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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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mir, wenn ich euch sage, dass ihr es gehört habt. Ihr habt das Gehörte nur noch nicht eingeordnet. Ich versuche, euch jetzt so weit wie möglich zum Licht zu führen … schließlich sehe ich es ja selbst nur verschwommen. Denkt doch einmal nach. Die Kirche sagt uns, Jesus hätte sich selbst als ›den Weg‹ bezeichnet und anderen gesagt: ›Das Königreich des Himmels liegt in euch‹. Er hat sie aufgefordert, ihm zu folgen, um sich von ihm den Weg weisen zu lassen, doch wir glauben, dass er das nicht als Sohn Gottes gesagt hat … Er hat es als Essener gesagt, weil es Teil seines Lebens war. Und die anderen Essener in seiner Gemeinschaft haben ähnliche Dinge gesagt, weil sie glaubten, dass jeder Mensch Gott in sich trägt und man Gott nur finden kann, wenn man in sich selbst sucht. Wenn ihr darüber nachdenkt, was das bedeutet, begreift ihr, dass es heißt, dass jeder in seinen eigenen Gedanken und Gebeten mit Gott sprechen kann. Und wenn man das kann, wozu braucht man dann noch Priester? Denkt einmal darüber nach, was das für unsere Kirchenväter bedeutet. Wenn jeder selbst mit Gott sprechen und zu ihm beten kann, wozu braucht er dann Priester oder eine Kirche – ganz gleich, welche Kirche?«
    An diesem Punkt verstummte er, um St. Omer und Montdidier zu beobachten. Sein Lächeln wurde immer breiter, als er die Überzeugung in ihren Augen dämmern sah.
    »Ihr seht es also? Wo eines Tages die Macht unseres Ordens liegen wird? Eines Tages wird unsere Überlieferung – das Wissen, das wir in unserem Besitz haben – die unumstößliche Wahrheit aufzeigen, dass Menschen im Interesse ihrer eigenen weltlichen Macht Gottes Pakt mit der Menschheit missbraucht und die Welt in Gefahr gebracht haben. Es wird geschehen, das verspreche ich euch, daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Wann?«, fragte Montdidier drängend, doch Hugh konnte nur mit den Achseln zucken und erneut den Kopf schütteln.
    »Das weiß ich nicht. Wir können nichts tun, um jetzt schon zu einer Lösung zu kommen, denn wir haben keine unumstößlichen Beweise für das, was wir wissen. Und solche Beweise werden nötig sein. Jeder korrupte Priester und Bischof auf der ganzen Welt wird lauthals und wütend danach verlangen, sobald wir unsere Zurückhaltung aufgeben und offen sprechen. Doch wir haben unsere Überlieferung, und diese weist uns an, eines Tages nach Jerusalem zurückzukehren, wo wir den Dokumentenschatz finden und wieder an uns bringen werden, den unsere Vorväter dort vor langer Zeit zurückgelassen haben – die Gründerväter der heutigen befreundeten Familien. Diese Dokumente – die niedergeschriebene Geschichte der Gemeinschaft von Jerusalem, zu der auch der Mensch Jesus und sein Bruder Jakobus gehört haben – beschreiben die wahren Anfänge dessen, was dann zur christlichen Kirche wurde, obwohl Jesus und seine Begleiter es schlicht ›Der Weg‹ genannt haben … ein Leben im Geiste, das man jederzeit im Auge Gottes lebt, gestärkt durch das Wissen um den Pakt zwischen Ihm und den Menschen, die Ihn verehren. Auch daran glaube ich fest.«
    »Gibt es eine Schatzkarte?«
    Hugh wandte sich St. Omer zu und lächelte über seine Frage.
    »Eine Karte?« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, Goff. Es ist gut möglich. Ich weiß auch nicht viel mehr als ihr, und ich habe die großen Mysterien noch gar nicht erwähnt. Alles, was ich euch bis jetzt erzählt habe, ist allgemein bekannt. Ich habe einfach nur mehr Geduld als ihr damit gehabt, die Dinge herauszufinden und zusammenzusetzen.«
    »Wann werden wir dann gehen? Glaubst du, dass wir gehen werden?«
    Hugh winkte achselzuckend ab.
    »Ich glaube, dass es eines Tages jemand tun wird. Es ist gut möglich, dass wir drei dann längst tot sind, aber ich glaube, dass irgendjemand gehen und den Schatz finden wird. Und wenn das geschehen ist, wird die Welt Erlösung finden – zumindest aus den Krallen der Kirchenmänner.«
    »Und wenn wir die Möglichkeit bekämen? Angenommen, wir bekämen die Gelegenheit – loszusegeln und nach dem Schatz zu suchen … würdest du es tun?«
    »Hast du deshalb nach einer Karte gefragt?«
    »Natürlich. Würdest du es tun?«
    »Selbstverständlich. Bevor die Person, die mich fragt, zu Ende gesprochen hätte. Hältst du mich für so verrückt, dass ich nicht gehen würde?«
    Payn Montdidier machte die zwei Schritte, die ihn von Hugh trennten, und schlang ihm den Arm um die Schulter, während er Godfrey St. Omer die freie Hand entgegenhielt und

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