Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Ihren, Mr. ...?“, wendet sich der Sergeant stattdessen erstmal an meinen Arbeitgeber. Petermann murmelt irgendetwas vor sich hin, bevor er vor seiner Brust herumfummelt, um seinen Pass hervorzuziehen. Während er ihnen das rote Büchlein entgegenhält, braust er auf: „Ich bin deutscher Staatsbürger! Sie haben kein Recht ...“, um den Bullen dann sogar mit einer „Dienstaufsichtsbeschwerde“ oder sowas Ähnlichem zu drohen. Erneut ein Ausbruch, den ich nicht übersetzen muss. Mir ist ohnehin schon schlecht genug.
„Ja, ja, das ahnten wir bereits.“ Der Sergeant, der Petermanns Tirade offenbar einfach hinnimmt, ohne sie groß verstehen zu müssen, tut so, als wolle er den Deutschen beruhigen. Wie, um abzulenken, wendet er sich übergangslos an mich. „Und du, verreister Chagga? “ Mir sackt das Herz noch tiefer in die Hose. „Willst nicht auch Du mir vor Erreichen der nächsten Zelle Deinen Ausweis zeigen?“ Da ist die Katze aus dem Sack: Sie wollen uns verhaften!
„Ich hab gar keinen“, fällt mir als Notlüge gerade noch ein, bevor Inspektor Fundi mich schmerzhaft am Oberarm packt und mir Handschellen anlegt. „Lüg mich nicht an, Chagga! Ich weiß es besser! Du heißt Hannes Wabaye und kommst aus Moshi, oder?“
Das sitzt. Für so effektiv hätte ich unsere Polizei gar nicht gehalten. Woher hat der meinen Namen? Ohne weiter auf mich einzugehen, ohne mir den Grund meiner Festnahme auch nur anzudeuten, geschweige denn mich meiner Rechte zu belehren, konfrontiert Fundis Kollege Baregu dann erneut den Deutschen: „Und Sie? Sie heißen Jens Petermann, nicht wahr?“
„Yes“, gibt Petermann knapp zurück. Dass der Sergeant gar nicht erst in seinen Pass schauen musste, um Petermann mit Namen anzusprechen, fällt dem Deutschen gar nicht auf.
Sergeant Baregu blickt dem muzungu jetzt direkt ins Gesicht. Dann weiten sich seine Augen plötzlich. „Sie hab ich doch schon mal gesehen. Warten Sie: Vor dem ‚Continental’ in Dar es Salaam war das, zwei Tage nach Silvester! Noch ein Grund mehr, Sie zu verhaften. Was hatten Sie da zu suchen?“
„Wir sollen uns schon mal begegnet sein? Daran erinnere ich mich nicht“, weicht mein Arbeitgeber trotzig aus.
„Sie wissen, dass man Sie sucht?“
„Mich? Nein! Warum sollte man? “ Petermann gibt sich immer noch überrascht.
„Ach, tun Sie doch nicht so“, mischt sich da Inspektor Fundi wieder ein, „wir wissen genau, wieso Sie sich in diesem Moment hier in Njinjo und nirgendwo sonst befinden! Sie haben sich willentlich der Justiz entzogen! Sie sind verhaftet.“
„Das gibt’s doch nicht!“, protestiert der Deutsche. „Nennen Sie mir den Grund! Ich will sofort meine Botschaft sprechen!“
„Mister, ich verhafte Sie auf Anordnung von Superintendent Makaïdi, dem zweiten stellvertretenden Leiter der Mordkommission von Dar es Salaam, Tanzanias bedeutendster Stadt. Das dürfte als Begründung völlig reichen“, belehrt ihn der Inspektor angriffslustig.
Petermann steigt nun doch allmählich Panik ins Gesicht. „Was heißt das? Wessen verdächtigt mich denn ihr allmächtiger Chef-Superintendent?“
„Des Mordes“, erklärt Fundis Kollege, der Sergeant, seelenruhig. „Der brutalen Ermordung ihres Freundes, des Touristen Finn Schütte aus Hamburg in Germany. Motiv: Habgier und Eifersucht, das klärt sich noch ...“ Ich stehe staunend dabei: Wenn die Bullen Petermann für den Mörder halten, wieso trage dann ich die Handschellen?
„Sie haben das Recht, von jetzt ab zu schweigen“, ergänzt Inspektor Fundi den Sergeanten. „Tun Sie es allerdings, könnte das als Indiz gegen Sie verwendet werden. Also reden Sie lieber! Und seien Sie froh, dass wir Sie nicht gleich hier in diesem gottverlassenen Kaff einbuchten, sondern dass der Sup angeordnet hat, sie alle erst einmal nach Kilwa zu verfrachten. Dort gibt es immerhin ein ordentliches Gefängnis, fast sauberes Wasser und für uns was Ordentliches zu essen.“
„Nach Kilwa? Wie wollen Sie da denn hinkommen?“, mischt Kapitän Hamad sich jetzt ein, den das allgemeine Verhaftungsgeplänkel bislang unbeteiligt ließ. „Doch nicht etwa mit meinem Schiff?“
„Na, was dachten Sie denn?“, blafft der Sergeant zurück.
„Wer bezahlt das? Wollen Sie es etwa beschlagnahmen?“
„Ja und Nein: Ihren Kahn haben wir bereits vor Stunden requiriert! Die Passage ist doch längst bezahlt von unserem muzungu hier, oder? Und natürlich konfiszieren wir auch diese olle Kiste ... Was ist denn da
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