Der Schatz des Blutes
er gleichzeitig den Löwenanteil des Schatzes für sich selbst abzweigte.
Er brauchte lediglich die Mönchsritter zu einer Audienz beim Patriarchen rufen zu lassen, wo er sie denunzieren und festnehmen ließ, während sich Gregorio einen Überblick über ihre Ausgrabungen verschaffte, bevor der König selbst eine solche Untersuchung durchführte. Gregorio war durchtrieben genug, um das zuwege zu bringen, wenn ihm eine ordentliche Bezahlung winkte – wie viel, darüber würden sie verhandeln müssen. Aber Odo war bereit, sich von der Hälfte des Schatzes zu trennen, vorausgesetzt Gregorio lebte lange genug, um sich seine Belohnung abzuholen.
Als er sich wieder umwandte, blickte der Spitzel unverändert geduldig zu ihm auf. Sie waren allein, alle anderen waren im Palast verschwunden.
»Komm mit mir. Ich muss mich umziehen. Dabei können wir uns unterhalten. Komm.«
Als sie in seinen Gemächern allein waren, begann Odo, seine zeremoniellen Gewänder abzulegen.
»Wer ist dieser Sergeant, den du bezahlst?«
Der Spitzel rümpfte die Nase.
»Sein Name ist Giacomo Versace. Er ist einer meiner besten Männer. Ich habe ihn schon vor langer Zeit bei den Laienbrüdem eingeschmuggelt, als wir mit der Suche nach Beweisen gegen die Mönche begonnen haben. Sie vertrauen ihm. Er war es, der den Ritter St. Clair, den sie Bruder Stephen nennen, nach seiner … Entführung gefunden hat.«
»Können wir ihm trauen?«
»Ich vertraue ihm, aber das ist wahrscheinlich in Euren Augen keine besonders gute Empfehlung. Wenn Ihr allerdings damit meint, ob wir glauben können, was er sagt – ja, das können wir. Ich sagte doch, dass ihm die Mönche vertrauen, und er hat das Talent, sich unsichtbar zu machen. Er arbeitet stets unbemerkt mitten unter den Mönchen, und er hört sehr gut zu. Die beiden Mönche, deren Unterhaltung er mit angehört hat, waren St. Agnan und Gondemare. Versace saß zufällig im Stall zwischen den Heuballen, als die beiden hereinkamen und sich allein wähnten. Er hat gehört, wie sie von Kisten voller Gold und Edelsteinen gesprochen haben, die tausend Jahre lang in den Tunneln unter dem Berg gelegen haben. Sie sprachen davon, sie vielleicht dazu zu benutzen, Waffen und Pferde anzuschaffen. Versace hat genau zugehört und in seinem Versteck gewartet, bis sie fort waren. Dann ist er direkt zu mir gekommen.«
»Hast du ihn entlohnt?«
»Ja, mit dem, was ich zur Hand hatte. Es war nicht viel, aber für einen Krug Wein dürfte es reichen. Ich kenne den Mann gut und habe ihm gesagt, dass ich ihn später besser bezahlen würde.«
»Ich möchte, dass du ihn mir einmal zeigst. Ich gehe davon aus, dass er nicht weiß, dass du für mich arbeitest?«
»Warum sollte er? Er arbeitet für mich, und ich sorge dafür, dass er gut bezahlt wird. Das ist alles, was ihn interessiert.«
»Ausgezeichnet. Also, diese beiden Mönche, wie, sagtest du, lauten ihre Namen?«
»Archibald St. Agnan und Gondemare. Er hat nur den einen Namen.«
»Schreib sie für mich auf. Dort auf dem Tisch findest du Feder und Tinte.«
Der Spitzel schrieb die beiden Namen auf, während sich Odo fertig ankleidete und eine schlichte, braune Robe überzog, die unauffällig war und es ihm ermöglichte, sich unerkannt auf der Straße zu bewegen. Er griff nach der Notiz, las die Namen noch einmal, dann faltete er sie zusammen und legte sie unter das Tintenfass.
»Ich möchte, dass du dich noch einmal mit diesem Versace unterhältst. Befrage ihn diesmal ganz genau und finde jedes Wort, jedes Detail über diese Tunnel unter dem Tempel heraus. Wie gelangen sie in diese Tunnel? Das ist sehr wichtig. Achte darauf, dass der Mann nicht zu argwöhnisch wird. Normalerweise würde ich dir nie in deine Arbeit hineinreden, aber es ist besser, wenn du nur beiläufige Neugier vorgibst.«
»Nun, wir wissen doch, wie sie in die Tunnel gelangen, oder nicht? Durch den Schacht, den sie vor Jahren angelegt haben.«
Odo rümpfte die Nase.
»Möglich. Sie haben zwar gesagt, sie wollten Mönchszellen in den Felsen graben, aber ich wette, sie haben tiefer gegraben, als irgendjemand vermutet hat. Wir werden es ja sehen. Bis dahin sorge dafür, dass wir wirklich alles erfahren, was dieser Versace weiß. Komm in drei Tagen wieder, dann gebe ich dir endgültige Anweisungen. Bis dahin verspreche ich dir Folgendes: Wenn alles gut geht, werden wir beide uns einen großen Teil dieses Schatzes teilen. Ich werde die Brüder zu einer Audienz einladen und sie im Beisein des Patriarchen
Weitere Kostenlose Bücher