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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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er und nickte erneut, diesmal nachdrücklicher. »Ja! Das ist es. Wir haben es. Wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben.«
    Hugh de Payens schnappte hörbar nach Luft, und St. Omer versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf die Schulter, während sein faltiges, graubärtiges Gesicht ein breites Grinsen erhellte. Die anderen Männer sahen einander verblüfft und verständnislos an.
    De Montbard war aufgestanden und trat an den Tisch in der Mitte des Zimmers, wo seine Dokumente ausgebreitet lagen. Er blätterte sie durch und wählte eines aus, das er an den Tisch mit der Pergamentrolle trug. Erst jetzt bemerkte er die Mienen der anderen. Zögernd blickte er von Mann zu Mann, dann setzte er sich auf die Tischkante, und sein Lächeln verbreiterte sich zu einem reumütigen Grinsen.
    »Ich kann sehen, dass keiner von euch wirklich weiß, was hier geschehen ist. Also lasst es mich so erklären, dass es verständlich ist.«
    Er hielt inne, während die Blicke der anderen an seinen Lippen hingen. Schließlich wies er auf die Krüge in den Ecken des Raumes.
    »Was ihr gefunden habt, meine Freunde, in diesen Krügen und in denen, die noch unten sind, ist die Wiedergeburt in Sion. Mit dieser Entdeckung wird der Orden der Wiedergeburt in Sion wiedergeboren . Diese Pergamente enthalten den unwiderruflichen Beweis für alles, was unsere Vorfahren geglaubt haben und wonach sie seit über tausend Jahren gesucht haben. Euch gebühren die Ehre und der Ruhm, es gefunden zu haben.«
    Er lächelte jetzt nicht mehr.
    »Wir – ihr – habt die Bundeslade gefunden, die kostbarste und sagenumwobenste Reliquie der Antike. Wie ihr wisst, haben wir sie nicht angerührt, und bis jetzt weiß keiner von uns, was sie enthält. Doch schon ihre bloße Entdeckung ist von enormer Bedeutung, auch wenn sie nicht mehr zu sein scheint als eine reich verzierte Holztruhe, vielleicht eine leere Holztruhe, die mit einer Goldschicht überzogen ist. Man sagt uns, dass sie gezimmert wurde, um die Steintafeln aufzunehmen, die Moses vom Berg Sinai mitgebracht hat – die Zehn Gebote, den Beweis für Gottes Bund mit den Menschen. Keiner von uns würde es jedoch wagen, sie zu berühren, um nachzusehen, was sie enthält. Daher können wir ihren Wert nicht in Begriffen festlegen, die gewöhnliche Sterbliche verstehen würden. Aber zweifelt einer von uns an ihrem Ursprung?«
    Er wies erneut mit der Hand auf die Krüge.
    »Wir haben ebenso diese Krüge gefunden, versiegelte Krüge voller antiker, brüchiger Pergamentrollen. Ihr sagt zwar nichts, aber ich weiß, dass viele von euch enttäuscht sein müssen, weil sich der Schatz, nach dem ihr so mühselig gesucht habt, als so substanzlos erweist. Womöglich hält ihn der eine oder andere sogar für wertlos, eine armselige Belohnung für so viel Hingabe. Aber ich verspreche euch, Brüder – wäre jeder dieser Krüge voller kostbarer Edelsteine gewesen, hätten sie dennoch nicht annähernd den Wert dessen, war wir wirklich gefunden haben. Das hier« – er hielt das Dokument in seiner Hand hoch und wies damit auf die Schriftrollen auf dem Tisch in seinem Rücken – »und diese Schriften sind der Schlüssel zu den Krügen.«
    Er wies noch einmal auf die Tongefäße.
    »Ich bin kein großer Gelehrter, aber ich habe viel Zeit in der Gesellschaft anderer verbracht, die es sind und die ihr Leben mit dem Studium unserer Ordensüberlieferungen verbracht haben. So konnte ich immerhin genug lernen, um imstande zu sein, unsere Funde als die Originaldokumente der so genannten Urgemeinde zu identifizieren – der Ur kirche , wenn man so will, die in dieser Stadt von Jesus und seinen Anhängern gegründet wurde.«
    Er ließ diese Worte sacken, bevor er fortfuhr.
    »Gewiss erinnert ihr euch alle noch an euer Erschrecken, als ihr nach eurer Ordensweihe erfahren habt, dass in der christlichen Kirche nicht alles so ist, wie es sein sollte. Dies zu akzeptieren, ist schwierig. Vor allem, wenn man wie ihr und ich aus guten Christenfamilien stammt und plötzlich das Gefühl hat, zur Häresie verleitet zu werden. Doch genau wie euch konnten mich meine Lehrer und der Orden überzeugen. Ich habe akzeptiert, dass Simon Petrus nicht der erste Kirchenführer war; er war nicht der erste Papst, wie uns die Kirche glauben machen möchte. Diese Ehre gebührte Jakobus, dem Bruder Jesu, den seine Anhänger Jakobus den Gerechten nannten. Doch die Kirche lehrt uns ebenfalls, dass Jesus keine Brüder hatte – wie sollte er, wenn er von einer Jungfrau

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