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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Ibrahim niemanden in die Nähe seiner Gäste lassen würde. Arlo stand am Haupteingang Wache, und Jubal war vor der Tür postiert, die in die Küche führte.
    Zunächst reagierten die fünf Neuankömmlinge mit ungläubiger Wut, als sie die Order aus Frankreich hörten, denn auch ihnen wurde die Unmöglichkeit dieser Forderung auf der Stelle klar. De Payens vermied es bewusst, sich seinen Standpunkt anmerken zu lassen, und beobachtete nur, wie sie ihrem Unmut Luft machten. Am Ende hatte er fünf Versionen derselben Meinung gehört: Die Anordnung aus der Heimat war eine Narrheit, die nicht ausgeführt werden konnte, ohne Verrat an der unablässlichen Geheimhaltung des Ordens zu begehen. Die Bedeutung des verborgenen Schatzes verblasste neben der einen Tatsache, die ihnen allen fraglos klar war: dass sie, wenn sie der Order folgten, die Aufmerksamkeit von Kirche und Staat erregen und die Anonymität des Ordens gefährden würden. Nur ein Narr, der Jerusalem noch nie gesehen hatte und nicht wusste, wie weithin sichtbar der Tempel war, konnte sich eine derart gedankenlose Anweisung einfallen lassen.
    Erst als ihre rechtschaffene Wut zu verebben begann, hob de Payens die Hand. Die anderen verstummten sofort, und sechs Augenpaare richteten sich auf ihn. Er sah seine Männer nacheinander an und nickte schließlich, als wollte er sich selbst bestätigen, dass er das Richtige getan hatte. Dann begann er langsam, beinahe stockend zu sprechen, und sein Blick wanderte dabei von Auge zu Auge.
    »Ich habe einen Plan, meine Freunde, und ich bitte euch, ihn euch anzuhören. Ich bin erst letzte Nacht darauf gekommen, und ich muss zugeben, dass ich ihn im ersten Moment für den reinen Wahnsinn gehalten habe, für das Resultat meines übergroßen Unglaubens angesichts der Dinge, die man von uns verlangt. Doch ich habe stundenlang wach gelegen und sämtliche Argumente und Gegenargumente, die mir einfielen, gegeneinander abgewägt. Als mir schließlich vor lauter Möglichkeiten und Unmöglichkeiten fast schwindelig wurde, bin ich eingeschlafen. Ich weiß aber, dass ich nur kurz geschlafen habe, denn ich fühle mich, als hätte ich kein Auge zugetan. Doch seit ich in der Dämmerung aufgewacht bin, glaube ich, dass dieser verrückt klingende Plan, den ich mir ausgedacht habe, tatsächlich funktionieren könnte. Und je mehr ich heute darüber nachgedacht habe – sogar während unserer Tempelzeremonien –, desto mehr bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es gut vorstellbar ist … wenn auch nur, weil es so etwas noch nie gegeben hat. Wir könnten vor aller Welt unsichtbar werden.«
    An diesem Punkt hielt er inne und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, um eine Reaktion abzuwarten, doch es kam keine, und niemand sagte etwas. Ihren Gesichtern war allerdings deutlich anzusehen, dass sie alle darauf warteten, seinen Plan zu hören – und er genoss es, sie warten zu lassen. Er verkniff sich das Lächeln, das in ihm aufstieg, und trank einen Schluck aus dem Weinkelch, den einer der anderen vor ihn hingestellt hatte, während er sprach. Der Rotwein war so stark, dass er den Mund verzog. Er wischte sich mit dem Handrücken darüber, dann fuhr er fort.
    »Hier in Jerusalem stehen zwei Männer an der Spitze der Hackordnung, die in vielerlei Hinsicht Rivalen sind, sodass ich davon ausgehe, dass sie Verachtung und wahrscheinlich zugleich Abneigung füreinander empfinden, auch wenn sie sich in der Öffentlichkeit meistens einig geben. Es sind König Baldwin der Zweite und Warmund von Picquigny, der Patriarch und Erzbischof von Jerusalem. Zwei mächtige Männer, die sich ihrer jeweiligen Vormachtstellung sicher sind; der eine im Staat, der andere in der Kirche. Sie ertragen sich gegenseitig in Harmonie, weil sie keine andere Wahl haben; sie sind voneinander abhängig und arbeiten meistens zusammen. Doch es gibt ein Thema, in dem sie sich völlig uneins sind – und das ist das Banditentum, das unseren jungen Kameraden aus Caesarea gestern so entrüstet hat. Baldwin ist noch nicht lange König, doch er hat die gleiche Einstellung dazu wie sein Vorgänger, sodass der Tod des alten Königs dem Erzbischof diesbezüglich keine Erleichterung gebracht hat. Mit diesem hatte er jahrelang darüber gestritten, und unter dem neuen König sind Kirche und Monarchie einer Einigung nicht näher als bei den allerersten Gesprächen …«
    Keiner seiner Zuhörer bewegte sich; sie hingen geradezu an seinen Lippen, obwohl er bis jetzt noch nichts gesagt hatte,

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