Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Harrison damit begonnen, sich um das Gut zu kümmern. Nun, ich muss zugeben, dass er seine Aufgabe gut macht.«
Nun erzählte Mrs. Grindle von dem im September stattfindenden Kirchenbasar. Sie war eine unterhaltsame Plauderin, James warf die eine oder andere Anekdote ein, einzig Carla hielt sich zurück. Ich bemerkte, wie sie mich häufig von der Seite musterte. Nur zu gut konnte ich mich daran erinnern, wie ich mich in den jungen Jahren, wenn man vom Kind zur Frau heranreift, gefühlt hatte.
Unsere Gespräche wurden vom Eintreten eines älteren Mannes unterbrochen. Die Ähnlichkeit mit James war verblüffend, so dass ich gleich wusste, dass es sich um Mr. Grindle handelte. Nachdem er mich begrüßt hatte, sagte er zu James:
»Die Gerste hat weitgehend keinen Schaden erlitten. Bis Ende der Woche werden wir alles eingebracht haben.« Er wandte sich an mich. »Hat Ihnen mein Sohn die Destillerie schon gezeigt? Sie müssen unbedingt das Wasser des Lebens kennen lernen! Auf Gälisch heißt es übrigens Uisge beathe , schon beim Klang dieser Worte bekommt jeder waschechte Schotte auf der ganzen Welt leuchtende Augen!«
Wie Schuppen fiel es mir von den Augen: Whisky! Natürlich! Die Grindles betrieben eine Whiskybrennerei. Das erklärte die Fabrikgebäude und den seltsamen Geruch, der selbst hier drinnen im Salon zu bemerken war. Mein Blick fiel auf die Uhr auf dem Kaminsims, und ich erschrak.
»Du meine Güte, es ist bereits nach sechs Uhr! Es tut mir Leid, Sie so lange aufgehalten zu haben.«
Mrs. Grindle ergriff meine Hand und drückte sie kurz.
»Wir haben selten einen so angenehmen Nachmittag verlebt. Nicht wahr, Carla? Hier auf dem Lande gibt es nicht viele Abwechslungen, darum sind wir für jeden sympathischen Nachbarn dankbar. James kann Ihnen bei Ihrem nächsten Besuch die Destillerie zeigen. Aber nur, wenn es Sie interessiert.«
Ich bestätigte, dass ich großes Interesse daran hätte, mehr über die Whiskyherstellung zu erfahren, jetzt aber nach Cromdale zurückkehren müsste.
»Ich hole den Wagen und fahre Sie selbstverständlich hinüber«, sagte James. »Sicher werden Sie bereits zum Essen erwartet.«
Ich verzichtete auf die Bemerkung, dass das nicht der Fall sein dürfte, und dankte James für sein Angebot.
Als ich wenig später neben ihm in dem bequemen Einspänner saß, lief Carla aus dem Haus auf uns zu.
»Miss MacHardy, Sie haben Ihren Schal vergessen!« Mit einem Lächeln dankte ich ihr, und sie errötete vor Verlegenheit. Dennoch wusste ich, dass ich ihre Sympathie besaß. Während der kurzen Fahrt ließ ich den Nachmittag noch einmal Revue passieren. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt so viel gelacht hatte. Ja, ob ich überhaupt jemals so vergnügt gewesen war.
»Harrison MacGinny erwähnte, dass er Geschäfte mit Ihnen tätigt«, bemerkte ich schließlich. »Angesichts Ihrer Äußerungen kann ich mir das allerdings kaum vorstellen.«
James zog ein grimmiges Gesicht.
»Tatsächlich versucht er seit einem knappen Jahr, uns die alte Mühle unten am Dorback Burn abzuschwatzen. Das ist der Name des Flusses, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Obwohl ich ihm wiederholt sagte, dass wir nicht verkaufen wollen, lässt er nicht locker.«
Ich konnte mich erinnern, am Fluss eine Mühle gesehen zu haben. Allerdings waren die Gebäude nicht mehr als Ruinen.
»Die Mühle ist doch sicherlich nicht mehr in Betrieb, oder? Was für einen Nutzen hätte Harrison davon?«
»Das weiß der Teufel«, brummte James. »Man kann sie eigentlich nur abreißen und eine neue errichten. Dabei verfügt Cromdale bereits über zwei Mühlen auf dem Besitz. Ich weiß wirklich nicht, was er an der alten Bruchbude findet. Vielleicht ist es nur Stolz, denn im sechzehnten Jahrhundert gehörte die Mühle tatsächlich zum Besitz von Cromdale. Erst hundert Jahre später ging sie in den Besitz der Grindles über.«
»Aber warum verkaufen Sie nicht, wenn Ihnen die Mühle nichts mehr bedeutet?«
James sah mich amüsiert an.
»Ganz einfach: Wenn man hier im Hochland etwas besitzt, dann trennt man sich nur im äußersten Notfall davon. Egal, wie viel dafür geboten wird. Das Land rund um die Mühle befindet sich mittlerweile seit Jahrhunderten im Besitz unserer Familie. Und so wird es auch bleiben. Aber wenn ich Harrison noch einmal erwische, wie er sich dort unten rumtreibt, dann kann er was erleben!« Die Antipathie stand James eindeutig ins Gesicht geschrieben. Harrison MacGinny war offensichtlich kein Mann, der viele
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