Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Art sollen diese Anrufe sein?“, frage ich weiter.
„Legitime Frage. – Erstens rufst du deinen Freund Karsten Härtling an und versicherst ihm in meinem Beisein, wie einwandfrei wir dich behandelt haben.“
Kalte Wut steigt in mir hoch. Der Mann will sich vollständig absichern, dem reicht das Formblatt nicht. „Warum sollte ich?“
„Weil du hier sonst nicht heil rauskommst, Chagga! “, droht mir der Oberbulle. „Danach rufst du den Sekretär zur Lippe in der Deutschen Botschaft an, bedankst Dich für dessen Hilfe bei der Aufklärung des Falls – immerhin hat er indirekt die Autopsie bezahlt – und erklärst dem Hohen Herrn noch mal das Gleiche wie zuvor dem Härtling.“
Trotz aller Angst der letzten Tage und trotz Makaïdis Einschüchterung wittere ich auf einmal Morgenluft. Der Superintendent steht offenkundig ganz gehörig unter Druck, muss sich reinwaschen. Honorata hat – wie auch immer – eine mächtige Koalition geschmiedet. Noch einmal frage ich: „Bei allem Respekt, mzee: Warum sollte ich das tun, Sir? Was springt für mich dabei heraus?“
Makaïdi läuft schwarz an. „ Chagga, untersteh dich, dich hier aufzuspielen! Komm mir bloß nicht mit Respekt! Oder gar mit diesem verdammeleiten Schatz. Du tust, was ich dir sage!“
Jetzt spüre ich Kraft. Der Kommissar ist angeschlagen. Selbstbewusst wie selten erwidere ich vollkommen ruhig: „Nein, Sir, tut mir leid. Weder werde ich den Wisch da unterzeichnen,“ – mit einer Geste schiebe ich ihm sein polizeiliches Schuldbefreiungs-Zeugnis entgegen – „noch werde ich mit einem dieser Herren telefonieren. Sie hatten nie was gegen mich in der Hand, absolut nichts, ich wurde grundlos verhaftet und schikaniert. Sie sollten mich sofort gehen lassen.“ Nicht ohne Stolz bemerke ich: In meinem letzten Satz schwingt sogar ein drohender Unterton.
Nie zuvor habe ich einen spannungsgeladeneren Augenblick durchlebt. Die Sekunden verrinnen und mein Herz beginnt zu rasen. Auf Makaïdis Stirn sammeln sich Schweißtropfen. Der Bulle kann mich nach Gutdünken verprügeln, wegsperren, verschwinden lassen. Meine körperliche Unversehrtheit steht auf Messers Schneide, doch ich zittere nicht. Endlich presst der Superintendent wütend heraus: „Verpiss dich, Chagga! “
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54. Schöne Grüße aus Ujerumani
So ruhig, wie es mir bei meinem aufgewühlten Inneren möglich war, war ich aufgestanden und hatte Makaïdis Büro verlassen. Sergeant Baregu brachte mich noch bis zum Ausgang und händigte mir meine wenigen Sachen aus. „Glück gehabt, Wabaye!“
„Ja, so kann man’s nennen. Eine Frage aber hab’ ich noch: Wo steckt der Deutsche jetzt?“
Baregu erzählte, dass Makaïdi Petermann sofort nach der Ankunft in Dar es Salaam in ein Küstenhotel habe bringen lassen, wo ihn bereits am Samstag Botschaftssekretär zur Lippe abgeholt hatte. Alle hätten es am liebsten gesehen, wenn der Deutsche danach sofort abgeflogen wäre, aber der habe sich geweigert. Stattdessen sei er im Land geblieben, um zu versuchen, juristisch gegen Makaïdis Beschlagnahme des Schatzes vorzugehen. „Gleich vier Seiten erheben mittlerweile Anspruch auf die Kiste: Neben Petermann, der sich als Vertreter von Schüttes Erben präsentiert, auch die deutsche Botschaft, die sich aufs Völkerrecht beruft, Rohs Staatsarchiv sowie das Nationalmuseum. Und das Elfenbein gehört wohl sowieso dem Staat.“ Makaïdi selbst reibt sich gewiss die Hände.
Honorata und Majorie, die mich vor dem Portal des Präsidiums erwarteten, war ich gleichzeitig um den Hals gefallen. Schon nach meinem dritten Satz allerdings wollte Honorata wissen, wie das Ganze denn finanziell für mich ausgegangen sei, schließlich stehe sie auch Sarah gegenüber in der Schuld. Außerdem habe sie mächtigen Ärger mit Karsten riskiert, der sie fast rausgeschmissen hätte, als er von ihrem Trick mit der Anwaltskarte erfuhr. „Das kann ganz ‚Safety First’ gefährden!“, hatte er geschimpft. Bei diesem Streit auch hatte sie etwas über Petermann erfahren. „Den hat Karstens Firma natürlich sofort gefunden. War ja von der Botschaft beauftragt worden. Ohne den Autopsie-Bericht säße auch der noch immer in seinem Strandhotel fest. So haben ihm Karstens Leute gleich einen fitten Anwalt für Erbschafts- und Exportrecht beschafft, der sich jetzt um die Kiste kümmern soll.“
„Waren die Sachen darin denn eigentlich viel wert, weiß man das schon?“
„Oh, allerdings, fast alles Dutzendware! Schmuck,
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