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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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und beginnt, den Bug aus dem Wasser zu hieven, erblicke ich am Kai einen bekannten mittelalten Mann, direkt dahinter auch den älteren Zöllner. Zum zweiten Mal an diesem Tag erstarre ich, so lange, dass ich kaum mitbekomme, wie mir übel wird. Doch der Kapitän wendet nicht. 
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20. Petermann gerät ins Fadenkreuz 
    Donnerstag, 1. Januar
     
    Drei Biere machen mutig. Jens Petermann überlegt, die Dinge zu beschleunigen. Was soll passieren? Finns Tod liegt noch keine 36 Stunden zurück, es ist Neujahr, die Ermittlungen haben gerade erst begonnen. Je schneller er handelt, desto geringer sind doch die Chancen, dass man ihn damit in Verbindung bringt. Der Alkohol, die schwüle Nacht, die Dunkelheit – alles spricht dafür, es jetzt zu tun: ein letztes Mal ins „Continental“, rauf aufs Zimmer und dann mitsamt Klamotten und Metalldetektor ab durch die Mitte. 
    Die Uhr zeigt zehn, auf den Straßen ist nichts mehr los. Petermann setzt sich in das letzte Taxi, das vorm Portal des „Serena“ wartet, und lässt sich zum Bahnhof fahren. Die Straßenbeleuchtung ist ein Witz, kaum eine Laterne brennt. Vor Dar es Salaam’s „Hauptbahnhof“, wo alle zwei, drei Tage ein Zug abfährt, ist es nicht heller. Auf dem halben Kilometer zum „Continental“ beschleichen ihn die ersten Zweifel: Soll er es wirklich wagen? Oder lieber erst noch eine Runde drehen?
    Zum Nachdenken verweilt er auf der falschen Straßenseite, es kommt nicht auf die Minute an. Die Tankstelle, die dem Hoteleingang schräg gegenüberliegt, wird gerade geschlossen; ein Licht nach dem anderen erlischt, drei Tankwartinnen in rot-weißen Uniformen kommen ihm plaudernd entgegen. Die Hotelterrasse lässt sich nicht einsehen, dort glimmen aber noch ein, zwei Lichter. Petermann will lieber noch ein wenig länger warten. Um sich die Zeit zu vertreiben, spaziert er die Nkrumah-Avenue stadtauswärts. Hinter der zweiten Kreuzung dann geschieht es: Ein langgewachsener olivbraun uniformierter Bulle tritt aus einem spärlich beleuchteten Hauseingang und stellt sich dem großen Deutschen in den Weg. Von der Schulter baumelt locker ein uraltes Schießgewehr.
    „Paspoti!“
    „Pardon?“ Petermann sitzt der Schreck in den Gliedern, Adrenalin schießt in sämtliche Nervenenden. Sollte er in die Falle geraten sein?
    „Shou mi you paspot!“ fordert der Uniformierte ihn in gebrochenem Englisch barsch und unmissverständlich auf. Gleichzeitig sieht er sich nach einem hinzu kommenden Kollegen um. 
    „The passport is in my hotel.“ Sag so lange die Wahrheit, wie es geht, hämmert sich der Deutsche ein. Jetzt ist auch der zweite Mann in Hörweite, genauso jung, groß und uniformiert wie Bulle Nummer eins. Auch er hat ein Gewehr dabei und spricht besser englisch. 
    „You can’t prove your identity?“ Kann er sich wirklich nicht ausweisen?
    „No, Sir.“ Petermann schätzt die beiden auf höchstens zwanzig. Vergeblich hält er nach Rangabzeichen auf der Uniform oder den hier doch eigentlich üblichen Namensschildern Ausschau. Er beginnt erneut seinem Gegenüber zu erläutern, dass sein Pass im „Serena“ liege. Er sei Tourist und habe nur einem Abendspaziergang machen wollen. Soviel er wisse, gebe es in Tanzania kein Gesetz, das verlange, dass man sich jederzeit ausweisen können müsse, oder? 
    Keiner der beiden Uniformierten geht darauf ein. Stattdessen nehmen sie den Deutschen hautnah in die Mitte und drängen ihn zum Gehen. 
    „Let’s go!“, fordern sie ihn auf.
    „Wohin bringen Sie mich?“ Petermanns Stimme ist lauter als gewollt. Bloß keine Panik jetzt! „Lassen Sie uns doch einfach ins Hotel gehen, dort zeige ich Ihnen meinen Pass!“ Doch seine Begleiter winken ab. Dort könne er ihnen ja entwischen; nein, sie müssten ihn nun auf die Wache bringen. Warum? Was er getan habe? Er könne sich eben nicht ausweisen. Petermann resigniert. Sollte seine Reise hier beendet sein? 
    Langsam, ohne großen Widerstand, setzt er sich in Bewegung. Die beiden haben ihn am Ellbogen untergefasst, zögerlich, meint er zu spüren, gerade so, als würden sie ihn auffordern sich loszureißen. Ganz koscher ist ihm die Sache nicht. Welch ein Polizist lungert denn abends um zehn an einer gottverlassenen Straßenecke rum, auf Weiße lauernd, um sie nach dem Ausweis zu fragen? Und dann auch noch zu zweit! Ob das so eine Art Spezialfahndung sein soll, Effizienz auf tanzanisch? All seine Sinne sind in Alarmbereitschaft. 
    Sie gehen gemächlichen Schritts stadtauswärts auf

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