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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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überragt. Dort warten längst die Kids auf uns. Sie scheinen Pfade durchs Gebüsch zu kennen, die nur für sie geeignet sind. Ihre Anführerin, das kleine Mädchen, ist ein Stück den Baum hinaufgeklettert und hält Ausschau. Zurück auf der Erde, ruft sie „ muzungu, muzungu! Come with me! “ und zeigt aufgeregt in südliche Richtung. Petermann beugt sich zu ihr herab, um ihrem Blick zu folgen. Ich tue es ihm nach. Aus dieser Perspektive, einszwanzig statt einssiebzig über der Erde, bieten sich zwischen den Pflanzen verblüffende Durchsichten. Rechts öffnet sich ein Trampelpfad, geeignet und genutzt vielleicht von kleinen Antilopen, nach vorne teilen sich die blassgrünen Zweige, Äste und Gräser und machen mehrere Tunnel frei in drei, vier weitere Richtungen. 
    „ Muzungu! Come with me! “, fordert das Mädchen Petermann erneut auf. Der Deutsche bückt sich und folgt der Kleinen, mit uns im Schlepptau. Einige hundert Schritte später stehen wir, immer noch gebeugt wie vor Queen Elisabeth, an den fast bis zur Unkenntlichkeit überwucherten Grundmauern eines ehemals recht großen steinernen Gebäudes. Grob gebrannte, arg beschädigte Klinker aus rotem Ton umranden ein Viereck von der Größe eines Herrenhauses. Während das Innere nur wadenhoch bewachsen ist, regiert rundum meterhoch die Wildnis. 
    Petermann schreitet sofort die Grundmauern ab, misst mit den Schritten zweimal deren Maße, vergewissert sich noch mal bei Yussufu Hamad, wo denn jetzt Mekka – Norden – liege, um mir dann mit einem triumphierenden Lächeln zu versichern, „dies hier“, dieses ungeordnete, zusammengefallene Sammelsurium alter Steine, sei mit großer Wahrscheinlichkeit das Elternhaus von Schüttes Großvater. 
    „Da hinten“ – Petermann zeigt Richtung Süden – „muss irgendwo der Mangobaum gestanden haben, von dem aus die Vorfahren meines Freundes den Ort vermaßen, an dem sie ihre Habseligkeiten vergruben. Hoffen wir, dass er das weitere Jahrhundert überlebt hat.“ Jetzt spätestens wissen alle Bescheid, der Kapitän genauso wie die Kinder: Um einen Schatz geht es.
    Ohne lange zu zögern, beginnt Petermann sich mit der Machete einen Weg zu bahnen. Immer mal wieder bittet er mich, Hamad oder einen der Bootsmänner, ihn kurz zu stützen und die Hände zusammenzulegen, damit er sich mit einem Fuß auf der Räuberleiter einen Überblick verschaffen kann. Es dauert keine Viertelstunde, bis wir zerkratzt und verschwitzt einige Meter links von uns tatsächlich einen uralten, schattenspendenden Mangobaum erblicken. 
    Die Entfernung zum früheren Gutshaus beträgt höchstens zweihundert Meter, „600 Fuß“, wie Petermann strahlend bestätigt. „Von hier aus haben sie die Strecke in Schritten gemessen, zuerst nach Osten.“ Erneut bittet der Deutsche Yussufu Hamad, ihm zu zeigen, wo Norden liegt. Dann machen wir uns daran, eine Bresche gen Osten in den Busch zu schlagen; Tierpfade gibt es hier leider nirgends mehr. Nach einiger Zeit geht Petermann auf dem freigehauenen Pfad zum Mangobaum zurück und schreitet den Weg noch einmal ab, bis er nach siebzig wohlgesetzten Schritten stehen bleibt. „Okay, hier schwenken wir nach Süden“, weist er uns an. Zwanzig Minuten später, nachdem er die Strecke zum zweiten Mal zählend abgeschritten ist, verlangt er, dass wir rundum ein größeres Areal roden. „Lass die Kinder derweil Verstecken spielen!“, fordert er mich auf zu übersetzen.
    Während die Kids auseinanderstieben und wir kräftig auf den Busch einschlagen, um ein fast zwanzig mal zwanzig Meter großes Gelände freizulegen, packt Petermann seinen Rucksack aus und holt den seltsamen, an einem Metallstab befestigten Teller heraus, den ich im „Continental“ bereits einmal kurz sah. Ein paar Handgriffe später nimmt er einige Münzen aus der Tasche, verscharrt sie im Boden und schwenkt das Gerät darüber. Es piept! „Das ist ein Metalldetektor“, klärt er uns auf. „Damit lässt sich Metall bis zu einer Tiefe von gut drei Metern orten.“ Dann beginnt er, die gerodete Fläche systematisch abzuschreiten. Den Teller des Geräts schwenkt er dicht überm Boden im langsamen Rhythmus vor sich her. Als er aufgibt, brennt die Sonne bereits seit Stunden senkrecht vom Himmel. Gepiept hat es kein einziges Mal. „Okay, alles noch mal von vorn“, gibt der Deutsche zerknirscht vor. Auf dem Rückweg zum Mangobaum bemüht er sich, mir die Lage zu erklären.
    „Siebzig Schritte gen Osten, dann dreißig nach Süden: Das

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