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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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inne, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Meine Kraft hat für vier Jahre gereicht. Sie hat allmählich abgenommen, bis ich eines Tages krank geworden bin. Als ich eines Abends zu schwach war, um aufzustehen und mich an mein Ruder ketten zu lassen, haben sie beschlossen, dass ich am Ende war. Sie haben mich an Händen und Füßen hochgehoben und über Bord geworfen.«
    Er beachtete die schockierten Reaktionen seiner beiden Zuhörer nicht, denn seine Aufmerksamkeit war auf etwas gerichtet, das nur er sehen konnte.
    »Normalerweise wäre das mein Ende gewesen. Doch wie ihr sehen könnt, war es das nicht.« Godfrey hatte nie verstanden, warum sie ihn in Ketten über Bord geworfen hatten, denn das war nicht üblich. Dutzende von Malen hatte er mit angesehen, wie ein Mann an seinem Ruder starb, man ihm die Fußeisen abschlug, damit ein anderer Sklave seinen Platz am Ruder einnehmen konnte, dann die Handeisen, weil das rostige Eisen mehr wert war als der Tote, und erst danach warf man den Mann ins Meer.
    »Bei mir war es anders. Ich weiß nicht, warum … Vielleicht, weil ich nicht an die Bank gekettet war und sie deshalb meine Fußeisen nicht abschlagen mussten … Oder es war ihnen einfach egal, oder es ist ihnen nicht aufgefallen, jedenfalls haben sie mich mitsamt der Ketten über Bord geworfen, und das hat mir wider alle Logik das Leben gerettet.«
    Jetzt wurde sein Blick wieder scharf, und er sah seine Zuhörer an, um sie noch mehr in seine Geschichte hineinzuziehen.
    »Es war ja dunkel, deshalb war keinem von ihnen aufgefallen, dass ein Baumstamm neben dem Schiff im Wasser trieb. Ich muss genau darauf gelandet sein und das Bewusstsein verloren haben. Aber irgendwie – das wurde mir erst später klar, als ich Zeit hatte, darüber nachzudenken – haben sich die Ketten an einem Aststumpf verhakt. Durch mein Körpergewicht muss sich der Stamm gedreht haben, denn als ich aufgewacht bin, lag ich quer darüber. Auf der einen Seite hing mein Handgelenk unter Wasser fest, auf der anderen schwammen meine Beine, aber mein Kopf war über Wasser …«
    »Und dann?«
    Arlo hatte sich mit neugierigem Gesicht vorgebeugt, und Hugh begriff, dass er keine Ahnung hatte, wie lange sie schon wortlos dasaßen. Vor seinem inneren Auge sah er St. Omer auf seinem Baumstamm hängen.
    St. Omer stöhnte erneut, und sein Körper bewegte sich, als räkelte er sich unter der Bettdecke.
    »Ich weiß noch, welche Schmerzen ich beim Aufwachen hatte. Mein Arm war völlig verdreht und fühlte sich an, als wäre er kurz vor dem Brechen, sodass ich vor Schmerzen geschrien habe, als ich wieder bei Bewusstsein war. Und dann habe ich angefangen, mich zu winden. Das war ein Fehler, denn damit habe ich den Stamm wieder aus dem Gleichgewicht gebracht, und er ist ins Trudeln geraten.«
    Fast wäre er ertrunken, doch irgendwie war es ihm gelungen, die Ketten um den Stamm zu schlingen und ihn zurückzudrehen. Dann hatte er die Wurzeln entdeckt. Es war ein alter Baum, kein zugeschnittener Stamm, und er hatte sich daran entlanggehangelt, bis er ein Stück der Kette um die Wurzeln schlingen und sich mit dem Kopf über Wasser treiben lassen konnte.
    Danach hatte er einen ganzen Tag im Wasser getrieben.
    »Ich konnte spüren, wie das Salz eine Kruste auf meiner Haut gebildet hat, und habe Höllenqualen gelitten, während ich gegen die Versuchung angekämpft habe, Salzwasser zu trinken. Ich schwöre, dass es auf Gottes Erden keine schlimmere Folter gibt als Durst. Im Wasser Durst zu haben, ist jedoch der Gipfel aller Qualen. Ich wusste, dass ich es früher oder später tun würde – das Salzwasser trinken, meine ich –, aber ich habe lange, lange dagegen angekämpft, und ich muss dabei ohnmächtig geworden sein.«
    Er war plötzlich aufgewacht, weil sein Kopf unter Wasser geraten war, und in Panik geraten. Doch kaum hatte er angefangen, um sich zu schlagen, als er jemanden rufen hörte und Hände spürte, die ihn an Händen, Armen und Haaren aus dem Wasser zerrten.
    »Und da, meine Freunde, habe ich wirklich angefangen, an Wunder zu glauben.«
    Er war von einem Fischerboot aus Malta gerettet worden.
    Sein Baum war mit derselben Strömung auf eine Insel zugetrieben, mit der sich auch die Fischer hatten treiben lassen. Sie hatten ihre Netze auf der anderen Seite des Bootes ausgeworfen und ihn erst bemerkt, als ihr Boot gegen den Baum stieß.
    Sie hatten ihn gepflegt, bis er kräftig genug war, um zu arbeiten. Dann hatten sie ihn einen Monat lang für sich arbeiten

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