Der Schatz des Blutes
gesorgt, dass seine Gäste dort Unterkunft und Verpflegung fanden. Nun waren alle Vorbereitungen zu seiner Zufriedenheit getroffen.
Seine Freunde allerdings ließen sich mit ihrer Ankunft viel zu viel Zeit – jetzt, da seine selbst gewählte Einsamkeit vorüber war und ihm klar wurde, wie wichtig sie ihm waren. Neben Arlo zählten sie zu den wenigen Männern, deren Ansehen nach den Grausamkeiten bei der Eroberung Jerusalems unbefleckt geblieben war. Mit Ausnahme Gondemares kannte er sie alle schon viel zu lange und viel zu gut, um zu glauben, dass sie etwas mit den Schrecknissen zu tun haben könnten, die ihn so verstört hatten. Und nach allem, was er von Gondemare gehört hatte, nahm er auch von ihm nur das Beste an.
Daher enttäuschte es ihn, dass er am verabredeten Tag auf ihre Ankunft warten musste – doch dann kamen sie. Das erste Paar ritt Seite an Seite aus einer Staubwolke hervor, die von der Ankunft einer großen Karawane aufgewirbelt wurde, mindestens hundert Kamele, die mit Waren aus anderen Ländern beladen waren. Trotz der auf hundert Meilen Wüstenstraße angesammelten Staubschichten und Schweißfurchen waren die vertrauten Gestalten Archibald St. Agnans, eines tapferen Kriegers und liebenswerten Kameraden, und Payn Montdidiers, den Hugh seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hatte, unverkennbar.
Sie zeigten sich erfreut, von Hugh, Godfrey, Arlo und Godfreys neuem Leibdiener Jubal in der Nähe von Ibrahim Farraqs Karawanserei erwartet zu werden – die den Wirt auf den gigantischen Durst ihrer eintreffenden Gäste vorbereitet hatten.
Wo Gondemare, der aus der Gegend von Bethlehem kam, und Roland de Rossal, den Arlo in Jericho gefunden hatte, ankommen würden, wussten sie jedoch nicht. Schließlich schlug Arlo vor, die beiden am Südosttor zu erwarten, da die Straße, die darauf zuführte, breiter und bevölkerter und daher sicherer war als jede andere. Nachdem sie ihren Durst mit dem ortstypischen bitteren Bier gestillt hatten, sattelten sie ihre Pferde und ritten außerhalb der Stadtmauern südwärts zu einer kleinen Anhöhe, von der aus sie jeden Reisenden sehen konnten, der sich näherte und in Sichtweite der schützenden Stadtmauern Jerusalems kam.
Doch das Tageslicht ging in die Abenddämmerung über, ohne dass sich jemand dem Südosttor genähert hätte. Inzwischen beklagten sich die beiden Neuankömmlinge, wenn auch gutmütig, über die Unbilden, denen sie sich ausgesetzt sahen. Sie hätten eine lange, anstrengende Reise hinter sich, sagten sie, und statt sie essen und rasten zu lassen, hatte man sie aufgefordert, Starkbier zu trinken und dann stundenlang in der heißen Sonne zu sitzen und auf Männer zu warten, die fest entschlossen zu sein schienen, nicht aufzutauchen.
Dem war kaum etwas entgegenzusetzen, doch gerade, als de Payens etwas sagen wollte, sah er aus dem Augenwinkel, wie sich Arlo plötzlich anspannte und sich im Sattel aufrichtete, während er instinktiv seinen Speer hob.
»Was?«, fuhr er ihn unerwartet gereizt an.
Arlo gab keine Antwort. Er beugte sich bis fast zu den Pferdeohren vor und blickte gebannt zum Horizont, an dem es langsam dunkel wurde.
»Verflucht, bist du taub? Was ist los, Arlo? Was siehst du da?«
»Grundgütiger. Sieh nach rechts zu den Felsen im Schatten des Berges.«
De Payens blinzelte in die violetten Schatten der Abenddämmerung und fing den Hauch einer Bewegung auf. Es waren Menschen, die sich bewegten, und als sich seine Augen jetzt an das veränderte Licht gewöhnten, sah er, was Arlo so in Alarm versetzt hatte: eine Gruppe von Menschen, die zu Fuß zwar nicht um ihr Leben liefen, sich aber doch so schnell bewegten, wie sie konnten. Ihre staubige Kleidung ließ sie aus der Entfernung inmitten des Sandes beinahe unsichtbar werden, doch Hugh hatte den Eindruck, dass sie von Reitern gejagt wurden. Doch dann begriff er, dass sie in Wirklichkeit von den Reitern geschützt wurden, die sie von hinten antrieben und eine bewegliche Schutzwand zwischen ihnen und ihren Verfolgern bildeten – die Hugh zwar nicht sehen konnte, an deren Existenz er jedoch nicht zweifelte.
»Pilger«, knurrte er, »und sieben Reiter. Könnten das unsere Freunde sein, die zu siebt gekommen sind anstatt zu dritt?«
St. Omer antwortete hinter ihm: »Möglich. Vielleicht haben sie ein paar Mitreisende aufgelesen. Rossal kann ich sogar von hier aus erkennen, also müssen zwei seiner Begleiter Gondemare und Bissot sein. Wer weiß, wer die anderen sind. Aber warum
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