Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
eines Trödelladens sah ich eine kleine Holzkiste für Flaschen, wie sie auf Reisen benutzt wurde. Spontan betrat ich den Laden, in dem allerhand Kunst und Krempel wild durcheinander lag. Der Verkäufer war gerade in ein Gespräch mit einem anderen Kunden vertieft und bat mich um einen Moment Geduld. Der Mann begrüßte mich freundlich und sagte:
»Bitte bedienen Sie die Lady zuerst. Ich habe Zeit und warte gerne, denn unser Geschäft wird noch eine Weile in Anspruch nehmen.« Ich dankte und fragte, ob er aus London käme. Er bestätigte dies und meinte: »Mein Akzent hat mich verraten, nicht wahr? Nun, teilweise habe ich große Schwierigkeiten, die Menschen hier zu verstehen. Ich vermute allerdings in Ihnen auch eine Landsmännin. Verzeihen Sie, wenn ich zu persönlich werde.« Er verbeugte sich und zog seinen Hut. »Mein Name ist Henry Lambrook.«
Ich lächelte und stellte mich ebenfalls vor.
»Sie haben Recht, ich bin ebenfalls in London geboren und aufgewachsen, lebe aber bereits einige Monate hier.«
Wir waren so in unsere Plauderei vertieft, dass der Verkäufer hüstelte und fragte, womit er mir dienen könne. Ich wählte das Kästchen, und er war so freundlich, es mir gleich als Geschenk zu verpacken. Während der Verkäufer das tat, fragte ich Mr. Lambrook:
»Was führt Sie in dieser Jahreszeit in den Norden? Es können doch sicher keine Ferien sein.«
»Ich hatte eine geschäftliche Angelegenheit auf einem Besitz in der Nähe zu regeln. Dann entdeckte ich aus Zufall diese Kommode hier und überlege, ob ich sie erwerben soll. Meines Erachtens stammt sie aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert.«
Beeindruckt betrachtete ich das besagte Möbel. Es handelte sich zweifelsohne um ein schönes Stück, wobei es mir aber unmöglich war, das Alter zu schätzen.
»Sie kennen sich mit Antiquitäten aus?«, fragte ich.
»Ich bin Kunsthändler und Auktionator. Manchmal arbeite ich auch im Auftrag des Britischen Museums, welches mich auf den besagten Landsitz geschickt hat. Tatsächlich habe ich dort einige sehr interessante Bilder entdeckt, die das Museum für eine Ausstellung entleihen wird.«
Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Vielleicht war er verrückt, vielleicht auch abwegig, aber ich konnte es immerhin versuchen.
»Mir gehört einige Meilen östlich von hier ein Haus. Ich habe dort etwas gefunden, worüber ich gerne eine kompetente Meinung einziehen würde. Lassen es Ihre Geschäfte zu, zu einem kurzen Besuch nach Cromdale zu kommen, Mr. Lambrook?«
Er verneigte sich galant.
»Es wäre mir eine Ehre, Mylady. Ich habe ein Pferd gemietet, wenn es Ihnen Recht ist, könnte ich Sie gleich begleiten.«
Dem Verkäufer sagte er, dass er am nächsten Tag noch mal kommen würde, und gemeinsam verließen wir das Geschäft. Wilma war bereits wieder am Wagen, so dass wir zusammen nach Cromdale fuhren. Das Mädchen beäugte den Fremden misstrauisch, stellte aber keine Fragen. Ich erklärte ihr nur, dass Mr. Lambrook uns in einer geschäftlichen Angelegenheit begleitete.
Als er später vor der Truhe mit den Münzen stand, kannte seine Begeisterung keine Grenzen. Ich zeigte ihm auch den Brief von Connell MacHardy.
»Münzen aus dem sechzehnten Jahrhundert! Hier, sehen Sie, da ist das Konterfei von Königin Elisabeth! Du meine Güte, ich hätte nie gedacht, so viele auf einmal in der Hand zu halten.«
»Mr. Lambrook, ich weiß nicht, was ich damit machen soll. Mir wäre Ihre Meinung sehr wichtig«, sagte ich.
»Ich kann natürlich keine hundertprozentige Aussage machen, Lady MacHardy, aber ich glaube, sagen zu können, dass der materielle Wert nicht sehr hoch sein wird. Es handelt sich nämlich nicht um Goldstücke, die sehr wertvoll gewesen wären. Aber wenn Sie erlauben, nehme ich einige Münzen mit und lege sie im Museum vor. Bei der Truhe handelt es sich um eine ausgezeichnete Arbeit aus dieser Zeit. Vielleicht können Sie sie restaurieren lassen. Sie wäre bestimmt ein schönes Schmuckstück für Ihre Halle.«
Ich war nicht enttäuscht, dass der Schatz eigentlich kein Schatz war, zumindest nicht in finanzieller Hinsicht. Nichtsdestotrotz handelte es sich um etwas, das durch die Jahrhunderte hinweg von meiner Familie erhalten worden war.
Im Haus stellte mir Mr. Lambrook eine Quittung über die Münzen aus, die er mitnahm, und gab mir seine Visitenkarte.
»Ich werde in drei, vier Tagen nach London zurückkehren und sofort im Britischen Museum bei Fachleuten für Numismatik vorsprechen. Sie hören in Bälde von mir!«
Als er
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