Der Schatz von Njinjo (German Edition)
ihnen allerdings haben wir Pläne und bald auch die Mittel, unsere Blutsauger aus Indien und Pakistan, die noch nicht mal richtig beten, zu vertreiben.“
Petermann schweigt betreten. Nicht allein wegen Chilubas aufloderndem Rassismus, sondern auch, weil er viel zu müde ist, um dem Tribunal der christlichen Herren etwas entgegenzusetzen. Rundherum haben sich die Tresenplätze unter den Strohdächern mit dickbäuchigen Männern aus der Stadt gefüllt, kaum einer ohne junge Konkubine. Der Club scheint ihr Versammlungsort. Welch seltsamer Platz für Pater, Diakon und ihren Parteivertreter, die keinerlei Anstalten machen, aufzubrechen. Der Deutsche aber verabschiedet sich. Als er ins Bett geht, ist der Parkplatz vor dem Gelände gut gefüllt.
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32. Petermann steht früh auf
Am nächsten Morgen ist Petermann bereits kurz nach sechs auf den Beinen. Beim Frühstück – Rühreier, Nestlé Instant-Kaffee, Weißbrot, kenyanische Margarine und triefend süße, rote Pflaumenmarmelade – ist er der einzige Gast. Er fühlt sich halbwegs ausgeschlafen und freut sich auf die Weiterreise: Keine Nacht länger mit solcherart Bekannten, nein, so abgelegen wie in diesem „besten Haus am Platze“ möchte er nicht noch einmal unterkommen. Da helfen auch keine berauschenden Blicke auf den Ozean direkt vor der Tür.
Als um viertel nach acht noch immer kein Taxi vor dem Club auftaucht, das er für viertel vor acht bestellt hatte, macht er sich trotzig zu Fuß und trampend auf, den „Neun-Uhr-Bus“ noch zu erreichen. Tatsächlich hält nach einer guten halben Stunde, als er bereits einen Kilometer mit dem Rucksack auf dem Buckel hat und schweißgebadet mit dem Daumen winkt, das zweite Auto dieses Morgens, ein Landrover finnischer Brunnenbauer. Kumpelhaft bringen die Finnen ihn zum Busbahnhof.
Dort allerdings steht weit und breit kein Bus, erst recht keiner, der nach Lindi fährt. Stattdessen wimmelt es vor Polizei und daladalas. Rund zwanzig Polizisten haben die Aus- und Einfahrt abgeriegelt, durchstöbern Ticketstuben und Sammeltaxis. Petermann, der sich kaum traute, aus dem Rover der Finnen auszusteigen, hält sich im Hintergrund.
Nachdem ihn der dritte Polizist mit dem Blick gestreift und sofort wieder ignoriert hat, wird er mutiger. Er geht auf den nächstbesten Passanten zu und fragt nach dem Grund des Aufmarschs. Der Mann jedoch versteht sein Englisch nicht. Auch der nächste, den er anspricht, blickt ihn nur verständnislos an und weist mit den Augen auf die Bahnhofswache. Dort sitzt hinter einem Fenster der Parteisekretär von gestern Abend. Blitzschnell wendet Petermann sich ab. Dass Christopher Chiluba ihn schon seit längerem beobachtet, hat er nicht erkennen können. Der dritte Mensch, den Petermann dann fragt, ist Polizist.
„Sir, was ist hier los?“
„Wer will das wissen? Wer sind sie denn?“ Energisch kanzelt der Polizeioffizier den muzungu ab. „Haben Sie eine bestimmte Funktion, oder was wollen Sie?“
„Oh, pardon, ich bin nur auf der Durchreise, will nach Lindi. Können Sie mir vielleicht sagen, ob der Bus schon abgefahren ist?“
„Welcher Bus? Hier fährt heute Vormittag bestimmt kein Bus nach Norden. Woher kommen sie denn überhaupt?“
Petermann sackt das Herz in die Hose. „Oh, aus dem Norden ...“, stammelt er und rauft sich die Haare.
„So, so, ein Spaßvogel, wa? Na dann wollen wir Ihnen doch mal zeigen, wie spaßig wir hierzulande werden können, wa?“ Der hämische Ton des Bullen lässt Böses ahnen. „Sergeant“, brüllt er unvermutet, „festnehmen!“
Keine Minute später hat der Sergeant Petermann Handfesseln aus Plastik angelegt und abgeführt. Schatzsuche beendet, alles aus! Wird er am Ende noch das Flugzeug bezahlen müssen, mit dem man ihn zurück nach Dar es Salaam verfrachtet?
Mtwaras Polizei-Präsidium liegt gleich um die Ecke. Dort setzt man den Deutschen auf eine Bank im leeren Flur des dritten Stocks und bedeutet ihm zu warten. Seinen Rucksack hat man ihm am Eingang abgenommen. Niemand scheint ihn zu bemerken oder zu beobachten. Chancen zur Flucht gibt es trotzdem nicht: Selbst wenn es gelänge, das Gebäude unbehelligt zu verlassen, so wüsste der Deutsche danach gar nicht wohin. Geschweige denn, wie dieses elende Kaff denn zu verlassen wäre. Also wartet er brav und bastelt an einer glaubhaften Geschichte, die ihn vielleicht noch einmal raushauen könnte. Eine gute Stunde hat er Zeit dafür, dann holt man ihn ab zum Verhör.
Im Zimmer sitzen ein
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