Der Schatz von Njinjo (German Edition)
weeks only“), schaut dem Deutschen freundlich ins Gesicht und sieht sich nach einem Kollegen um. Der hat gerade seine helle Freude mit einem zappeligen Familienvater, den fünf kleine Kinder umschwärmen.
Dann wendet sich Petermanns Polizist wieder seinen wazungu zu und begrüßt den Briten, der direkt neben ihm gewartet hat. „ Karibu! How do you do, sir? Welcome back to Mtwara! Any Makonde with you? “, sagt’s, lacht, drückt Petermann, dem der Schweiß in Strömen rinnt, seinen Pass in die Hand und winkt die beiden Weißen durch. Unbehelligt passieren die wazungu auch das Hafentor. Am Ausgang wartet das letzte Taxi auf zahlungsfähige Gäste. Mit dem Lehrer vorneweg wird es geentert.
„Was kostet’s in die Stadt?“, fragt der Brite auf Swahili.
Die Antwort erfolgt in Zeichensprache: dreimal fünf Finger einer Hand, tausendfünfhundert. Anscheinend mag sich der Fahrer einfach nicht vorstellen, dass wazungu ihn verstehen.
„Schön und gut, danach dann mit dem muzungu hier“ – der Brite zeigt auf Petermann – „zum Hotel; kwenda. “
„ Yes, master “, antwortet der Taxifahrer, als ob sein englischer Wortschatz in der Kolonialzeit stecken geblieben wäre. Er schmeißt sein schrottreifes Gefährt an und tuckert los. Fünf Minuten später befinden sie sich am Ortsrand, wo der Kunsterzieher auf dem Hof von Freunden sein Moped abgestellt hat. „Ohne pikipiki sind Sie hier verloren!“ Er drückt Petermann siebenhundert Shilling in die Hand – „Mein Anteil!“ – und verabschiedet sich umstandslos. „Man sieht sich!“, gibt er Petermann mit auf den Weg. „Hier gibt’s nicht viel, wo man sich aus dem Weg gehen kann!“ Lacht, wirft sich aufs knatternde Zweirad und ist verschwunden.
Urplötzlich ist Petermann allein. „Zum Mtwara Hotel, tafadhali “, weist er den Taxifahrer an. Ein paar Suaheli-Worte wie das für „bitte“ hat er sich mittlerweile gemerkt. Nach den Strapazen der Schiffsfahrt will er sich das beste und teuerste Haus aus dem Reiseführer gönnen. (Wobei man wissen muss, dass das Buch für das so beschwerlich zu erreichende Mtwara daneben nur noch billige Klitschen als Unterkünfte erwähnt und kirchliche Gästehäuser. Die einzige erwähnenswerte „echte“ Luxusherberge liege in einem „alten Kolonialpalast“ zwölf Kilometer entfernt.) Der Taxifahrer hebt fünfmal alle zehn Finger und blickt seinen Gast fragend an.
„Fünftausend? Ist das nicht ein bisschen viel?“, versucht der Deutsche auf englisch zu protestieren.
Diesmal lässt der Fahrer seine Finger einzeln nach vorne klappen, deutlich bestimmter. An der Summe scheint kein Weg vorbeizuführen. Da auch die Verständigung so schlecht klappt, willigt Petermann ermattet ein.
„Gut, fahren sie.“
„ Mtwara Hoteli? “, fragt der Fahrer noch einmal zweifelnd seinen Gast. „ Ndiyo, yes, das sagte ich doch schon“, antwortet Petermann ein wenig gereizt, allmählich auch verunsichert. Viel teurer sollte es jetzt nicht mehr werden. Denn von Mtwara ab muss er jetzt rechnen. Aus Dar es Salaam hat er eine Million Shilling – 500 Euro – Bargeld mitgenommen, fast drei Zentimeter dick, und wo er das nächste Mal zum Geldtauschen kommt, ist ungewiss. Zudem hat er gelesen, dass die Wechselkurse außerhalb der wenigen Touristenstädte Tanzanias drastisch schlechter werden.
Einige Abbiegungen später, die in immer schlechtere und abgelegenere Straßen führen, wähnt sich der Deutsche am Ziel. Am Wegrand hat er ein verfallenes Hinweisschild aufs „Mtwara Hotel“ entdeckt. Sofort ärgert er sich über den für die kurze Strecke viel zu hohen Fahrpreis. Doch der Fahrer denkt gar nicht daran, schon anzuhalten. Schließlich, nach weiteren rund zehn Minuten Holperfahrt, hält das Taxi vor einem aufgelassenen Gelände an, Kilometer weit entfernt vom Ortskern, direkt am Meer. Mit freiem Blick auf die sanften Wellen des tiefblauen Ozeans stehen dort zwei Dutzend schmuck gemauerte Bungalows, denen jedoch Fenster, Innenleben und Dachstuhl fehlen. Die Wege dazwischen sind nur noch zu erahnen. Links sieht Petermann erneut ein verwittertes Schild: „Hier errichtet die Vereinigte Republik Tanzania mit Hilfe der Europäischen Union das ‚Mtwara Hotel’.“ Darunter als ausführende Firmen eine Reihe europäischer Namen, alle selbstverständlich mit Postfach in Dar es Salaam. Der Platz für Subunternehmer und Zulieferer ist nie beschrieben worden. Ganz unten rechts verrät eine Jahreszahl, wann Schild und Außenmauern der
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