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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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Jens oder Petermann. So viele dürfte es davon in dieser Stadt nicht geben.
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25. Auch Honorata kommt zurück
     
    Der zweite Tag Entdeckungstour fällt also leider aus. So plötzlich sterben doch nur wazungu ! Wenn jetzt überhaupt noch jemand den Ort genau kennt, an dem Schuttes Vorfahren ihre Hinterlassenschaft – meinen Schatz! – deponierten, dann nur noch dieser Petermann. Er hat den Brief oder kennt zumindest dessen Inhalt. Mein Wissen hingegen reicht gerade mal, um kilometerweit das Nordufer des Matandu zu durchwühlen. Dafür bräuchte ich mehr als mein Leben. Aber: Könnte nicht auch jemand anderes Schuttes Brief gefunden haben? Ist der muzungu vielleicht gar deshalb ermordet worden? Und hat ihn jetzt die Polizei?
    Wie Schuttes Freund aussieht, davon habe ich ja seit vorgestern Morgen zumindest eine vage Vorstellung, auch kenne ich dessen Namen. Was mir fehlt ist Zeit: Der Typ könnte in Panik sein. Schutte fand ich, ohne groß nachzudenken, da hatte ich noch genügend Ruhe, um systematisch vorzugehen. Jetzt ist alles anders. Dieser Petermann muss schnell gefunden werden, am besten noch heute, spätestens morgen. Ohne besondere Anstrengungen, ohne den Versuch, mich in ihn hineinzuversetzen, wird das kaum gelingen.
    Ein muzungu , hier angekommen vor zwei Tagen, um einen Freund zu treffen. Seitdem hat er erst einmal das Hotel verlassen, genau am Morgen des Tages, an dem sein Freund starb – wahrscheinlich mitten im gemeinsamen Zimmer. Da kriegt der Mensch doch Muffensausen! Wenn er nicht selbst ein Mörder ist, dürfte dieser Petermann, so fremd, wie er hier ist, als erstes zu seiner Botschaft gerannt sein. Die wird ihm raten, sich freiwillig der Polizei zu stellen oder so schnell wie möglich das Land zu verlassen. Angesichts des Plans aber, einen Schatz zu finden – das jedenfalls, hoffe ich, haben Schutte und Petermann gemeinsam vorgehabt –, passt weder das eine noch das andere. Petermann dürfte weder wollen, ins Visier der Polizei zu geraten, noch beabsichtigen auszufliegen. Stattdessen könnte er auf dem Weg sein, den gemeinsamen Schatzsucher-Plan fortzusetzen und zu Ende zu bringen. 
    Sollte er dazu noch in Dar sein, gibt es eine Chance, ihn zu finden. An seiner Stelle würde ich mich in ein Hotel verkriechen, das Anonymität verspricht, wo keine Razzien zu erwarten sind, und ein paar Tage abtauchen. Da passt kein New Africa, kein Kempinski Kilimanjaro, sondern am ehesten ein etwas abseits, gleichwohl zentral gelegenes Haus. Das alte Sheraton! Bin ich doch erst vor ein paar Tagen dran vorbeigekommen. Früher mal Dar es Salaams teuerstes, internationalstes und anonymstes Haus, bis heute als „Serena“ so richtig schön kalt und unpersönlich. Dort werde ich mit der Suche beginnen. Sollte sich Petermann allerdings in eines der Strandhotels vor der Stadt verzogen haben – wär’ ja schlau! –, sinken meine Chancen ihn zu finden rapide. Dann bliebe mir höchstens noch, jeden Morgen um fünf den Bus nach Kilwa abzupassen. 
    Doch schon an der Einfahrt zum Parkplatz des „Serena“, auf dem der Fuhrpark ganzer Ministerien Platz hat, verlässt mich der Mut. Tanzanias erstes Luxushotel amerikanischer Art wirkt wie eine siebenstöckige Trutzburg moderner Zeiten. Vor dem Portal flattert wie vor einer Botschaft das Symbol der Macht schlechthin: die US-amerikanische Flagge, daneben die Fahnen auch vieler anderer Länder und sogar Tanzanias. Auf dem Dach thront die größte Antennenschüssel, die ich je sah. Die schmeißen mich doch hochkantig raus, wenn ich hier dumme Fragen stelle! Auf dem Hof patrouilliert ein Wachmann, der einheimische Habenichtse wie mich auf Meilen im Voraus riecht. Ich werde Petermann zuerst woanders suchen.
    Bis zum Nachmittag aber bleibt meine Odyssee durch die teuersten Hotels der Innenstadt erfolglos. Zwar lasse ich mich nicht noch einmal von imperialem Pomp abschrecken, frage im „Holiday Inn“, „New Avon“, „Peacock“, „Kilimanjaro“, „New Africa“, „Hyatt“, „Embassy“, sogar im heruntergekommenen „Agip“, doch nirgendwo eine Spur von Petermann. Gegen elf, eine Stunde vor Sonnenuntergang, beschließe ich, die Suche vorerst abzubrechen und Honorata in Empfang zu nehmen. Vielleicht fällt ihr ja was Besseres ein, als von Hotel zu Hotel zu ziehen. Das daladala zum Ubungo Bus Terminal ist mir meine patente Tante wert. Gerade will ich einsteigen, da verstellt mir ein riesenhafter Muskelmann den Weg: Kolimbas Leibwächter. Rüde rempelt mich der

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