gab der Ankh-Schlüssel zwischen ihnen beinahe unmerklich nach. Einen Moment später spürten sie eine weitere Verlagerung, winzig, aber unmissverständlich.
»Noch einmal«, keuchte St. Clair mit vor Anstrengung hochrotem Gesicht. »Jetzt!«
Doch diesmal geschah nichts, und es war Montbard, der das Zeichen gab, eine kurze Rast einzulegen. Sie hatten dem Stein eine winzige Bewegung abgerungen, die Bestätigung, dass er beweglich war. Also erholten sie sich erst ein wenig, bevor sie es noch einmal versuchten. Kurz darauf begaben sie sich ohne jedes weitere Wort erneut in Position und richteten sich gemeinsam auf, um mit der vereinten Kraft ihrer Beinmuskeln gegen die Kräfte anzustemmen, die den Ankh festhielten. Und plötzlich gab es einen Ruck.
Der Querarm, an dem sie zogen, hob sich ohne Vorwarnung etwa fünfzehn Zentimeter an und verharrte dann. Der Ruck wurde von einem leisen Klopfgeräusch begleitet, das seltsam hohl klang und dem ein gedämpftes Geräusch wie von Mühlsteinen folgte, das seinen Ursprung direkt unter ihren Füßen zu haben schien. Noch während St. Clair es hörte, registrierte sein Verstand, was mit dem Ankh passiert war.
»Senkrecht nach oben«, schnaufte de Montbard. »Er hat sich senkrecht nach oben bewegt.«
Genau das hatte St. Clair auch gerade gedacht, denn er hatte damit gerechnet, dass sich der Ankh wie ein Hebel aus seiner Nische heben würde, indem er sich auf dem unteren Arm drehte. Stattdessen hatte sich der Querarm gelöst und war ihnen senkrecht entgegengekommen, sodass darunter eine Stange sichtbar wurde, die wiederum darunter im Boden verschwand.
»Was war das für ein Geräusch? Es hat sich so angehört, als wäre etwas abgebrochen und in die Tiefe gefallen.«
»Das dachte ich auch, aber es wird sich nicht so leicht herausfinden lassen. Dieser Griff scheint sich nicht weiter bewegen zu lassen.« Bei diesen Worten drückte Montbard gegen den Griff, der jedoch keinen Millimeter nachgab. St. Clair stieß ein frustriertes Geräusch aus und erhob sich, um zu dem anderen Ankh-Symbol aufzublicken, das in die Vorderseite des Altars
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