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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Ritter aus Caesarea konnte gar nicht glauben, wie nahe sich die Briganten an die Stadtmauern herangewagt hatten. Doch er war erst seit zwei Jahren in Outremer, und er war bis jetzt noch nicht einmal in der Nähe von Jerusalem gewesen. Dieser junge Heißsporn – de Payens erfuhr nur seinen Vornamen, Anthony – war in seinem jugendlichen Eifer völlig entsetzt, dass hier mitten im Herzen des Königreichs eine so lasche Disziplin herrschte, dass sich der tollkühne Feind nichts dabei dachte, sich direkt vor den Stadtmauern seine Opfer zu suchen. De Payens und die anderen lauschten seiner Entrüstung, und hin und wieder zuckten ihre Lippen, doch keiner von ihnen wollte derjenige sein, der dem jungen Ritter seine Illusionen raubte und ihm erzählte, wie es wirklich um die Stadt stand.
    Den Rest des Abends – von dem nicht mehr viel übrig war, als sich die sieben Brüder erst einmal in Ibrahim Farraqs Herberge einquartiert hatten – verbrachten sie damit, ihr Wiedersehen zu feiern.
    Schließlich vereinbarten sie, sich am folgenden Tag zusammenzufinden, um zunächst die lange nicht mehr geübten Riten des Ordens einzustudieren und dann am späten Nachmittag die Riten selbst zu zelebrieren – ihres Wissens nach zum ersten Mal im Heiligen Land. Dann schickte de Payens sie alle zu Bett, denn von einer durchgeschlafenen Nacht würden sie mehr haben als von Geplauder bis in die Morgenstunden.
    Sie folgten der Anordnung ohne Widerrede, und er ging ebenfalls zu Bett. Zunächst erstaunt, dann wütend musste er jedoch feststellen, dass er nicht schlafen konnte. Er lag bis tief in die Nacht hinein wach, und sein Verstand kochte über vor Ideen. Kurz vor der Dämmerung nickte er schließlich ein, und als man ihn kurz darauf weckte, hatte er das Gefühl, kein Auge zugetan zu haben.
6
    D
    EN FOLGENDEN VORMITTAG verbrachten die sieben Brüder des Ordens der Wiedergeburt damit, die Rituale zu proben, die im Zentrum der späteren Feierlichkeiten stehen sollten.
    Sie schotteten einen der fensterlosen Innenräume im Herzen der Karawanserei ab, indem sie an seiner Vorder- und Rückseite Wachen postierten. Dann bemühten sie sich, dem Raum größtmögliche Ähnlichkeit mit den rituellen Logen des Ordens der Wiedergeburt zu verleihen. Als sie die Truhe mit den Insignien öffneten, die Graf Hugh nach Outremer geschickt hatte, stellten sie fest, dass diese eine Anzahl großer rechteckiger Tücher in Schwarz und Weiß enthielten, die sie im Zimmer verteilten. Zwar war es nicht ganz der Schachbrettfußboden der nüchternen Tempel ihrer Heimat. Doch alles andere war, wie es sein sollte, entweder tiefschwarz oder leuchtend weiß. Nach Abschluss der Vorbereitungen zogen sie sich in ihre eigenen Quartiere zurück, um sich auf das Ritual des Nachmittags vorzubereiten.
    Die Zeremonie selbst hätte nicht besser verlaufen können. De Payens leitete sie, jeder der anderen Ritter spielte eine Schlüsselrolle, und als es vorüber war, hatten sie das Gefühl, etwas Beachtliches vollbracht zu haben.
    Da sie sich das Gefühl der geteilten Freude erhalten wollten, speisten die Ritter an diesem Abend erneut gemeinsam in der Herberge. Sie benutzten den Raum, der ihnen zuvor als Tempel gedient hatte. Nach ihrem köstlichen Mahl plauderten sie noch eine Weile, und das Gespräch kam erneut auf die Straßenräuber. Sie spekulierten über die wahren Gründe für König Baldwins nach außen hin unentschuldbares und eigennütziges Verhalten, und dann ging das Gespräch auf das ebenso allgegenwärtige Thema der Käuflichkeit der Kirche – oder zumindest ihrer Stellvertreter – über. Als sie ihrer Entrüstung hinreichend Luft gemacht hatten, beschloss de Payens, dass der Zeitpunkt für das wichtigste Thema gekommen war, das er mit ihnen besprechen wollte: die merkwürdigen Anweisungen des Rates, die ihm Gaspard de Fermond aus Amiens überbracht hatte. Er wiederholte die Anweisungen wörtlich, kommentierte sie jedoch nicht, sondern fragte seine Begleiter lediglich nach ihrer Meinung.
    Er hatte keine Bedenken, als er sie an diesem Abend bat, offen und direkt zu sprechen, denn der große Raum, in dem sie versammelt waren, hatte jetzt keine Ähnlichkeit mehr mit einem Tempel. Alle Spuren des Rituals war längst wieder beseitigt, und die Ordensinsignien waren sorgfältig in ihrer Truhe verstaut. Der Raum hatte nur zwei Eingänge, von denen einer in die Küche führte, und beide waren gegen Eindringlinge oder Lauscher bewacht. Abgesehen davon wusste de Payens, dass

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