Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Edelsteinen verzierte Knauf eines Krummschwerts, ein kunstvoll beschnitzter Schwertgriff aus Nashorn-Horn. Ganz unten schließlich findet sich ein kleiner Lederbeutel und die Spitzen von sechs ehemals wohl gewaltigen Stoßzähnen aus Elfenbein, jede bestimmt zehn Kilo schwer. „Volltreffer!“, jubelt Petermann, bevor er die Schlinge des Beutels löst. Dann klimpern rund 20 alte Silbermünzen in seiner Hand. „100 Rupien!“, jauchzt der auf.
„Viel Geld damals!“, bekundet der Kapitän fachmännisch. „Sind bestimmt auch heut noch so einiges wert.“
Zum zweiten Mal während unserer kurzen Bekanntschaft bin ich nun gefordert. „Ihr Auftritt, Hannes Wabaye“, feuere ich mich innerlich an. Doch so recht komme ich nicht in Fahrt. Soll ich dem muzungu wirklich die Freude verderben? So, wie ich’s seit Tagen auf den Lippen habe? „Pardon, entschuldigen Sie, Herr Petermann, aber aus dem großen Gewinn wird wohl nichts werden. – Nichts, bevor ich nicht meinen Teil abbekommen habe ..., und auch dann kann ich für nichts garantieren!“ Das soll ich ihm jetzt wirklich sagen? Jetzt sofort? Ich zögere. Weil mich dieser Deutsche bislang doch fair behandelt hat. Jedoch: Er könnte immer noch ein Mörder sein! Wäre es da nicht allein aus taktischen Erwägungen vernünftig, die Hiobsbotschaft noch zurückzuhalten? Um Petermann in Sicherheit zu wiegen? Wer sonst soll denn die Schatztruhe abtransportieren lassen?
„Okay, lasst uns die Kiste an Bord bringen“, unterbricht Petermann meine Zweifel und wuchtet den Topf mit Kopra samt der Salz- und Zuckersäcke ins Gelände. Stattdessen legt er abgeschlagenes Astwerk als Platzhalter hinein. Der Deckel des Schränkchens klappt zu, zu viert packen wir an, und schon befinden wir uns auf dem Rückweg. Kaum eine Viertelstunde später wird die Kiste die Böschung herabgelassen – „Vorsicht, Männer! Lasst sie nicht in den Fluss plumpsen!“, schreit der Deutsche aufgeregt. Hamads Außenborder springt auf der Stelle an, und um kurz vor vier legen wir zum zweiten Mal in Njinjo an, um die Kinder rauszulassen. Nachdem Petermann allen ein viel zu hohes Taschengeld spendiert hat – 2.000 Shilling! –, springen sie davon, um mit ihrem Abenteuer zu prahlen. Dem pfadfinderischen kleinen Mädchen drückt Petermann noch mal extra die Hand und schreibt sich ihren Namen auf. Hamad und seine Männer warten unterdes ein wenig unschlüssig am Anleger.
„Was ist? Lasst uns zurück an Bord und ab nach Kilwa!“, pflaumt Petermann sie an. Ich spüre, wie Unbill aufzieht.
„So geht das nicht, mein Herr“, fällt der Kapitän dem Deutschen ins Wort. „Wir können hier nicht einfach mit meinem jederzeit identifizierbaren Frachter auftauchen und eine Kiste Antiquitäten abtransportieren. Das ist schlicht illegal. Bevor wir zurückfahren, müssen wir den Fund wenigstens dem Dorfchef melden.“
Noch bevor ich Hamads Einlassung zu Ende übersetzt habe und Petermann in die Verlegenheit gerät, dessen staatsbürgerliches Gewissen anzuzweifeln, tauchen die ersten Dorfbewohner auf, allen voran zwei Polizisten in Uniform. Als hätten sie den ganzen Tag auf uns gewartet. Schluss, aus, alles klar: Jetzt schlagen Sie zu!
„Guten Abend, gentlemen“, begrüßt uns viel zu höflich ein untersetzter Sukuma um die dreißig. „Wie ich sehe und höre, haben Sie gerade eine kleine Expedition hinter sich. Pardon, ich sollte uns natürlich erstmal vorstellen: Vor ihnen stehen Sergeant Baregu – meine Wenigkeit – und Inspektor Fundikira, tanzanische Staatspolizei Dar es Salaam, zu Ihren Diensten. Dürften wir wohl einmal Ihre Ausweise sehen?“ Noch bevor sich meine Augenbrauen kräuseln, weil es nicht zum Alltag passt, in Tanzania irgendein Ausweispapier bei sich zu tragen, geschweige denn von örtlichen Bullen höflich zum Vorzeigen desselben aufgefordert zu werden, zieht der als „Inspektor Fundi...“ bezeichnete Uniformierte seine Brauen warnend zusammen. Trotzdem empört sich der Kapitän:
„Wie komme ich denn dazu, mich ihnen gegenüber auszuweisen? Ich bin Tanzanier wie Sie!“
„Tun Sie’s einfach, das erspart Ihnen jede Menge Ärger“, prescht dieser Fundi jetzt dazwischen.
Die Einschüchterung beginnt zu wirken. Die Matrosen schauen hilfesuchend ihren Käpt’n an, der sich daraufhin für sie verbürgt. „Deren und meine Papiere liegen in meiner Kajüte auf dem Schiff da draußen.“ Hamad weist auf den Kahn mitten im Fluss. „Wenn Sie wollen, folgen Sie mir.“
„Und die
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