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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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dem Bürgersteig, der von Minute zu Minute dunkler wird. Nach einiger Zeit fragt ihn der Uniformierte rechts, der mit dem besseren Englisch, ob er sich darüber im Klaren sei, was ihn auf der Wache erwarte. Heute Nacht werde sich da niemand mehr um ihn kümmern, er komme in eine verdreckte Zelle mit Dutzenden anderer Aufgegriffener, und ob sich dort wenigstens am nächsten Tag jemand seiner erbarme, sei auch nicht gerade sicher. Schließlich sei Jahreswechsel und längst Wochenende. Wenn er Pech habe, werde man ihn erst am Montag – in drei Tagen also – vernehmen. Ob er denn jemand habe, der ihn denn bis dahin versorgen könne?
    Das klingt immerhin nicht danach, als habe man gezielt nach ihm gesucht, merkt Petermann erleichtert. Wenn er allerdings erst mal eingebuchtet wäre, würde die Gefahr rapide steigen, dass Zusammenhänge zwischen ihm und Finn sichtbar werden. Nachdem sie eine Kreuzung überqueren, ohne links zum Hafen hinab abzubiegen, realisiert er zudem, dass sie sich immer weiter von dem Ort entfernen, wo er die nächste Wache vermuten würde, dem Polizei-Präsidium. Das liegt, wie er vom Stadtplan her erinnert, nahe beim Bahnhof, also hinter ihnen. Für einen Moment steigt Panik in ihm auf. Wohin bringen sie ihn? Seine beiden Entführer können mit ihm machen, was sie wollen: Niemand sieht sie, kaum jemand würde sein Schreien hören, und wenn, würde es zwischen zwei polizeimäßig Uniformierten klingen wie die Beschwerde eines rechtmäßig Verhafteten. Wer soll ihm da schon helfen?
    Gleich darauf aber siegen seine sieben Sinne: Zwar macht der linke, der radebrechende der beiden einen gewaltbereiten Eindruck, seine Hand packt ein kleines bisschen kräftiger zu als notwendig. Doch keiner von beiden strahlt soviel Entschlossenheit aus, als dass er ihnen die Brutalität eines Raubüberfalls zutrauen würde. Petermann fällt es wie Schuppen von den Augen, worauf die beiden aus sein dürften: Auf ein erhöhtes Taschengeld fürs Wochenende! Nur die Ruhe jetzt! Zwar sollte er es ihnen nicht erlauben, ihn noch viel weiter aus dem Innenstadtbereich heraus zu eskortieren, auf keinen Fall in noch verlassenere Gegenden. Nicht, dass die am Ende doch noch übermütig werden. Doch von jetzt ab geht es nur noch ums Verhandeln. 
    „Jungs, ich weiß ja, wie schlecht ihr bezahlt werdet“, spricht Petermann sie jetzt jovial an. „Soll ich euch vielleicht euren Sold ein bisschen aufstocken? Kein Problem, nehmt, was ich habe.“ Im Stillen überschlägt er schon mal rasch, was ihn dieses Angebot kosten kann: In seinem Portemonnaie befinden sich kaum 20.000 Shilling und – versteckt zwischen Leder und Futter – ein 50-Dollar-Schein als Notreserve. 
    Sein rechter Begleiter, der Anführer offenbar, schwenkt sofort auf das Angebot ein. „Ja, vielleicht ist das der einfachere Weg. Sie sagen uns ganz einfach wie sie heißen, und wir schreiben das hier auf der Stelle auf. Auf der Wache kostet Sie allein das Formular schon 100.000 Shilling. Geben Sie jedem von uns 30.000, und wir lassen Sie laufen.“
    Petermann verbietet sich zu schmunzeln, merkt allerdings sofort, wie erleichtert die Stimme des Uniformierten klingt: Der Damm ist gebrochen, der Mann hat keine Lust auf Stress. Gewalt scheint nicht mehr zu erwarten. „Soviel hab ich nicht bei mir. Da müssen wir erst zum Hotel.“
    Jetzt geht alles recht schnell. Alle drei sind stehen geblieben, die Arme der Uniformierten lockern sich. „So? Wieviel hätten Sie denn?“
    „Oh, in meinem Portemonnaie befinden sich höchstens noch 20.000 Shilling, ich nehm’ nie viel Bargeld mit, wenn ich raus gehe ...“ Petermann merkt, wie dem Zweiten der beiden, dem mit dem kräftigeren Griff, die Zahl 20.000 sauer aufstößt: Das reicht ja gerade mal für ein paar Bier! Will der muzungu sie bescheißen? Bevor er hilfsweise auch die versteckten Dollar noch in die Verhandlung einbringt, macht sich der Deutsche vorsichtshalber schon mal vorsichtig frei aus deren Ellenbogenklammergriffen. Wider Erwarten gehen beide da sofort auf Abstand. Seit wann halten denn Bullen Distanz zu einem Verhafteten? Petermann triumphiert: Jetzt haben die Schiss! Eine Sekunde lang überlegt er, ob er nicht sogar versuchen sollte abzuhauen. Schnell laufen kann er. Doch dann siegt die Vernunft, immerhin sind die zwei bewaffnet und zu zweit, das bisschen Geld lohnt keine Provokation. 
    „20.000? Das ist zu wenig“, grummelt der Rechte nach einem kurzen Blick in das wütende Gesicht seines Kollegen. Doch sein

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