Der Schatz in der Drachenhöhle
gezogen und zusätzlich festgebunden hatten.
„Was Besseres kann uns gar nicht
passieren!“ freute sich Tarzan.
Sie kauerten im Gras. Um sie herum
gurgelte der Fluß. Sie sahen zum rechten Ufer hinüber, das etwa 60 Meter
entfernt war.
Die Höllenengel fuhren Schritt.
„Sie haben uns aus den Augen verloren!“
meinte Karl.
Leider irrte er sich.
Wie auf Kommando bogen die acht
Maschinen von der Straße ab und näherten sich dem Ufer. Auf einem Stück Wiese,
das zur Straße hin mit Büschen abgeschirmt war, fuhren die Motorräder im Kreis.
Dann verstummte das Röhren. Die Scheinwerfer erloschen. Nur noch schemenhaft
konnte man Bewegungen ausmachen.
„Sie wissen, wo wir sind“, sagte
Tarzan, „und sie rücken uns nicht von der Pelle. Aber 60 Meter Wasser geben uns
Sicherheit. Kommt! Wir bauen die Zelte auf.“
Sie nahmen nur, was sie brauchten.
Alles andere blieb im Kanu.
Sie stellten die Zelte dicht nebeneinander,
wobei sich allerdings das Einpflocken der Heringe als schwierig erwies. Zu dünn
war die Erdschicht, zu hart der Fels. Aber schließlich konnte Gaby in ihr
Einer-Zelt mit der reißfesten Bodenwanne kriechen. Sie breitete Isoliermatte
und Schlafsack auf den Boden und meinte, es sei ganz behaglich.
Klößchen schlug sich klatschend auf die
Arme. Ihn piesackten Mücken. Zum Glück verfügten beide Zelte über
Moskitonetzeinsätze am Eingang sowie über Entlüftungsklappen unter der
Dachtraufe. Damit war gewährleistet, daß die lästigen Biester draußen blieben,
die Jungs aber — die ja immerhin zu dritt schlafen mußten — im Zelt nicht
erstickten.
„Seht mal!“ Karl deutete zum Ufer, „die
machen ein Lagerfeuer. Hoffentlich gibt’s einen Brand, und sie werden von der
Polente kassiert.“
Drüben loderte ein kleines Feuer. Daß
es sich ausbreitete, war allerdings nicht zu erwarten.
„Dann schmeißen wir mal unseren
Minikocher an!“ schlug Klößchen vor. „Mir knurrt schon der Magen.“
Er und Gaby übernahmen das. Sie
erhitzten eine ziemlich salzige Fertigsuppe, die nichts von der enormen
Fleischeinlage enthielt, die auf der Packung angepriesen war. Jeder bekam
zusätzlich Brot und ein Stück Hartwurst. Zum Nachtisch gab es Bananen, denen
die Reife fehlte, weshalb sie wie rohe Kartoffeln schmeckten.
„Im Internat“, meinte Klößchen, „würden
wir der Köchin aufs Dach steigen, wenn sie uns sowas zumutet. Hier treibt es
der Hunger runter.“
Anschließend wurde jedem ein halber
Becher Mineralwasser zugeteilt — zum Zähneputzen. Gaby litt sehr darunter, daß
sie weder duschen noch baden konnte. In den Fluß zu tauchen war nicht
empfehlenswert. Sauberer wäre sie davon nicht geworden. Die vier hatten ihre
Pullover übergezogen, denn die Nachtluft kühlte ab. Sie saßen um den
Minikocher, im Windschatten der Zelte. Oskar lag zwischen Gaby und Tarzan und
knabberte an einem harten Stück Hundekuchen. Ab und zu sahen sie zu den Rockern
hinüber.
„Also“, sagte Karl, „ich finde es hier
romantisch.“
„Es wäre herrlich, wenn man in Frieden
paddeln könnte“, seufzte Gaby. „Es wäre sogar himmlisch — ohne diese Bedrohung.“
„Ob wohl unser Proviant reicht?“ sorgte
sich Klößchen. „Na, notfalls können wir ja in irgendeinem Nest die Vorräte
auffüllen.“
Tarzan überlegte. Sollte er Gaby
auffordern, ihre Mundharmonika hervorzuholen? Nein, lieber nicht. Dafür war die
Stimmung zu angeknackst. Wahrscheinlich hätte Gaby ihrem Instrument nur
kummervolle Töne entlockt. Die Genugtuung wollte er den Rockern nicht geben.
„Heute haben wir die Insel“, sagte Gaby
düster. „Aber was ist morgen?“
„Ein neuer Tag“, lachte Tarzan. „Und
uns wird schon was einfallen.“
Klößchen gähnte, was ungemein
ansteckend wirkte. Sie beschlossen, in die Schlafsäcke zu kriechen.
Oskar durfte bei Gaby im Zelt schlafen,
was ihm offenbar seltsam erschien. Denn er kratzte fünf Minuten lang auf seiner
Matte herum.
Im Dreier-Zelt knisterte Klößchen noch
verstohlen mit Schokoladenpapier, bevor ihn der Schlaf übermannte. Karl wälzte
sich hin und her und meinte, so weich wie sein Bett zu Hause sei die
Isoliermatte nun doch nicht. Aber dann schlief auch er.
Tarzan wartete noch einige Minuten.
Dann schlüpfte er aus dem Schlafsack. Er kroch aus dem Zelt, schloß das
Moskitonetz hinter sich und blieb in geduckter Haltung. Er spähte zum Ufer
hinüber. Das Lagerfeuer war niedergebrannt, aber noch in Betrieb. Er sah, wie
sich die Flammen auf den blanken Metallteilen der
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